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6. Das Kultmysterium der Ekklesia

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Grundlegendes zur Ekklesiologie Casels haben wir uns bereits im 1. Paragraphen vor Augen geführt. Bei Casel wird die Heilsvermittlung grundsätzlich ganzheitlich und personal verstanden und daher ist die Gnade ganz konkret verstanden. Die Einheit von Gläubigen und Christus ist als „Mitsterben und Mitleben“ der Gläubigen mit Christus angesehen. Dieses „mit“ Christus bildet die sakramentale Grundgestalt.454 Taufe und Eucharistie sind für Casel, gerade durch die Normativität der Väterzeit, der eigentliche Ausgangspunkt für das „mit Christus“. Als sacramenta maiora sind sie Fixpunkt für die christozentrische Ausrichtung auf die Passion Christi, in der ihr Entstehen liegt. Die übrigen Sakramente, mit Ausnahme der Firmung, sind somit schwieriger von Casel in eine so eng konzipierte Sakramententheologie einzufügen. Priesterweihe, Ehe, Buße und Krankensalbung versteht er darum eher vom Sein und Handeln der Kirche her als zentrale Verwirklichungsweisen des Kircheseins und zugleich als Manifestation der Lebensgemeinschaft mit dem Haupt Christus. Casels Anliegen ist es, eine losgelöste und individuelle Gnadenvermittlung abzuwehren und vielmehr eine tätige Mitwirkung der Kirche im Sakrament aufzeigen. Das Sakrament erhält von Casel die Bedeutung einer Ausdruckshandlung der inneren Beziehung von Christus und Kirche: Sakramente sind von Christus bereitstellt, damit die Kirche Christi Liebe nun in unüberbietbarem Symbol ausdrücken kann.455

Dieses Konzept sieht im Kultmysterium nicht allein die Gnadenwirkung, also allein den Effekt aus dem Heilshandeln Christi, sondern das Erlösungswerk selbst wird als solches gegenwärtig gesetzt. Es wendet sich also gegen jedwede Effektustheorie. Auch wenn Casel eine ablehnende Haltung gegenüber der Scholastik einnimmt, beruft er sich doch öfter auf das scholastische Grundprinzip „Gratia supponit et perficit naturam“, meist in Bezug auf die heidnischen Mysterienkulte und ihr Verhältnis zu den christlichen Sakramenten. Um seine Argumentation zu festigen, greift er auf Thomas von Aquin zurück. Doch lässt sich zeigen, dass Thomas letztlich nicht für die These Casels Pate stehen kann, sondern nur als Zeuge der Tradition benannt werden kann. Als Theologe sieht Thomas von Aquin dann doch schon die schlichte Gegenwart der Gnade mit dem rein symbolischen Gedächtnis des Heilswerkes. Casel will aber im Kultmysterium die geschichtliche Heilstat als „pneumatisches Geschehen“ gegenwärtig sehen, d.h. die Heilstat, in der seinsmäßigen Wandlung vom Leiden zur Herrlichkeit hindurch, wird nicht neu von Karfreitag bis Ostern vollzogen, sondern wird unter einem kultischen Symbol gegenwärtig. Casel geht es bewusst nicht um die Gegenwärtigwerdung nur der Gnadenwirkung des österlichen Erlösungsgeschehens.456 Für Casel steht immer die Vergegenwärtigung des ganzen Christusmysteriums im Vordergrund aller Ekklesiologie. Warum legt er aber diesen besonderen Wert auf die kultische Vergegenwärtigung des Christusmysteriums?

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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