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6.3 Mysteriennachfolge im Kultmysterium der Ekklesia
ОглавлениеMit dem Verständnis der Nachfolge als Mysteriennachfolge will Casel den absoluten Vorrang der Gnade wahren und zugleich den Christen in die unmittelbare Nähe des verklärten Herrn bringen. Auf diese Weise ist das sakramentale Handeln der grundlegende Akt jedweder Nachfolge, da die Mysteriennachfolge verstanden wird als Mitleben mit Christus, als Glieder am Leibe Christi. Wiederum ist das Sakrament charakterisiert als die objektive Gegenwart der Heilstaten Christi. Zugleich wird in dieser Beziehung die vorrangige Christozentrik Caselscher Denkform deutlich: Christus ist im Leben des einzelnen Christen die innerste und zugleich objektivste Lebensgrundlage. Der Christ soll zu einem „alter Christus“ in seinem je eigenen Leben werden, eben durch den Vollzug der Sakramente, d.h. die Mysteriennachfolge. Dabei kommt noch ein weiterer Punkt im Hinblick auf die Anthropologie Casels zum Vorschein: Der Mensch ist geschaffenes Abbild Gottes und zugleich Symbol der Einheit von Gott und Mensch, die im Gottmenschen Christus Grund gelegt ist. Die Anthropologie ist mit der Christozentrik verschlungen. Im Mysterium geht es um das wirkliche Mitsterben mit Christus, um so zum wahren Menschen zu werden. Dabei schränkt Casel ein und betont, dass die Voraussetzung für diese Metamorphose die Teilnahme am Mysterium ist, an dem, was Christus getan hat. Durch die Zielsetzung der physischen Lebenseinheit wird dem Menschen in dieser Konzeption nichts genommen, sondern er wird zur wahren Größe geführt, durch die Gabe des Pneumas. Das Sakrament ist als Weg zum wahren Menschsein definiert. Dabei stellt Schilson die Frage, ob bei Casel der Abstand Gott - Mensch durch diese Ausrichtung noch gewahrt bleibt.464