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5. Ekklesia als Mutter

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Die Nomination der Ekklesia als Mutter versteht Casel als eine weiterentwickelte und eng mit der Titulation Jungfrau-Braut verbundene Bezeichnung der Kirche. Den Ursprung der „Jungfrau-Mutter Ekklesia“ lokalisiert er gleichfalls im Kreuzestod Jesu Christi, wo sie aus Wasser und Blut seiner Seitenwunde hervorgeht. Zugleich erhält sie in diesem für sie passiven Akt des Hervorgangs die Aufgabe, selbst aktiv zu sein und ihrem Bräutigam Christus neue Kinder der Kirche, aus seiner Kraft durch das Taufbad, für die Ewigkeit zu gebären.429 Diesen Gebärvorgang bezieht Casel auf das Erfülltsein durch das heilige Pneuma: Dem Pneuma nach ist die Ekklesia Mutter.430

Weil in und durch die Taufe die Ekklesia, durch das ihr vom Herrn geschenkte Pneuma, neue Kinder Gottes gebiert, darum bezeichnet Casel die Kirche als virgo mater.431 Für Casel steht unumstößlich fest, dass die Ekklesia als Braut Christi so erhöht ist, dass sie mit Christus und durch ihn Mutter der Gnade ist und ihr ein heiliges Priestertum zu Eigen geworden ist. Das Einigungsprinzip des Miteinanders und Ineinanders von Christus und Ekklesia ist das Pneuma, die Gabe an die Kirche durch Christus, der durch seinen Kreuzestod den Weg des Pneumas in die Welt und in die Kirche ermöglicht. Die Salbung mit Chrisam macht die Kirche als Ganzes und die Einzelseele in ihr zu einem zweiten Christus und gleicht sie so dem Herrn, dem Geistträger schlechthin, an. So wird die Kirche selbst zur Pneumaträgerin und zur Prophetin des Neuen Bundes, zum Mund, durch den Gott spricht. Das Pneuma ist das innere Lebensprinzip der Kirche und alles, was die Kirche tut, ist aus dem Pneuma geboren, somit göttlich und heilig. Jeder Christ in der Kirche ist Träger des heiligen Pneumas.432

Diese verborgenen Vorgänge sieht Casel durch ein sichtbares Bild der Mutter verdeutlicht bzw. ablesbar. Die Gott gegenüber seiende und ihm anhangende Jungfrau-Braut und Gattin wird durch Gott selbst zur Mutter. Die geistig sich vollziehende Vereinigung beschreibt Casel als einen erhöhenden, stärkenden und geistig fruchtbar machenden Vorgang. Als Bild dieses Vorganges führt er die Mutter Jesu an. An ihrem Leben ist der Akt der Kirche für ihn ablesbar und aus diesem Grund gebührt ihr, der Mutter Jesu, die Stellung als Vorbild aller virgines Christi.433 Neben der Mutter Jesu, werden im Altertum auch die Heiligen in einem tiefen Sinn als Glieder der Ekklesia und somit Glieder Christi verstanden. Daher sieht Casel die Heiligenverehrung in erster Linie als Christusverehrung. Die Heiligen zeichnen jeweils einen Typus der Ekklesia. Das Verschwinden dieses alten Verständnisses führt später zur Individualisierung der Heiligenverehrung, besonders der Marienverehrung. So vermisst Casel Vieles, das verloren ging bzw. überlagert wurde, was jedoch vom Ursprung her von der ganzen Ekklesia ausgesagt wurde.434 Beispielsweise ist es bei Casel ein wichtiger Punkt, dass das Psalmwort „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt“ (Ps 2,7) auf die Ekklesia und gleichfalls auf die christliche Einzelseele, die anima ekklesiastica, Anwendung findet. Im Mysterium der Taufe wird die Gnade der Kindschaft Gottes wieder hergestellt. Nun ist der Christ in seinem Leben dazu aufgerufen, in den Mysterien der Kirche dem vollkommenen Menschenbild immer mehr gerechter zu werden, um schließlich durch den Menschensohn zum vollen Menschen, d.h. wie Gott ihn im ewigen Schöpferwillen gewollt hat, zu werden.435 Die Mysterien der Kirche werden wir später behandeln. Wenn Casel nun die Heiligen und allen voran die Mutter Maria als vorbildliche Topoi der einen Ekklesia neu verständlich machen will, müssen wir uns im Hinblick auf etwaige Auswirkungen auf die Frage nach dem Opfer der Kirche, zunächst hier mit dem Bild der Mutter Kirche eingehender befassen.

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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