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2.5 Christusmysterium – Christusmystik – Christologie in Liturgie – Christusgnosis

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Beginnen wir nochmals beim Zentralbegriff der Caselschen Theologie schlechthin, dem Mysterium. Casel sieht im urchristlichen Begriff „Mysterium“ eine Lebenswirklichkeit ausgesagt, die den ganzen Menschen angeht und deren zentralste Verwirklichung sich schließlich im Kult zeigt. Die Christuserkenntnis soll nicht auf der Ebene des Rationalismus gesucht werden, wie es Casel den Neuscholastikern vorwirft, sondern mittels praktischer, d.h. kultischer Erfahrung, erfahren werden. Der Kultteilnehmer erlebt dort das Einverleibtwerden in göttliche Wahrheitssubstanz, ja das Hineingezogenwerden in Christus und so in Gott selbst. Casels Position der Gotteserkenntnis hat somit eine dreifache Ausfaltung. Zunächst ist Christus durch den Glauben anzuerkennen. Dann muss die im Glaubensgehorsam erlangte Wahrheit mittels Gebet und Studium der Schriften vertieft werden. Letztlich ergibt dieses ein lebendiges Hineinwachsen in eine immer inniger werdende Christusvereinigung bei gleichzeitiger wachsender Gnosis, Gnosis im oben schon dargelegten spezifischen Sinne Casels. Casels Weg lässt sich als ursprünglicher Weg einer Christus-Mystik charakterisieren, die wesentlich praktische Erkenntnis und Wissenschaft beinhaltet. Voraussetzung ist immer die Teilnahme am Kultmysterium. Diese Christus-Mystik ist nicht ein subjektives Vollziehen einer Mystik, sondern die Kirche bildet den Ort objektiver Mystik. Damit wird eine Trennung zu neuzeitlichen Mystikformen gezogen, die nach der Beziehung der Seele zu Gott fragen. Die Praxis des Glaubens und die Praxis des sakramentalen Lebens bilden den Rahmen der Caselschen Christus-Mystik, d.h. eine Art Christus-Vereinigung.352 Diesen Baustein in Casels Ansatz werden wir später in der Betrachtung der Ekklesiologie vertiefen. Hier zunächst nur die Feststellung: Das Sakrament ist der Ort, an dem diese wahre Begegnung und Angleichung an die sakramental repräsentierte Heilstat Christi vollzogen wird. Der Mensch wird als ganzer angesprochen und pneumatisch umgeprägt.353 Die Heilstat Christi, die hier genannt wird, verweist zugleich auf eine weitere Verknüpfung mit der Christologie hin. Casels Christozentrik ist soteriologischanthropologisch ausgerichtet.354

Bei Casel steht immer die Christus gewirkte Erlösung im Zentrum seiner Überlegungen. Daher ist eine genetische Herleitung des christlichen Mysteriums aus den heidnischen unmöglich. Die Analogie ist gleichfalls ausgeschlossen, jedoch nicht eine Abhängigkeit.355 Daraus ergibt sich das Caselsche Verständnis des Christentums, das nicht eine Weltanschauung mit religiösem Hintergrund sein soll. Ebenso soll es mehr sein als ein System von dogmatisch festgelegten Wahrheiten. Auch soll es nicht allein von der Religiosität eines Individuums her geprägte Haltung Gott gegenüber sein. Bei Casel zeigt sich das Christentum als Religion der Christus-Mystik, der Einswerdung mit dem pneumatischen Herrn, Einswerdung mit Christus im Pneuma. Das Leben eines Christen wird dem Leben Christi gleich. Darin zeigt sich ein objektives Lebensprinzip, dass mehr sein soll als das Nachleben des Lebens einer anderen geschichtlichen Person, hier dem Leben Christi (Casels Distanz zur Leben-Jesu-Frömmigkeit und der Ablehnung der liberalen Theologie wird darin deutlich). Was Casel will, ist personale Christusmystik, eine Verbundenheit mit Christus, die das ganze Dasein des Menschen ergreift, was dennoch keinesfalls in individualistische und innerliche Mystik abgleiten soll. Im Christentum geht es demnach um die Gottesbeziehung von Gott und Mensch, die in Christus offenbar geworden ist.356 Es zeigt sich eine Verschränkung von Theozentrik, Christozentrik und Anthropozentrik. Der Sinn des Christentums liegt in Casels Theologie darin, dass der Mensch zum „Christus“ umgestaltet wird. D.h., dass es zu einer Umformung zur Urform, zu einem zweiten Christus kommen soll. Der Mensch ist Abbild Gottes und somit auch als Mysterium bezeichenbar. Es geht Casel um den „wahren Menschen“. Der Christ ist Christus, der neuen άϱχή, nachgebildet. Das Menschsein wird so ganz über die Christozentrik definiert.357

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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