Читать книгу Die Eucharistie als Opfer der Kirche - Michael Hesse - Страница 76
2.3 Einheit in der Sohnschaft und einen Gnade
ОглавлениеWir stellten bei Casel fest: Die Einheit in dem Christus bringt für die Glieder der Ekklesia, die Sohnschaft im Sohne mit sich. Jesus Christus ist durch Tod und Auferstehung hinein genommen in die Trinität, auch und gerade der Menschheit nach. Was von Christus an sich gilt, nimmt Casel zugleich von dem Christus, dem totalen Sohn, wie er formuliert, an. Der Blick auf seinen Sohn lässt Gott zugleich die ganze Ekklesia sehen. Der totale Christus ist der wahre Sohn, der definiert wird, als Einheit vom Sohn (Logos) in der Trinität, inklusive der angenommen Menschheit und dem durch die Gnade der Menschwerdung neugezeugten Menschengeschlecht. Die Glieder Christi sind Glieder des Sohnes, in einer Einheit ohne Trennung und Vermischung. Die gnadenhafte Hineinnahme in den eingeborenen Sohn macht die Glieder in Gemeinschaft mit Christus zu dem einen Sohn. Die Sohnzeugung der Glieder der Ekklesia geschieht dabei durch die einzige göttliche Sohneszeugung, die Zeugung des innertrinitarischen Sohnes aus dem Vater, hindurch. Dabei schränkt Casel ein, dass Gott die Gläubigen nicht wie den einzigen Sohn zeugt, sondern sie nur mitzeugt und mitliebt, eben wenn diese sich dem einzigen Sohn anschließen.383 Die Sohnschaft der Gläubigen ist somit in der Teilhabe am Sein des Sohnes begründet, in dem die menschliche Natur mit der Person des göttlichen Logos geeint ist. Die Menschheit Jesu ist durch Tod und Auferstehung ganz in die Wesenheit des Logos aufgenommen worden. Von da aus strömt die Fülle der Gnade auf die Gläubigen über. Die Menschheit des Sohnes wird so zum Schlüssel der Sohnesannahme und Gemeinschaft mit dem Vater.384 Die hypostatische Union ist für Casel der Urgrund, warum die menschliche Natur in Christus die Gnadenfülle erhält. Dadurch ist Christus über jedwedes Geschöpf unendlich hoch erhaben zu denken. Nun bleibt dieses Privileg des Pneumas, der Gnade, nicht auf Christus beschränkt, sondern teilt sich dem Gläubigen mit, so dass von einer einzigen Gnade zu sprechen ist. Er deutet das Leben der Gnade in der Kirche als die Ausdehnung der Inkarnation. So ist es für ihn auch diese eine Gnade, die zur Einheit von Christus und Kirche führt: Der eine (pneumatische) Christus wächst über die Jahre durch das Einssein im Pneuma heran.385
Gnade will Casel darum nicht als eine übernatürliche Kluft zwischen Gott und Mensch begreifen, sondern als eine Gleichgestaltung mit der Person Christi und deren Geschichte und Geschick. Das spezifisch Christliche definiert sich durch die prinzipiell unverdiente und unverdienbare Gnade. Sie ist Geschenk Gottes, die zu einem christlichen und sittlichen Leben befähigt. Christsein ist in der Caselschen Denkform gleichgesetzt mit „Eingliederung in Christus“, woraus sich wiederum Auswirkungen auf die Sakramententheologie ergeben. Taufe und Eucharistie bilden die Grundlage des Identifikationsprozesses.386 Auf diese sakramental-ekklesiale Thematik werden wir erst später genauer eingehen. Zunächst geht es um die Art und Weise der von Casel gesetzten Gleichgestaltung der Gläubigen mit Christus.
Die Christen sollen dem Vorbild des Sohnes Gottes gleichförmig werden. Die darin liegende Schwierigkeit betrifft die hypostatische Union, die allein der Herr selbst besitzt. Die Lösung sieht Casel in der These des Abbild vom Urbild, das heißt hier konkret, dass die Umgestaltung in der Gnade begründet liegt und nicht in der Natur. Die menschliche Seele wird übernatürlich umgestaltet zu einem Bild des Sohnes Gottes. Der Mensch, bestehend aus Leib und Seele, ist ein natürliches Bild des Logos zu dem das übernatürliche Bild des Pneumas hinzutritt und als Gnade die Seele nach göttlichem Vorbild umbildet. Casel nennt dies die Wiedergeburt zum geistlichen Menschen, zum Werden zu Pneumatikern. Die Grundlage dieses Vorganges bilden der demütige Glauben und die Pneumagabe in Taufe und Firmung. Hier lichtet sich das Verständnis von Pneuma im Gedankengang Casels: Gott wohnt auf Grund des geschaffenen Pneumas, dass heiligmachende Gnade genannt wird, in den Seelen der Gläubigen, d.h. Gott wohnt selbst in der geheiligten Seele und äußert sich in den Charismata, die alle letztlich auf das eine Pneuma zurückgehen und zusammen das eine Pneuma der Kirche bilden, dass wiederum die Einheit mit dem Bräutigam Christus Grund legt.387 Es stellt sich weitergehend die Frage, wie die Einheit in Pneuma und Gnade in der einen Sohnschaft überhaupt sichtbar werden kann? Casels Antwort ist mit dem Terminus Agape verknüpft. Diesem Gedankengang widmen wir uns deshalb im nächsten Punkt, um das Verhältnis der Gläubigen zu Christus und in opfertheologischer Weise zum Vater tiefgreifender zu ergründen.