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3.2 Erschaffung der Ekklesia im Kreuzesopfer

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Das Kreuz ist in Casels Konzeption schlechthin der Ort, an dem der Herr sich seine Braut aus dem eigenen Blut erschafft und zugleich sich mit ihr vermählt. Aus dem Blut des Bräutigams Christus entspringt das Pneuma, erfüllt die Braut und traut sie ihm an. Casel hebt hervor, dass es eine Verbindung zwischen Pneuma, Wasser und Blut gibt. Das Herzblut Christi strömt in die Braut über und macht sie so zur Blutsverwandten, wobei das Motiv des einen Leibes, das wir oben ähnlich gedeutet sahen, hineinspielt. Casel verwendet hier als eigenen Begriff: Kreuzeshochzeit.407 Das Pascha des Herrn ist Heilige Hochzeit. Nachdem der Bräutigam verherrlicht ist, holt er seine Braut zur Hochzeit und schenkt ihr als Angeld der künftigen Herrlichkeit das Pneuma. Da sie mit ihm auferstanden ist, thront sie mit ihm, dem Auferstandenen, zur Rechten Gottes. Den mystisch-bleibenden Vollzug dieser Hochzeit für die Ekklesia positioniert Casel in die Taufhandlung hinein. Im Wasser werden die Menschen fortan zu Gliedern am Leib Christi.408

Der Zeitpunkt, ab dem die Kirche als Braut existiert, setzt Casel mit dem Kreuzestod Jesu an. Sie wird ins göttliche Leben gerufen, das durch Christi eigenes Blut am Kreuz erworben ist. Dieses Gottesleben wird mit dem Heiligen Pneuma gleichgesetzt mit dem Hinweis auf Joh 7,23. Aus dem verklärten Leib Christi strömt heiliges Wasser reinigend über den pneumatischen Leib, die Ekklesia, seine angetraute Frau, und belebt ihn durch österliches Leben. Die Gleichzeitigkeit von Erschaffung der Braut und Vermählung mit der Braut wird vorausgesetzt, beides durch die Vermittlung durch das neue Gottesleben aus Christi Tod. Das in Gott entspringende Osterleben ist die Hochzeitsgabe des himmlischen Bräutigams an die Kirche.409 Bei Casel steht die Jungfrau-Braut Ekklesia damit gleichberechtigt neben Christus und ist zugleich mit Christus zum einen pneumatischen Christus, dem Sohn des himmlischen Vaters, geeint.410 Das Spezifische dieses Kirchenbildes liegt im passiven, demütigen Ansatz.411

Wir müssen nochmals den Blick auf das Entstehen der Braut lenken. Casel betont Christus als den neuen Adam ganz im Sinne des Epheserbriefes. Die neue Frau, die Ekklesia, entsteht aus dem Fleisch des neuen Mannes Christus. Sie wird aus dem Fleisch geboren und zugleich genährt. Beide sind zugleich eins, wie oben dargestellt, durch das gemeinsame Lebenspneuma: Christus das Haupt, die Ekklesia der Leib. Die Ekklesia ist dem Bräutigam Untertan als eine Gefesselte der Liebe, wie es Casel umschreibt, und will dem Bräutigam ganz zu Eigen sein.412 Die Ekklesia soll im Beziehungsgefüge jedoch nicht als Sklavin angesehen werden.413 Casel konstatiert vielmehr dazu, dass die weibliche Natur gemäß dem Schöpferwillen sich danach sehnt, einem Bräutigam zu folgen, in dem Sinne, ihr Selbst aufzugeben, um dadurch zu einem höheren Prinzip zu gelangen. Es ist das Verhältnis von schenkender Liebe und dem Geliebtwerden. Die Rolle des Bräutigams ist es gemäß Casel, sich für seine Braut aus Liebe aufzuopfern, um ihr alles mitzuteilen, was er besitzt. Daraus ergibt sich die Einheit in vollem Sinn mit dem Einheitsprinzip des Pneumas. Das Geschehen der Paschanacht bedeutet für das Verhältnis von Braut und Bräutigam, dass die Braut zur Gattin wird. Sie ist dem Bräutigam vom Vater als Siegespreis geschenkt.414

Das Einssein mit dem Herrn ist bei Casel, wie wir sehen, als Agape, im Sinne von Unterwerfung in Liebe, verstanden. So wie der Sohn am Herzen des göttlichen Vaters ruht, ruht die Braut am Herzen des Bräutigams. Sie stellt sich freiwillig in ein Abhängigkeitsverhältnis, weil sie im Empfangen des Höchsten die Agape selbst empfängt, die aus gegenseitigem Geben und Nehmen, Schenken und Sich-Zurückschenken definierbar ist. Was bedeutet dies für den einzelnen Menschen? Der Mensch muss der Liebe Gottes mit seinem eigenen Geöffnetsein entsprechen bzw. antworten. Casel konstatiert dazu, dass der einzelne Mensch zwar vor der göttlichen Agape verschwindet, jedoch dennoch als ein für Gott geöffneter Mensch in freier Liebe Gott gegenübersteht, und das immer innerhalb der bräutlichen Haltung der Kirche. Demnach heißt „Braut sein“ für Casel: Sich ganz einem höheren Prinzip hingeben, das Gefäß für das Höhere sein, ohne zu versuchen das Tun des Bräutigams zu erklären. Die Ekklesia will ihren Bräutigam Christus über sich in strahlendem Glanz sehen und nicht zu sich durch Erklärungsversuche herabziehen. Casel betont zugleich aber das tätige Element der Liebesgemeinschaft, die zur Leidensgemeinschaft werden muss. Die Braut muss alles mitleben, was ihr Bräutigam er- und durchlebt. Christus leidet aus Agape und wer nun mit Christus leidet, erfährt auch schon jetzt eine geheime Verklärung, die jedoch erst bei der Parusie des Herrn offenbar werden wird.415 Casel sieht darin nicht einen Verzicht der Ekklesia auf die Herrlichkeit Christi, vielmehr definiert er so die Ekklesia als Christi Abglanz. Je mehr Christus herrlich ist, um so mehr ist es auch die Ekklesia, da sie ihr Licht von ihm hat. Je mehr Christus in der Glorie des Vaters erkannt wird, desto mehr erkennt man die Größe und Schönheit der Kirche in ihrer himmlischen Gestalt. D. h. für Casel: Wer Jesus nur als Mensch betrachtet, sieht die Kirche nur als äußere, menschliche Erscheinung.416

Zum einen ist in Casels Konzeption die ganze Ekklesia Braut Christi, andererseits gilt dies für die einzelne anima ekklesiastica, den einzelnen Gläubigen. Dahinter verbirgt sich eine nicht menschliche Liebe, die zudem nicht auf die bloße Menschheit Christi zurückzuführen wäre. Die verborgen liegende Liebe ist im pneumatischen Christus fundamentiert, bedient sich aber der sinnlich erfahrbaren Menschheit Christi, die das verklärte und pneumatisch erhöhte Symbol der Gottheit ist.417

Die Ekklesia ist die vom Vater Auserwählte, vom Sohn Erlöste und vom Pneuma Vollendete. Casel blickt besonders gern auf die ekklesiologischen Implikationen im Epheserbrief. Der Geist schenkt der Ekklesia die Heiligung der Dreifaltigkeit. Diese fließt ihr durch Christus, den Hohepriester zu, der der Erhöhte und zum Pneuma Gewordene ist. Dieses Geheimnis sieht Casel im Pfingstmysterium besonders verdeutlicht. Der erhöhte Herr schafft sich die Kirche als seinen Leib. Er ist ihr Haupt. Zugleich ist er ihr Bräutigam und vermählt sich mit ihr durch die Mitteilung der göttlichen Lebenskraft des Pneumas. Aus dieser Denkweise ergibt sich die Schlussfolgerung, dass der Einzelne zur Kirche gehen muss, um an der „Brautgabe“ der Unverweslichkeit, dem Pneuma, Anteil zu erhalten. Damit ist das Pfingstereignis mit der Kirchengründung Konsequenz des Pascha-Mysteriums, um jeden Gläubigen zum Pneumaträger machen zu können.418

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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