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2.2 Eingliederung des Menschen in den pneumatischen Christus

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Die Eingliederung der Gläubigen in den mystischen, d.h. pneumatischen Leib Christi, ist die Grundlage der christlichen Gemeinschaft. So gelangt Casel zu der Definition seines Begriffes vom „Gottmenschen“, der schon einige Male gefallen ist. Er ist das mystische Haupt aller an ihn Glaubenden, die durch die Taufe ihm einverleibt wurden. Vom Haupte aus durchdringt das übernatürliche, göttliche Leben, eben das Pneuma, den gesamten Leib und vollendet ihn zu einem geschlossenen Organismus, der fortan ein einziges Lebensprinzip hat. Dabei unterscheiden sich zwei Wahrnehmungsformen. Im himmlischen Bereich teilt sich diese Einheit unmittelbar mit. Dem irdischen Gläubigen ist diese Unmittelbarkeit noch nicht geschenkt. Er muss daran glauben und hat dafür als Unterpfand die Mysterien der Kirche, an erster Stelle die Eucharistie. Sie ist als sakramentaler Leib Christi die Nahrung für den mystischen Leib Christi. So wird die Eucharistie zum Einheitsband des neuen und ewigen Bundes. Casel betont damit, dass die Eucharistie sowohl die Gläubigen mit Gott, als auch untereinander verbindet.376 Die Gläubigen essen und trinken den getöteten Herrn und werden auf diese Weise ein Leib mit ihm, getränkt mit seinem einen Pneuma, wie schon Paulus in 1 Kor 12,13 schreibt. Das Trinken des Blutes bedeutet die innigste Vereinigung mit Christus selbst. Casel betont zugleich, dass die Eucharistie schon sakramental die Auferstehung beinhaltet, da sonst gar nicht vom Sakrament des Heiles gesprochen werden kann.377

Sein Ansatz basiert dabei zunächst in der augustinischen Leib-Christi-Auffassung. Der eine neue Mensch, gemeint ist Christus und die Kirche, erscheint als eine Wirklichkeit kollektiver Ordnung, da dieser neue Mensch aus den Einzelwesen gebildet wird. Dieser äußerlichen Betrachtung stellt Casel eine innerliche Betrachtung zur Seite, die sich der innerlichen Verwirklichung der Einheit der Einzelwesen zum einen neuen Menschen widmet: Eine seins- und wesenhafte Einheit, eine übernatürliche Einheit. Demnach ist das Kreuz Jesu der Ort, an dem die Einheit in Blut und Pneuma Christi geschaffen ist. Das Pneuma Christi begründet die Einheit, nachdem im Tod Jesu alles Trennende der Sünde entfernt ist.378 Der „Leib des Herrn“ meint hier also die Gesamtheit aller Gläubigen.379

Diese so genannte eine Person, der eine neue Mensch, verinnerlicht die göttliche Einheit des Pneumas, das alle Unterschiede und Trennungen hinwegnimmt. Das menschliche Beurteilungsschema neigt nach Casel dazu, die Unterschiede hervorzuheben, welche letztlich schon im Leib Christi überwunden und zur Einheit geführt sind (Kol 3,11). Der pneumatische Christus, dessen innerstes Prinzip das göttliche Pneuma ist, kann gar nicht anders, als zur Einheit zusammenführen. Paulus verfolgte nicht einzelne Christen (vgl. Apg 9,4), sondern den Christus. Casel sieht hierin das paulinische Verständnis des Mysteriums. Die Einheit Christi und der Ekklesia ist dieses Mysterium. In dieser Einheit besteht demnach das ganze Christus-Mysterium, das Mysterium des einen pneumatischen Christus, auf den der ganze Heilsplan zuläuft. Dieses Mysterium ist, das muss Casel zugestehen, zwar noch verborgen, dennoch schon Wirklichkeit. Der Einzelne ist wiederum berufen durch den Glauben, einzugehen in dieses Mysterium, d.h. Christus in sich wohnen zu lassen. Casel sieht die Bestätigung in Gal 2,20: Ich lebe, aber nicht mehr als Ich! Es lebt vielmehr in mir Christus. Die Einheit, die hier vertreten wird, ist eine Einheit in der Zweiheit. D.h., dass das selbständige Existieren bestehen bleibt, sonst wäre keine Agape möglich. Somit ist deutlich, dass in der Christus-Mensch-Einheit sich bei Casel die trinitarische Agape-Einheit widerspiegelt, die jedoch nur mit den Augen des Pneumas zu erfassen ist.380

Die Auswirkung, die diese Sichtweise mit sich bringt, bezeichnet Casel in zweierlei Hinsicht. Zum einen sagt er, dass die, die zu dem einen Christus gehören, einen neuen Namen erhalten: Christus. Daran schließt sich der zweite Schritt an, die Zuerkennung der Sohnschaft, d.h. durch Christus werden alle zu Söhnen Gottes, Hohepriester des Allerhöchsten, Beisitzer am Thron des Herrn und bilden so die Ekklesia.381 Die innere Verbindung ist dabei frei von jeglichen Grenzen einzelner Individuen. Das Ich herrscht nicht mehr, sondern Christus hat diesen Platz eingenommen durch das innere Einheitsprinzip des Pneumas. Daher steht laut Casel der Ekklesia die Namensgebung „der Christus“ zu, da sie die sichtbare Gestalt dieses Einheitsprinzips im Pneuma und von daher in der Agape darstellt.382

Die Eucharistie als Opfer der Kirche

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