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Die Vorgeschichte

„Iberien gleicht einer Ochsenhaut, die sich der Länge nach von West nach Ost ausdehnt.“

(Strabon 3, 1,3)

Um ein möglichst vollständiges Bild von den Voraussetzungen der alten – und auch der neueren – Geschichte der Iberischen Halbinsel zu gewinnen, müssten wir spätestens die letzte Phase der Jungsteinzeit befragen, doch würde das den dieser Arbeit gesetzten Rahmen sprengen.

Die auf das Neolithikum folgende erste Metallzeit, die so genannte Kupferzeit (ca. 5000 – 3000 v. Chr.), zeigt an zahlreichen durch die prähistorische Archäologie in den letzten Jahrzehnten aufgedeckten Fundplätzen bereits den bedeutenden Anteil fremder Invasoren an der technischen und kulturellen Entwicklung des Landes. Die mit dieser Phase verbundene Megalithkultur, vielleicht die letzte deutlich erkennbare gemeinhispanische Zeitspanne, verbindet große Teile der Iberischen Halbinsel mit Mittel- und Westeuropa. Beginnende gesellschaftliche Differenzierung wird greifbar. Deutlich ist jetzt der bedeutende Mineralreichtum des Landes: Kupfer, Silber und Gold sowie überraschend, das zeigen jüngste Forschungen, Elfenbein [Abb. 3] welches, wie Analysen belegen, sowohl von afrikanischen wie von asiatischen Elefanten stammt und dessen Verbreitung eine mediterrane Ost-West/​West-Ost-Verbindung im 3. Jt. v. Chr. nachweist (Schuhmacher 2012, 436 f.), wobei bei den Bewegungsabläufen klimatische Veränderungen eine stärkere Rolle spielen könnten, als bisher gesehen wurde.

Die kupferzeitlichen und bronzezeitlichen Kulturen, ebenfalls benannt nach ihren jeweils markantesten Fundplätzen, lassen erstmalig Ansätze zu jenem Partikularismus erkennen, der später die Geschichte der Halbinsel bestimmen wird. Gleichzeitig wird jetzt eine gewisse Interdependenz, vielleicht sogar Interaktion erkennbar, die diese Regionen verbindet.

Deutlicher werden ethnische und kulturelle Schwerpunkte in der späteren Bronzezeit (seit ca. 1200 – 800 v. Chr.), mit der das Land in die durch frühe Schriftquellen bezeugte Geschichte eintritt, interessanterweise zeitlich parallel mit der Einführung des Eisens, welches, obgleich zunächst über einen unbekannten Zeitraum noch als Edelmetall verwandt, spätestens bis zum 6. Jh. die Halbinsel erobert und, später auf der Halbinsel selbst gewonnen, eine spezielle Berühmtheit erlangt hat (Plin. n. h. 34, 144, 149), wie der Schatzfund von Villena (Alicante) beweist.

Abb. 3 Elfenbeinerner Zierdolch aus Valencina de la Concepción. 3. Jt.v. Chr.

Wir finden erste marginale Hinweise auf mykenische, dann verstärkt auf phoinikische Kontakte mit der südlichen Halbinsel, um einiges später auch auf griechische merchant venturers, die den Routen der Phoiniker zu folgen scheinen. Ihrer exotischen Attraktivität wegen und auch wegen des Beginns der Schriftquellen verdunkeln sie die Vorgänge im Norden, wo Kontakte über die Pyrenäen mit dem alpinen Raum, mit den britischen Inseln, ja bis in den Raum der Aunjetitz-Kultur existierten. Wilhelm Schüles große Untersuchung zu den Meseta-Kulturen von 1969 ist diesen Phänomenen nachgegangen. Zu seiner Zeit vielfach belächelt, hat der Forschungsfortschritt inzwischen viele seiner damals gewagten Thesen bestätigt.

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