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1.5.2. Reden in der Autorität Gottes

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Zahlreiche charismatische Leiter wählen für ihre Predigten ähnliche Formulierungen wie biblische Propheten. Sie erwecken den Eindruck, als ob Gott sie regelmäßig zu einer persönlichen Unterredung empfange. In Ihren Predigten und Publikationen zitieren sie Aussagen, die Gott ihnen gegenüber geäußert haben soll: „Gott sprach zu mir …“ oder „Gott: Mein liebes Kind ich sage dir …“ Der größte Teil von Colin Urquharts Buch Mein Lieber Sohn. Eine persönliche Offenbarung über Jesus Christus ist beispielsweise in dieser Form abgefasst. „Leider glauben nicht alle meine Kinder, dass ich sie heilen will. Einige behaupten sogar, ich möchte, dass sie krank sind … Wieder andere glauben, ich benutze Krankheiten dazu, meine Kinder zu läutern und zu erziehen. Was für ein Vater wäre ich denn dann? … Halte unbeirrbar daran fest, dass ich meine Kinder heilen will.“81 „Kind, ich gebe heute meinen Jüngern dieselbe Vollmacht, denn es ist dasselbe Evangelium, das sie verkündigen. Alle, die in meinem Namen gesandt werden, erhalten den Auftrag, das Reich Gottes im Wort und in der Kraft zu verkündigen. … Es macht mich traurig, mein Kind, einige sagen zu hören, sie seien damit zufrieden, das Evangelium ohne Zeichen und Wunder zu predigen.“82

„Mein Geist ist auf dir, so wie er auf ihm [Jesus] war, um dich fähig zu machen, das zu tun was ich sage. … Ich möchte, dass du verstehst mein Kind: Auch an dir soll man sehen, dass du … in großer Kraft die Vollmacht ausübst, die ich dir gegeben habe. … Stehe gegen die Mächte der Finsternis auf, die über dein Land herrschen wollen. Erlaube ihnen nicht, dass sie ihren Willen bekommen. … Du bist Teil einer Armee von Gläubigen, die gemeinsam dafür sorgen sollen, dass ihr Land aus der Gewalt des Feindes befreit wird.“83 Hier spricht sich nicht mehr Urquart sondern Gott für die, selbst in der Charismatischen Bewegung, höchst umstrittenen Thesen genereller Heilung, von Power Evangelism und Geistlicher Kampfführung aus.

Auf diese Weise nehmen Pastoren für ihre Aussagen göttliche Autorität in Anspruch. Dadurch setzten sie ihre Leser und Zuhörer unter Druck, da diese eigentlich verpflichtet sind alles fest zu glauben, was von diesen Autoren vorgetragen wird, da es letztlich von Gott selbst stammen soll. Schnell münden diese Reden im Namen Gottes in Machtmissbrauch. Immer wieder werden eigene Meinungen und Auslegungen als Reden Gottes deklariert, um sie so unangreifbar zu machen. Jede kritische Rückfrage oder anderslautende Meinung wird damit zum direkten Angriff gegen Gott, der allein den Redner autorisiert.

Bei näherer Nachfrage ergibt sich recht schnell, dass diese charismatischen Redner Gottes Stimme ebenso wenig akustisch wahrnehmbar gehört haben wie die meisten ihrer Zuhörer. Innere Ahnungen, persönliche Gewissheiten und feste Überzeugungen werden als Reden Gottes interpretiert. Durch diese Vorgehensweise werden eigene Thesen nicht nur der gemeindlichen Prüfung entzogen, gleichzeitig wird die biblische Prophetie entwertet, da sie nur noch auf einer Ebene neben zahlreichen heute erhältlichen Offenbarungen steht. Gleichermaßen erheben beide den gleichen Anspruch, von Gott eingegeben zu sein. Wird die Erfahrung gemacht, dass der charismatische Autor sich irrt, obwohl er Gott gehört hat, ist man sich auch der biblischen Schreiber nicht mehr so sicher.

Die Charismatische Bewegung 2

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