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So lang das Übel zu ertragen ist

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Berlin und Nordfrankreich, Februar 1848

William saß in der Bibliothek der Reichenbachs, als Clara eintrat, einen Staubwedel in den Händen.

»Heute ist Mittwoch, da rücken wir dem Staub zu Leibe«, sagte sie.

Vor ihm auf dem Tisch lag das Buch der Bettina von Arnim.

»Lass dich nicht stören«, murmelte William, ganz in Gedanken.

Clara wandte ihm den Rücken zu und bearbeitete Regal um Regal. Kannte sie die Verhältnisse in den Vorstädten? Er formulierte eine Frage, als ihm ein anderer Gedanke kam.

»Kennst du meinen Bruder?«

Sie hielt kurz inne.

»Klar. Der geht bei den Reichenbachs ein und aus.«

Das nächste Regal kam dran.

»Wie ist er so?«

»Aussehen tut er wie du. Man könnte euch glatt verwechseln.«

»Und als Mensch?«, fragte William.

»Er ist stets freundlich.« Clara gluckste auf, wandte sich um. »Besonders zu Frauen.«

William versuchte, sich an den Friedrich zu erinnern, den er von Stuttgart her kannte. Es blieb ein vages, verschwommenes Bild.

»So, ich gehe besser, bevor ich zu viel tratsche.«

Wieder allein, grübelte er nach. Friedrich ein Weiberheld? Zumindest deutete Claras Aussage in diese Richtung. Kam Friedrich nicht schon damals, im elterlichen Gasthaus, gut mit den weiblichen Gästen aus?

Da hatte es eine Dachkammer gegeben, in der sie leere Kisten und zurückgelassene Sachen der Gäste aufbewahrten. Dorthin war Friedrich mit manchen Frauen verschwunden, um sie mit Bleistift zu zeichnen. Er, der kleine Bruder, hatte mehr als einmal Schmiere gestanden.

Die Portraits gefielen, und bald kamen Gäste eigens, um sich vom Sohn des Hauses zeichnen zu lassen. Das konnte Friedrich auf Dauer nicht verheimlichen, und als ihr Vater dahinterkam, tobte er. Während Friedrich malte, konnte er weder in der Gaststube noch im Stall helfen. Aber die Malkünste brachten Geld. Bald tolerierte ihr Vater die Malerei, trieb Friedrich sogar an, warb bei allen Gästen mit dessen Talent und verdonnerte William, umso mehr zu arbeiten. Wie er das gehasst hatte. Trotz seines Grolles musste er sich eingestehen, stolz auf Friedrichs Leistung zu sein.

Umso unerklärlicher war es William, als sein Bruder eines Tages verschwand und Vater ihm mit bebender Stimme erklärte, er habe nur noch einen Sohn, und das sei er.

In den nächsten Monaten sprach niemand von Friedrich, als habe es ihn nie gegeben. Erst wieder in Le Havre, als sie an Bord des Auswandererseglers gingen.

»Wir können Friedrich doch nicht zurücklassen«, hatte William aufbegehrt.

»Der ist gestorben«, hatten seine Eltern gelogen.

Aber Friedrich lebte.

Warum war es zum Bruch mit ihren Eltern gekommen?

***

Für den Nachmittag war William mit Danner verabredet. Der erwartete ihn am Hamburger Tor.

»Wenn es beliebt, wollen wir gleich mal ins Lange Haus«, grüßte ihn der Blonde.

William, der mit Reichenbach über die Familienhäuser gesprochen hatte, wusste von diesem, dass das größte von ihnen auch das Lange Haus genannt wurde. Danner ging voraus. Was würde er ihm zeigen? Stand es um die Bewohner besser, als er es in Bettina von Arnims Buch gelesen hatte? Die Berichte lagen vier Jahre zurück. Es musste doch besser geworden sein. Nach wenigen Metern standen sie vor dem Eingang.

»Hier residieren die Armen, zu Tausenden vereint«, schwadronierte Danner.

William blickte die Fensterreihen entlang.

Im Treppenhaus roch es nach Kohlsuppe, Zwiebeln und Fisch. Links und rechts führten schmale Korridore an den einzelnen Stuben vorbei.

Danner trat scheinbar ohne festes Ziel mal an diese, mal an jene Tür, klopfte an und lauschte. Blieb die Tür verschlossen, zuckte er die Schultern und ging weiter. Der arbeitslose Arbeiter Just war dann der Erste, der ihnen öffnete.

Fast blind, blickte der mit glasigen Augen in Williams Richtung.

»Ist aber niemand von der Armendirektion«, knurrte der Mann.

»Ein Journalist aus Amerika«, sagte Danner laut.

Hinter Just stand seine Frau, die hielt eine Schar Kinder zurück, die neugierig nach vorne drängten. Er nickte ihr zu.

»Gibt es denn Hilfe von der Armendirektion?«, fragte er.

»Du musst lauter sprechen«, ermahnte ihn Danner. »Der arme Just ist beinahe taub.«

William wiederholte seine Frage.

»Wir sind keine Bittsteller, wir sind auch wer«, sagte der Arbeiter und zeigte auf seine Kinder. »Die nimmt er gerne, unser König, wenn es gilt Krieg zu führen. Wenn sie nicht vorher alle verhungern.«

William holte ein paar Münzen und reichte sie der Frau. »Für ein anständiges Essen«, sagte er.

Ein paar Wohnungen weiter trafen sie auf den Schneider Brinke. Der saß direkt unter den Fenstern und nähte an einem Hemd. Ihm zu Füßen saßen drei Kinder und polierten Messingknöpfe. Immer wieder hielt der Mann mit seiner Arbeit inne und hustete krampfhaft. Bevor er weitermachte, wischte er mit einem Stofftaschentuch über seinen Mund. Dunkle Schlieren blieben zurück.

»Wie kommst du voran?«, fragte Danner.

Der Schneider brummte nur als Antwort.

»Sie haben also Arbeit?«, mutmaßte William.

Der Schneider sah ihn an und grinste breit. Dunkel verfärbte Zähne traten hervor.

»Macht der mit?«, fragte er Danner.

»Ja, er ist dabei. Er hilft uns mit Worten.«

Der Schneider verzog sein Gesicht zu einer Grimasse, wollte etwas sagen, aber ein erneuter Hustenanfall kam dazwischen.

»Er arbeitet für mich«, sagte stattdessen der Blonde.

William kramte auch hier nach Münzen. Dabei blickte er sich in der Wohnung um. Überall lagen Kleidungsstücke herum. Eine Hose auf dem Bett erinnerte ihn an eine Uniformhose. Er reichte dem Mann das Geld.

Sie verließen den Schneider und gingen zurück zum Treppenhaus.

»Der macht bald Platz für neue Mieter.«

»So hat sich also nichts geändert«, mutmaßte

William.

»Was soll sich denn geändert haben?«

William sah ihn an. »Ich dachte, das sogenannte Königsbuch hätte etwas bewegt.«

»Wörter, nutzlose Wörter«, blaffte Danner. »Bleib mir mit der heiligen von Arnim weg. Die wohnt immer noch fein, bettet ihr Haupt des Nachts auf Daunen. Aber ich zeige dir einen Hoffnungsschimmer«, fuhr er fort.

Sie gingen die Treppen hinunter. Auf Höhe der ersten Etage mussten sie eine entgegenkommende Frau abwarten. Die war so dick, dass sie auf den Flur ausweichen mussten, um ihr Platz zu machen.

»Nicht das du denkst die wär’ so fett vom Fressen. Die gute Berta ist schwanger. Muss das achte oder neunte Kind sein.«

Gerade als sie weitergehen wollten, kam ihnen ein junger Mann mit strohblondem Haar entgegen. Ihm folgten drei Damen in feinen Kleidern. Der Mann nickte Danner zu, der zum Gruß an seine Stirn tippte. Die Frauen blickten zur Seite. Eine hielt ein seidenes Taschentuch vor die Nase. William glaubte darauf Initialen zu erkennen.

»Für die feinen Herrschaften ist das hier ein Zoo. Anstatt Tiere kann man eben arme Menschen angaffen. Das hat Frau von Arnim mit ihrem Buch bewirkt. Soviel zu der Kraft der Wörter. Außer ein paar Groschen, die die feinen Damen ab und an spenden, ist alles wie eh und je.«

William folgte wie betäubt. Konnte das alles wahr sein? Das dürften traurige Berichte werden, die er da in die Staaten senden würde. Sollte er nicht hier gegen das Elend schreiben? Aber wie? Konnte da ein Flugblatt helfen?

Als sie im Kellergeschoss ankamen, war es noch eine Spur dunkler. Zu seiner Überraschung ging Danner gezielt auf eine Tür zu und öffnete diese, ohne zuvor anzuklopfen.

»Ich muss ja auch wo ein Bett haben«, sagte er leichthin.

Die Wohnung glich in den Abmessungen den anderen, doch gab es hier keine Kinder. Auf dem Boden lagen unterhalb der Fenster zwei Strohmatten.

»Da schlafen ab und zu welche für ein paar Groschen. Ansonsten wohne ich allein. Ich glaube ich bin der Einzige hier im Haus, der keine Bälger verköstigen muss.«

Zur Linken stand ein breites Bett, darunter lagen ein paar Kartons. Im Zwielicht konnte William nicht erkennen, was sich darin befand. Ein klobiger Tisch stand in der Mitte. Darauf lagen leere Flaschen, ein Holzteller und etliche Papiere herum.

Danner reichte ihm ein Papier.

»Das Hungerlied«, las William. Und weiter:

Verehrter Herr und König,

kennst du die schlimme Geschicht?

Am Montag aßen wir wenig,

und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mussten wir darben,

und am Donnerstag litten wir Not,

und ach, am Freitag starben

wir fast den Hungertod!

Drum lass am Samstag backen

das Brot fein säuberlich –

sonst werden wir sonntags packen

und fressen, o König, dich!

Georg Weerth, geschrieben 1844

»Die Schrift ist natürlich verboten, wie alles, was der Wahrheit entspricht. Aber die Besitzenden ahnen, dass sich da etwas zusammenbraut. Sie sind nicht völlig blind, nicht völlig taub. Deshalb schüchtern sie uns mit noch mehr bunten Röcken ein. Mehr Soldaten, mehr Gendarmen. Alles vergebens. Bevor wir einander auffressen, holen wir unser Brot von denen, die es im Überfluss haben.«

So lang das Übel noch zu ertragen ist.

Warum kam William gerade dieser Satz aus der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung in den Sinn? Mit einem Male war er beim Flugblatt und bei dem Gedanken, dass es galt, die Finger in die Wunde zu legen. So wie er es bereits in Boston getan hatte. »Wörter haben durchaus Kraft«, sagte er bestimmt.

»Und wir werden vorbereitet sein, wenn es gilt, loszuschlagen.«

»Gegen all die Soldaten in der Stadt seid ihr machtlos.«

»Nicht unbedingt. Nicht unbedingt«, sagte Danner düster.

William hatte das Gefühl, dass das nicht nur leere Worte waren. Irgendetwas schien Danner im Schilde zu führen. Er betrachtete nachdenklich den Blonden. Einer Arbeit ging der nicht nach, und doch ging es ihm leidlich. Der Schneider arbeitete sogar für ihn, wie er gesagt hatte.

»Woher bekommst du dein Geld?«, fragte er.

Danner sah ihn stolz an. »Ich habe Freunde, die meine Dienste zu schätzen wissen.«

Sie verließen die Wohnung, gingen die Treppen hinauf und traten auf die Straße.

»Lass uns zum Bierkeller gehen«, sagte Danner. »Ich habe Durst und dort können wir über das Flugblatt reden.«

Sie gingen schweigend nebeneinander her. William überlegte dabei, was er tun konnte, um die Not zu lindern. Er könnte wie der heilige Sankt Martin seinen Mantel teilen, seinen Schal und seine Handschuhe hergeben. Wenn er nur sparsam genug lebte, konnte er auch von Singers Geld etwas nehmen. Aber alles schien ihm zu wenig. Als wollte man ein brennendes Haus mit einem einzigen Eimer Wasser löschen.

Oder selbst Geld hinzuverdienen. Dem stand die Zensur im Weg. Das Flugblatt konnte nur ein erster Schritt sein. Ein kleiner, aber wohl auch ein gefährlicher. Er wollte einen Weg finden, der sie nicht in die Hände von Gendarmen spielte.

***

Friedrich Euskirchen rieb sein Rückgrat. Stundenlang war er in einer Kutsche auf das Übelste hin- und hergeworfen worden und nun saß er in einem heruntergekommenen Gasthof irgendwo in der Provinz.

Die Frau des Wirtes, eine dralle, unansehnliche Person, lugte in seinen Bierkrug.

»Noch was zum Trinken?«, fragte sie barsch.

»Eine Karaffe Wasser«, bat er.

Sie brabbelte etwas vor sich hin und zog weiter. Friedrich brannte darauf, endlich Nachrichten zu erhalten. Gleichzeitig wollte er so schnell wie möglich zurück nach Paris. Er seufzte. Seit geraumer Zeit spielte er mit einem Geldstück in seiner Jackentasche. Er legte es auf den Tisch.

»He, Wirtin«, rief er in das Zwielicht hinein.

»Ich bringe ja schon Euer Wasser«, schimpfte sie. Dann sah sie das Geld.

»Das bekommt Ihr, wenn Ihr noch etwas Anständiges zu Essen für mich auftreibt. Aber kein Brei, nicht das billige Zeug, das Ihr sonst anbietet. Kalten Braten, etwas Käse, und bringt mir noch eine Karaffe Wein.«

Die Frau rieb ihre Hände an der fleckigen Schürze ab und nahm die Münze.

»Oh, dafür könnt Ihr das Paradies auf Erden bekommen«, sagte sie.

»Erst das Essen, dann das Geld. Und dass mir auch für die Pferde gesorgt wird. Ich werde heute noch zurückfahren.«

»Sehr wohl der Herr.«

So war die Wartezeit wenigstens sinnvoll genutzt. In Paris gärte es in den Vorstädten, dort, wo die Arbeiter wohnten. Aber auch im gehobenen Bürgertum murrten sie über das Königshaus. Deren Oberhaupt, der Bürgerkönig Louis, zeigte sich tatenlos und schwach. Waren in Berlin nicht auch schon erste Zeichen von Unruhe aufgetaucht, noch bevor er abgereist war? Er dürstete nach Nachrichten aus Berlin, Informationen aus erster Hand. Und über Wilhelm, der sich jetzt William nannte.

Wo blieb nur Blasius, sein Mann fürs Besondere? Er sollte doch in der Lage sein, einen Treffpunkt zur vereinbarten Zeit zu erreichen. Nach einer weiteren halben Stunde kam die Wirtin zurück, eine junge Frau im Schlepptau. Sie brachten ein Tablett mit Käse und Braten, dazu eine Karaffe Rotwein. Die junge Frau schenkte ihm ein Glas ein. Ihre Haut war hell, fast weiß und makellos.

Friedrich beobachtete sie und überlegte, ob er nicht doch eine Nacht hier einlegen konnte. Er verwarf den Gedanken wieder. In so einem Haus war er nicht sicher. In seine Überlegungen hinein platzte ein neuer Gast. Dessen kleine, gedrungene Gestalt hob sich dunkel gegen den Hintergrund der geöffneten Tür ab.

»Noch ein Gedeck«, seufzte Friedrich. Es sah Blasius ähnlich, dass er sich verspätete, aber rechtzeitig zum Essen erschien.

Der Mann trat näher, nahm seinen Hut ab und zwängte sich auf die Bank ihm gegenüber. Seit drei Jahren arbeitete er nun schon für ihn, und Friedrich war sich immer noch nicht sicher, ob er wirklich Blasius hieß. Der Mann war wie ein Chamäleon, stets bereit, seine Identität zu wechseln.

»In welchen Geschäften sind Sie unterwegs?«, fragte Friedrich.

»Weinhändler. Heute bin ich Weinhändler.« Seine listigen Augen blitzten auf.

»Und was haben Sie mir aus Berlin zu berichten?«

Blasius betrachtete die Speisen und den Rotwein. Noch vor Friedrich lud er von dem Braten auf seinen Teller.

»Ihr Bruder lebt sich dort ein.« Er schnitt ein großes Stück vom Fleisch ab, spießte es mit der Gabel auf und schob es in seinen Mund. Bratensaft lief sein Kinn hinab.

Friedrich aß immer noch nichts. Er beugte sich vor.

»Weiter?« Er flüsterte fast, und Blasius verstand, wischte sein Gesicht ab und setzte sich gerade auf.

»Jeden Tag verlässt er früh das Haus, durchstreift die Straßen. Einen Brief hat er zugestellt. Der Empfänger ist harmlos. Mit einem der Hausmädchen hat er sich offenbar angefreundet.«

Friedrich horchte auf. »Wissen Sie ihren Namen?«

»Clara. Eine Rothaarige.«

Friedrich entspannte etwas. Also nicht Ysette, seine Ysette. Clara war eine von der aufgeweckten Art und hatte, wie er wusste, selbst einen Freund. Sollte das alles sein?

»Trifft er irgendwelche Leute öfters?«

»Das kann man wohl sagen.«

»Dann sagt endlich!«

Blasius kaute gerade ein besonders großes Stück und leerte sein Weinglas bereits zum zweiten Mal.

»Er hat in einem Lokal wohl ein paar Arbeiter beeindruckt, indem er einer Magd zur Hilfe eilte. Seitdem steckt er immer wieder mit ihnen die Köpfe zusammen. Leider gab es bereits ein Missgeschick.«

»Was?« Friedrich hob seine Stimme. »Sind Sie ihm etwa begegnet?«

»Oh nein«, beschwichtigte Blasius. »Mich würde er ja sofort erkennen. Nein, aber einer der ihn beobachten sollte, wurde als Spitzel entlarvt. So ein blonder Hüne hat ihn aus dem Lokal geworfen. Jetzt setze ich weniger auffällige Menschen auf ihn an. Vor allem unterschiedliche.« Blasius rollte mit den Augen.

»Ich weiß, das kostet. Geld sollt Ihr gleich bekommen. Was habt Ihr über diese Treffen herausbekommen?«

»Sie arbeiten an einem Flugblatt. Zur Gruppe gehören zwar nur eine Handvoll Leute, aber die stehen offenbar im Kontakt mit anderen Gruppen.«

»Wie kommt Ihr darauf?«

»Da wandern immer wieder Pakete hin und her. Alle etwa gleich groß.«

»Waffen?« Friedrich rückte näher.

»Das weiß ich noch nicht. Wenn Ihr wünscht, würde ich einen der Paketboten niederschlagen lassen und ihm seine Ware entwenden.«

Friedrich dachte nach. Offenbar lief es so, wie er es sich vorgestellt hatte. William war in eines der Nester aufmüpfiger Demokraten geraten.

»Nein, das ist zu riskant«, beschied er. »Behaltet die Gruppe im Auge, verfolgt auch die, die nur sporadisch auftauchen.«

»Sie nähen irgendetwas ein«, fuhr Blasius fort. »Soweit konnte es einer meiner Männer schon prüfen.«

Waffen hatten eine leicht erkennbare Form. In Stoff eingewickelt oder gar eingenäht, konnten sie besser verborgen werden.

Blasius reichte ihm einen Umschlag. »Hier sind alle Berichte, die mir bis vor der Abfahrt vorlagen.«

»Frau Wirtin«, rief Friedrich.

Die dicke Frau kam herangewatschelt.

»Hier ist das Geld. Kümmert Euch bitte um diesen Gast. Er wird ebenfalls bald weiterreisen wollen. Und lasst meinen Wagen vorspannen. Der Kutscher …«

»Liegt im Stroh und schläft.«

»Dann weckt ihn auf. Packt uns Brote, Käse und Wein ein.«

Friedrich stand auf und wandte sich an Blasius. »Ihr könnt zu Ende essen, aber seht zu, dass ihr nach Berlin zurückkehrt. Haltet die Augen auf.«

Damit verließ er das Lokal. Vor dem Gasthaus stand bereits seine Kutsche. Er öffnete den Wagen und setzte einen Fuß auf die Einstiegsleiter. Da eilte die junge Frau von eben heran, ein Paket unter ihrem Arm.

»Das dürft ihr mir übergeben«, sagte Friedrich, nahm ihr das Paket ab und blickte hinein. Es enthielt eine Schwarzwurst, Brot und Käse sowie einen Weinschlauch.

Friedrich streifte ihren Arm. Sie duftete wie frisch gebadet.

»Ob ich Euch wohl antreffe, wenn ich wiederkomme?«, fragte er. Ohne auf eine Antwort zu warten, stieg er ein. »Dies lasse ich als Erinnerung zurück«, sagte er leichthin, und reichte ihr sein Taschentuch.

Die Frau trat zurück, sah ihn mit ihren großen Augen an.

»Auf bald«, rief Friedrich.

Nicht für alle Zeit

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