Читать книгу »Ich kann's nicht lassen« - Michael Niavarani - Страница 24
Reisen
ОглавлениеIch habe eine große Schwierigkeit, Luxusreisen oder überhaupt Reisen zu unternehmen. Ich komme mir vor den Taj Mahals dieser Erde, vor den Pyramiden, ja sogar vor meinen geliebten Kathedralen immer ein bisschen aufdringlich vor. Ich finde die Rolle des fotografierenden Touristen aufdringlich und die Weihe oder was immer das ist, störend. Der kleine Mokka im Café zwischen den vielen Türmen in San Gimignano ist umgeben von unvermeidlichen, fotografierenden Japaner-Gruppen, Reiseführern mit Fähnchen und einem wimmelnden, halbgebildeten Haufen. Das entspricht nicht dem Raum und der Schönheit der Denkmäler oder der Ernsthaftigkeit der Umgebung. Und da ich mehr oder weniger zu diesem Haufen gehöre, wächst mein Aufdringlichkeitsgefühl mehr und mehr und verdirbt mir den Anblick des Schönen.
Ich habe New York deshalb so genossen, weil ich dort kein Tourist war, sondern Angestellter in der Metropolitan Opera und einen Heimweg, einen Gehweg, einen Arbeitsweg und eine Freizeit dazwischen hatte. Das Streunen der Zugehörigen war mir angenehmer, hat mir diese fantastische Stadt so nahe gebracht und mich in Gegenden gelockt, die von Touristen frei waren. Und das Gewimmel in den Straßen war das Gewimmel New Yorks und nicht das der fotografierenden Zuschauer.
Ich hätte immer gerne dazugehört, wenn ich an einem Schifferdorf vorbeikam. Ich hätte gerne dazugehört zu den Kamelen, nicht zu den gemieteten, sondern zu den einheimischen in Ägypten. Ich wäre gerne ein Verwandter des Pharao gewesen. Und im Museum habe ich sogar manchmal das Gefühl, dass dort die Kunstwerke gestrandet sind und zooartig gehalten werden und nicht mehr leben in situ, wie das heißt. Und es wird ihnen nicht der Raum gegönnt, der ihnen zukommt. Sie werden voyeuristisch betrachtet von Halbfachleuten und Neugierigen, zu denen ich mich dann auch zählen muss. Es bleibt mir ja nichts anderes übrig.