Читать книгу »Ich kann's nicht lassen« - Michael Niavarani - Страница 29

Ich bin immun gegen alles, was man beim Frühstück nicht verträgt. Ich kann aufwachen und ein Gulasch essen. Es gab ja in Wien in meiner Kindheit noch das Frühstücksgulasch. Das haben die Maurer gekriegt. Ich habe volles Verständnis für den eingelegten Hering, den manche meiner Frühstücksgäste nicht einmal sehen können und mir beim Verzehr mitleidig zuschauen, als müsse ich eine Qual erleben. Von Eiern in jeder Form gar nicht zu reden. Ein Hummer wäre ein Traum, wenn er mir beim Erwachen im Bett gereicht würde. Amerikanische Gurken, man nennt sie in New York Pickles, sind die Gurken, nach denen ich mich vergebens sehne, weil sie nirgends anders als in jüdischen Delikatessengeschäften New Yorks so sind, wie ich sie mir vorstelle. Erdäpfelpuffer. Für mich wäre eine dreigängige Mahlzeit zum Frühstück nicht nur möglich, sondern würde mir das Mittagessen ersparen. Vielleicht sogar das Abendessen. Ich wäre gerne unabhängig von den Essgehzeiten, die irgendwelche gesellschaftliche Ordnungen vorgeschrieben haben und zu denen wir verdammt sind.

Ich würde sehr gerne essen, wenn ich Lust darauf habe, und auf Sitzordnung, Gemütlichkeit, Gesellschaft verzichten. Aber das ist ja nicht einzuführen in unserer Welt.