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Ritter Roland & die Schlacht bei Roncesvalles

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Drei Tage sind vergangen, seit Karl mit seiner Armee aufgebrochen war. Den Feind im Rücken, mussten sie über den Pass und durch schwieriges Gelände. Bis in die dunklen Nächte haben sie Waffen und Nahrung durch dichten Wald transportiert, den kaum ein Sonnenstrahl zu durchdringen vermag. Ein Kraftakt für die erschöpften Männer, unter Aufbietung all ihrer Reserven – eine endlose Karawane aus Trägern und Packpferden hatte sich den steilen Pfad hinauf bis zum Pass gequält, um in der Höhe mit dichtem Nebel konfrontiert zu werden.

Roland, der tapfere Neffe des Königs und ein verlässlicher Ritter ohne jeden Tadel, wurde abgeordnet, mit seinen Paladinen den Rückzug zu decken. Die Mauren könnten versuchen, ihnen während der Überquerung der Pyrenäen in den Rücken zu fallen. Auf dieser Seite des Gebirges und auf der gesamten Iberischen Halbinsel fand Karl, für den es nur Untertanen oder Feinde gab, weder Freunde noch Verbündete.

Mittags endlich erscheinen Späher bei Roland mit der Nachricht, Karls Truppen und die Transportkarawane hätten erfolgreich die Pyrenäen überquert. Keine Feinde sind gesichtet worden, der Weg scheint sicher. Die Nachhut solle sich sammeln und sogleich aufbrechen.

Roland seufzt erleichtert bei der Aussicht, endlich dieses gefährliche Tal verlassen zu dürfen. Seine Fußsoldaten marschieren nun diesen schmalen schlammigen Pfad aufwärts, der durch die Regengüsse der letzten Tage und von den Hufen der Packpferde aufgeweicht wurde. Fast unerträglich ist der Marsch mit Rüstung und Waffen.

Endlich ist eine Anhöhe erreicht. Der steile und an den physischen Kräften zehrende Aufstieg im Regen über den zerfurchten Untergrund, auf dem ihre Füße kaum Halt finden konnten, ist überwunden. Arm- und Beinschienen haben die Ritter abgelegt, für den Marsch wäre der Schutz allzu hinderlich gewesen. Die Helme ebenso – wegen des Nebels, in dem sie kaum noch ihre Hand vor Augen sehen konnten. Ein Platz auf einem Felsen bietet die passende Gelegenheit, um eine Pause einzulegen. Zeit zum Rasten. Eine kleine Mahlzeit wird eingenommen, zum Wärmen etwas Wein, Klatsch und Tratsch.

Die Truppe bricht wieder auf. Zunehmend mühsam setzen die Ritter ihren Weg über einen schmalen schlammigen Pfad fort und folgen Spuren. Unpassierbarer dichter Wald befindet sich auf der rechten Seite, linker Hand gähnt ein Abgrund. Der Ibañeta-Pass. An einer Quelle können die vollkommen erschöpften Männer ihren Durst stillen und sich von Schlamm reinigen.

Der Ruf einer Eule ist zu vernehmen - der sich nach einer menschlichen Stimme anhört, es folgen Schreie aus dem Nebel. Unbekannte Stimmen, in einer unbekannten Sprache. Wilde Männer brechen aus dem nebligen Wald und rennen auf die Truppe des Roland zu, alle mit Speeren bewaffnet und ohne Rüstung. Die erschöpften Franken wird völlig überrascht. Chaos und Verwirrung im dichten Nebel - es ist zu spät, um eine Schlachtordnung zu finden. Bedroht von einer wilden Horde, Männern mit Speeren und Heugabeln, werden die Soldaten in den dicht bewaldeten Abgrund gedrängt. In ihrer Rüstung können die Ritter in diesem Gelände kaum das Gleichgewicht halten. Der Paladin Olivier beschwört seinen Herrn inständig, das fränkische Heer mit dem Signalhorn zu Hilfe zu rufen – der stolze Ritter Roland lehnt ab.

Basken! - Karl hatte sich wahrlich keine Freunde gemacht, als er ihre Festung Pamplona zerstörte - im Morgengrauen haben sie sich an Rolands Truppe vorbei durch den Wald geschlichen, oberhalb des Weges im Wald versteckt und auf einem strategisch günstigen Hügel vor den Augen der königlichen Späher verborgen. Und dort gewartet, um blutige Rache zu üben.

Zwar sind die Basken in der Unterzahl, kennen jedoch in diesem Gelände jeden Winkel. Schnell gewinnen sie die Oberhand.

Die Paladine und einige verbleibende Soldaten halten mit dem Mut der Verzweiflung stand. Die Lage wird jedoch schnell aussichtslos. Hals über Kopf fliehen sie in den steil abfallenden Wald, ihre Verfolger im Rücken, durch dichten Nebel zurück ins Tal. Dort werden sie von weiteren Gegnern überrascht. Sie sind eingekesselt, ein Kampf um Leben und Tod beginnt. Die Niederlage ist absehbar - dennoch geben die Soldaten und Ritter nicht auf. Es geht nur noch darum, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen. Möglichst viele Feinde mit in den Tod zu nehmen.

Rücken an Rücken kämpfen die letzten Überlebenden. Bis zur völligen Erschöpfung. Der Kampf ist verloren. Es geht nur noch um Ruhm und Ehre.

Auf Drängen seines treuen Begleiters - Bischof Turpin - stößt Roland in sein Horn Olifant. Ein letzter Hilfeschrei, der weithin hörbar ist. Aber zu spät. Tödlich verletzt schmettert Roland sein Schwert Durendal mehrmals gegen einen Felsen und schlägt eine gewaltige Bresche - keinesfalls darf diese mächtige Waffe in die Hände des Feindes geraten.

Der Held ist gefallen.

Eine Pilgerreise zum Ende der Welt

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