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Die Steinbrücke von Puente la Reina

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Navarra im Norden befindet sich am Höhepunkt seiner Macht. Der Herrscher des Königreiches León ist bei einem Attentat ums Leben gekommen, Sancho III ›der Große‹ beansprucht das benachbarte Reich für sich und beherrscht damit die nördliche Hälfte der Halbinsel. Unter den maurischen Herrschern im Süden kommt es unterdessen zu Machtkämpfen, dort entstehen kleine, untereinander zerstrittene Königreiche, deren Macht zusehends schwindet. Die Christen im Norden profitieren von der Entwicklung. Es wird begonnen, in neue Infrastruktur zu investieren und Handelswege werden ausgebaut. Lange in Vergessenheit geratene römische Bautechniken werden wiederentdeckt. Zudem erhält man Unterstützung durch geschickte Baumeister und Architekten, die bei den Mauren ihr Handwerk gelernt haben.

In diese prosperierende Zeit fällt der Brückenbau von Puente la Reina. Seit der Römerzeit die wahrscheinlich erste Brücke, die aus Stein und nicht aus Holz errichtet wurde. Der Bau einer Steinbrücke ist eine aufwendige, kostspielige und gefährliche Arbeit, jedoch zahlt sich die Investition nach einigen Jahren mit dem vereinnahmten Brückenzoll aus. Zudem fördern Transportwege den Handel und damit auch den Wohlstand. Nahe der Brücke lassen sich Händler und Geldverleiher nieder, halten Märkte ab, nach einiger Zeit werden Ställe, Herbergen, Wirtschaften, Wechselstuben errichtet. Kaufleute, die unehrlichen Handel treiben, brauchen einen Ort, an dem sie beichten können oder jemanden, der sich um ihr Seelenheil kümmert. So entstehen auch Kirchen und Klöster - auch durch den Beitrag vermögender Pilger. Im Laufe der Zeit entwickelt sich um eine Brücke eine Stadt. Eine Entwicklungsgeschichte wie vielerorts auf dem Jakobsweg, die mit dem Bau einer Steinbrücke ihren Anfang findet.

Zuerst beginnt man mit dem Bau der Brückenpfeiler. Am Grund des Flusses muss ein massives Mauerwerk errichtet und mit Mörtel verbunden werden - im Trockenen. Für diese auf den ersten Blick unlösbare Aufgabe hatten damals die Römer eine besondere Technik entwickelt. Sogenannte Wasserkästen, die man heute als Spundwände bezeichnen würde. Die Form dieser Kästen stellt eine Raute dar, an der das Wasser seitlich vorbeifließen kann. Für den Zweck werden sie mit Teer abgedichtet. Sobald diese Konstruktion an beiden Ufern mit Seilen gegen die Strömung abgesichert ist, wird sie bis zum Grund des Flusses herabgelassen. Dort wird die Basis mit Kies und Lehm aufgefüllt, bis die Wand gegen Wasser abgedichtet ist. Nach und nach wird das Wasser aus dem Kasten geschöpft, bis der Grund des Flusses erreicht ist. Nun beginnt der gefährlichste Teil der Arbeit - mit Spitzhacken und Schaufeln Schlamm und Geröll entfernen, bis ein stabiler Untergrund entstanden ist, auf dem die Konstruktion eines Pfeilers beginnen kann. Lebensgefährlich für Arbeiter, die bei dieser Tätigkeit ohnmächtig werden können oder wenn es zu einem Wassereinbruch kommt.

Ist der Bau aller Brückenpfeiler abgeschlossen, der Mörtel getrocknet, haben die Wasserkästen ihren Zweck erfüllt und werden entfernt. Zwischen den Pfeilern werden Bogen aus Holz gespannt, auf diesen Schablonen sodann Steinbögen gemauert, die Konstruktion wird zu einem Bauwerk verbunden. Damit ist der komplizierte Teil des Brückenbaus abgeschlossen, die Zwischenräume der Bögen werden soweit aufgefüllt, um darüber eine Straße errichten zu können.

Bei der Brücke Puente la Reina befinden sich Freiräume wie Fenster zwischen den Bögen, die Platz für Statuen bieten - zu Ehren von Heiligen oder großzügigen Kaufleuten. Oder als Durchfluss für Hochwasser, welches wieder Platz für neue Statuen schafft.

Eine Pilgerreise zum Ende der Welt

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