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Was ist die TEM?

Wo kommt sie her?

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Mit dieser Fragestellung habe ich mich intensiv beschäftigt, nachdem ich das erste Mal von TEM gehört hatte. Ich war unsicher: Ist das etwas Neues? Etwas Altes? Neu erfunden? Gibt es die wirklich? Ja! Nach einiger Recherchetätigkeit und Gesprächen mit Experten fand ich plausible Erklärungen und Beschreibungen für die TEM.


Eines vorneweg: TEM – die Traditionelle Europäische Medizin – ist kein nostalgischer Begriff. Sie will sich auch nicht mit der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), der TTM (Traditionelle Tibetische Medizin), der TPM (Traditionelle Persische Medizin) und anderen Medizinsystemen vergleichen. Jede traditionelle Medizin hat ihre Berechtigung, auf ihre Art und Weise.

Mein Weg ist die TEM, sie steht mir einfach näher. Vieles davon hat mich – und möglicherweise auch dich – von Kindheit an begleitet. Vielfach unbewusst. Seien es Märchen, Mythen und Heilanwendungen in Form von einfachen, aber effektiven Hausmitteln wie Schmalzfleck, Essigpatscherl & Co. – von Kindern nicht gerade heiß geliebt, heute aber umso mehr geschätzt. Auch kulturelle sowie religiöse Aspekte haben Einfluss auf die TEM bzw. umgekehrt.

Ein Satz ist es, der für mich ganz pragmatisch den Grundgedanken der TEM zusammenfasst: »Die TEM, die Traditionelle Europäische Medizin, fördert Wohlbefinden und betrachtet dabei den Menschen – dich und mich – individuell, in seiner Ganzheitlichkeit, mit seinen europäischen Wurzeln und in seinem aktuellen Lebensumfeld.« Nun, wie hört sich mein Satz für dich an? Klingt er für dich passend? Ja, du hast schon recht, es steckt einiges mehr dahinter: Philosophie, Natur, Geografie, Kultur, Religion etc.: Die TEM bist du. Die TEM bin ich. Jeder in seinem Umfeld. Die TEM ist tief in uns verwurzelt.

TEM steht für Traditionelle Europäische Medizin

Die TEM setzt sich aus drei Buchstaben zusammen und kommt ganz ohne spezielle Marketingadjektive aus. T, E und M: Anhand dieser Buchstaben möchte ich dir einen ersten Überblick über die Traditionelle Europäische Medizin geben.

T steht für »traditionell«

Die Bedeutung des Worts »traditionell« ist eindeutig: Es ist nichts Starres, nichts Veraltetes. Es steht für Weitergabe von Verhaltensweisen, Rezepten, Wissen und vielem mehr – von Generation zu Generation, doch immer mit Bedacht auf das Jetzt. Das Wissen wird immer neu evaluiert, angepasst, weiterentwickelt und an die nächste Generation weitergegeben, um es wiederum zu adaptieren.

E steht für »europäisch«

Es geht eindeutig um etwas mehr als nur unser Europa, wie wir es heute kennen. Hier darf man im Sinn der großen Weltreisenden, der Völkerwanderungen und im Hinblick auf die Tatsache, dass die europäischen Sprachen indoeuropäisch sind, keinesfalls die Kulturen Ägyptens, Bagdads, Persiens und Tibets vergessen. Auch wenn diese Länder aktuell keinen zentralen Einfluss auf das europäische Gesundheitswesen haben, so waren sie geschichtlich betrachtet zutiefst prägend für unser Medizin- und Heilsystem.

M steht für »Medizin«

Medizin ist eindeutig definiert. Sie ist die Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten bzw. Verletzungen bei Mensch und Tier. Das ist streng geregelt, und hier ist man speziell in Österreich restriktiv. Als Mediziner gilt nur jemand, der die staatliche Zulassung hat, Kranke zu behandeln. In der Prävention von Krankheiten gibt es hingegen eine große Bandbreite an möglichen Unterstützungen. Und genau hier will die Ernährung der TEM ansetzen: in der Vorbeugung, damit Krankheiten erst gar nicht aufkommen.

TEM – ein wenig Geschichte

Ein paar Worte zum geschichtlichen Hintergrund der TEM: Die Vier-Säfte-Lehre bildet die Basis der TEM. Sie geht auf Hippokrates, den wohl bekanntesten Arzt des Altertums (um 460 v. Chr.), zurück. Der griechische Arzt Galenos von Pergamon (ca. 129-215 n. Chr.), bekannt auch als »Galen«, vereinfachte die Vier-Säfte-Lehre und begründete die Temperamentenlehre. Diese kategorisiert den Menschen nach seiner Grundwesensart und bezieht die verschiedenen Funktionen und Wirkungen von Klima, Krankheit, Medikamenten und zeitlichen Konstellationen mit ein.

Die Temperamentenlehre ist eine Typenlehre. Ihr werden Körpersymptome, Organe, Körpersäfte, Tages- und Jahreszeiten, Lebensabschnitte, Elemente und Farben zugeordnet.

Der persische Arzt Ibn Sina (ca. 980-1037 n. Chr.), auch bekannt unter dem Namen Avicenna, entwickelte das Wissen von Hippokrates und Galen weiter. Seine Erkenntnisse und Studien, die er in seinem fünfteiligen »Kanon der Medizin« niederschrieb, prägten die europäische Medizin bis in die Neuzeit.

Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, Planeten, Sternzeichen und Tonarten erweitert.

Die TEM – mit ihren Wurzeln im antiken Griechenland, dem alten Rom und Ägypten – greift aber auch auf germanische, keltische und slawische Impulse zurück. Diese leben noch heute in der Volksmedizin weiter – allerdings wurden dieses Wissen und die Erfahrungen damals nicht verschriftlicht, sie wurden immer von Generation zu Generation weitergegeben. Märchen und Mythen lohnt es daher zu interpretieren. Und es lohnt, zwischen den Zeilen zu lesen.

Tätowierungen an »Ötzi«, der bekanntesten und am besten erforschten Eismumie, zeigen, dass die Ursprünge der europäischen Medizin noch weiter zurückliegen als vermutet. Man fand heraus, dass sich »Ötzi« einer Schmerztherapie unterzogen hatte. Die Lage seiner Tätowierungsmale weisen auf Beschwerden mit dem Rücken, der Galle und der Leber hin. Die Behandlungsmethoden basieren auf einer Energielehre, die mehr als 5000 Jahre zurückreicht.

Schriftliche Aufzeichnungen belegen, dass die TEM seit mehr als 3000 Jahren in der Gesundheitspflege gelebt und stetig weiterentwickelt wird. Bekannte Vertreter und Weiterentwickler der TEM sind: Avicenna, Hildegard von Bingen mit ihren Schriften und Überlieferungen, aber auch der Arzt und Philosoph Paracelsus, Samuel Hahnemann (Begründer der Homöopathie), Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) und Pfarrer Sebastian Kneipp (Begründer der fünf Säulen der Gesundheit: Kräuter, Bewegung, Wasser, Ernährung, Lebensordnung).

Erst der medizinische Umbruch im 19. Jahrhundert – die Zellularpathologie, die Krankheitslehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen und ihrer Funktionen basieren – beendete die Ära der TEM als universitäre Medizin.

TEM im Jetzt

Wir leben und arbeiten heute in einem ganz anderen Rhythmus als noch die Generation vor uns. Nur noch ein Bruchteil der Bevölkerung ist manuell so schwer gefordert wie einst unsere Großeltern und Urgroßeltern. Maschinen, Computer, Tablets, Handys & Co. erleichtern uns die Arbeit – erschweren sie allerdings in anderen Bereichen und bringen neue Herausforderungen mit sich.

Die Arbeitswelt hat sich massiv verändert. Dies bedingt auch einen veränderten Lebensstil. Ernährung und Bewegung sind nicht mehr unmittelbar miteinander verknüpft. Wir jagen definitiv keinem Mammut mehr hinterher oder flüchten vor wilden Raubtieren. Und trotzdem haben wir diese Prozesse tief in uns abgespeichert – in Stresssituationen zeigt sich das eindeutig.

Trotz der geänderten Lebenssituation sind viele Anwendungen, Ernährungsgewohnheiten und Rezepte der Volksmedizin und Naturheilkunde weiterhin beliebt. Sie erden, unterstützen, helfen. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Traditionelles wird auf heutige Lebensumstände angepasst. Ganz mit dem Gedanken: Altes mit Neuem verbinden.

Betrachten wir die TEM also als Unterstützung und Basis zur temperamentvollen Gesunderhaltung, zu der jeder seinen eigenen Beitrag leisten kann. Auch du!

Ziel der TEM-Diätetik ist es, die individuelle Konstitution zu stärken, Dysbalancen auszugleichen und die Selbstregeneration des Körpers zu aktivieren. Die TEM betrachtet dich mit deinem ureigenen Grundtemperament, deiner Konstitution und Gedankenwelt niemals isoliert, sondern immer in Zusammenschau mit deinen Lebensumständen sowie im Wechselspiel von Jahreszeit, Umwelt, Klima und Lebensphase.

TEM im Dienst der Gesunderhaltung

Wie oft hören wir das, wenn unser inneres Ich sagt: »Du sollst gesünder leben, gesünder essen, Sport betreiben. Raus an die frische Luft.« Und, und, und …

Aber was versteht man unter »gesund«? Eine wirklich gute Frage! Nicht einfach und nicht eindeutig zu beantworten. Ist Salat gesund? Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Fett, Eier, Milch oder Käse? Wein, Wasser oder Bier? Sauerkraut? Braucht es Bewegung? Sport? Meditation? Oder bloß Ruhe?

Pfarrer Sebastian Kneipp, ein wesentlicher Weiterentwickler der TEM, hat 1895 in einem öffentlichen Vortrag seinen Zuhörern Folgendes mit auf den Weg gegeben: »Wer gesund leben will und sein Dasein weise genießen will, der muss vor allem geregelt leben – arbeiten, einen Lebenszweck haben. Er muss sich vernünftig ernähren, nicht nur, was die Wahl der Speisen betrifft, sondern auch, was die Zeit des Essens angeht. Er muss Luft und Bewegung suchen, die gehören zu einem guten Gedeihen so notwendig wie die Nahrung selber.« Abhängig von der Tageszeit, Jahreszeit, ob du jung bist oder schon einige Jugendjahre lebst – die Ernährung und auch die Lebensweise gilt es immer anzupassen. Gerade weil sich vieles in der Arbeitswelt, im Alltag geändert hat. Passt das zu dir? Kannst du damit gut leben?

Dein Alltag hat wesentlichen Einfluss darauf, was »gesund« für dich ist. Wie du siehst, habe ich das Wort »gesund« mit Anführungsstrichen versehen. Denn es ist nicht möglich, eine grundlegende Aussage zu machen, was »gesund« ist – auch wenn es jede Menge Dos and Don’ts gibt. Mal heißt es, Kohlenhydrate seien böse, dann hört man, Fleisch sei ungesund oder nur Rohkost das Wahre. All diese Ernährungsratschläge sind einseitig. Wenn jemand damit gute Erfahrungen gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass auch du damit gute Erfahrungen machen wirst. Und genau deshalb ist mir die Diätetik der TEM so wichtig und wertvoll.

Die TEM will dich unterstützen, deinen Weg zu finden und zu gehen. Dieses Buch ist gespickt mit vielen kleinen Geschichten aus dem Alltag. Mit Ideen, Vorschlägen und Rezepten. Immer vor dem Hintergrund der Traditionellen Europäischen Medizin. Das Buch soll dir ein klares Bild über deine ganz spezielle gesunde Ernährung und Lebensweise verschaffen.

Deine erste TEM-Therapeutin: deine Mutter

Bei allem wissenschaftlichen und medizinischen Hintergrund gibt es eine Person, eine Frau, die uns alle am meisten prägt. Sie ist die, die uns von Beginn an versorgt, umsorgt, ernährt und bekocht: Mutter, Mama oder wie immer du sie auch nennen magst. Du hast ihre Gene, und ihr Mikrobiom war dein erstes. Sie ist daher ohne Frage, ohne jeden Zweifel deine erste Therapeutin.

Das Wissen von Müttern ist nicht zu unterschätzen. Deine Mutter kennt dich am besten und weiß, was dir guttut, was dich nährt, wachsen und gedeihen lässt – rein intuitiv und mit dem Wissen, das über Generationen weitergegeben und individuell für dich angepasst wurde. Sei es der Schrei nach sauberen Windeln, das Quengeln aufgrund von Hunger, Durst, nach Wärme, der erste Zahn, der erste Liebeskummer. Seit jeher wird vor allem gesundheitliches Wissen, Wissen des Alltags für Körper, Geist und Seele, von Frauen weitergegeben. Frauen repräsentieren das nährende Prinzip – das weibliche Prinzip. Und das füge ich hier als besonders positiven Aspekt ein: Frauen, besonders Mütter, waren geachtet, ihr Wissen und ihre Erfahrung wurden sehr geschätzt. Sie waren es, die die Familie versorgten und gesund erhielten. Und gerade deswegen ist die Emanzipation notwendig und wichtig, um den Wert der Frau in der heutigen Gesellschaft zu festigen, das Wissen zu erhalten und weiterzugeben. Was nicht bedeutet, dass Männer nicht ebenso sorgsam und achtsam sein können. Doch es ist ein tief verankertes weibliches Prinzip, sich zu sorgen. Zu versorgen. Zu pflegen. Zu behüten. Zu beschützen.

Temperamentvoll essen

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