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Räubers Plan

Wie von allen guten Geistern verlassen, jagte Räuber den Weg zu seinem Pärchen hin. Freilich war er nicht begeistert, wieder einmal den kniffligsten Fall zu bekommen – aber vielleicht konnte er damit so viel Eindruck auf Chloe schinden, dass sie sein „Verschlafen“ vergisst und sich über Weihnachten weiter mit ihm trifft. Sie ist wirklich eine Sahneschnitte, diese entzückende französische Pudeldame.

Aber jetzt musste er leider die süße kleine Chloe aus seinem Kopf verbannen. Seine ganze Konzentration verlangte ab diesem Moment sein Auftrag.

Seit zwei Tagen beobachtete er nun schon die beiden Menschen, die er auf Geheiß seines Chefs zusammenbringen sollte.

Und genau seit zwei Tagen wusste er, dass er wirklich in der sprichwörtlichen Tinte saß. Die beiden waren garantiert ein Härtefall.

Aber Räuber wäre nicht Räuber, wenn er der Herausforderung nicht ins Auge schauen könnte.

Seine zwei Menschen schienen eindeutig, jeder auf seine Art und Weise, in ihren seelischen Sumpf gefangen zu sein. Vor ihm lag eine Menge Arbeit, denn ein Sumpf trockenzulegen, sich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen, sich ihrer Macht bewusst zu werden – dafür war er da. Das war seine Aufgabe.

Jessica war eine Verleugnerin.

Bei ihr musste er sehr vorsichtig und äußerst sensibel vorgehen. Da nutzte es nichts, wenn er auf dem direkten Weg zum Ziel kommen wollte. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt. Gleich verdrehte er wieder die Augen ... natürlich für ihn nur bildlich ... immerhin - Krallenspitzengefühl hörte sich albern an.

Mit ihr musste er, aller Wahrscheinlichkeit nach, in den unmittelbaren Kontakt treten, hieß, er musste sich materialisieren und für sie sichtbar werden. Eine wahnsinnige Anstrengung. Hoffentlich, wusste sein Boss, dass zu schätzen.

Die Zeit verrann wie im Flug, er konnte sich nicht zu lange mit Vorbereitungen aufhalten.

Bei Luke war er schon einen Schritt weiter.

Luke war ein Träumer, ein Fast-Realist. Aber halt nur fast. Für seinen Weg in die Stadt hatte er schon gesorgt. Er brauchte beide an ein und demselben Ort, um seine Aufgabe souveräne zu meistern. Und da er selbst die Stadt liebte, sah er nicht ein, den restlichen Monat auf dem Dorf zu verbringen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Er hatte Luke bei seinem Gespräch mit dem alten Mann beobachtet. Diese Ruhe, die beide ausgestrahlt haben, obwohl sie doch innerlich aufgewühlt waren, fand er wegweisend. Dieses Potential musste er für seine Mission nutzen.

Ganz dicht saß er neben Luke, las seine Gedankengänge, konnte die tiefe Verzweiflung in ihm spüren, der mit dem Erfüllen eines Wunsches haderte.

Als Luke dann seine Arbeit an dem Werkstück beendet hatte und Räuber sah, was er da geschnitzt hatte, musste er kurz schlucken.

Die kleine Figur in Lukes großen Händen ähnelte ihm bis ins kleinste Detail. So eine Verbindung zu seinem Menschen hatte er bisher noch nie.

Schleunigst verließ er den Ort, orientierte sich in der Stadt, fand die Bank, suchte die Unterlagen von Luke und knabberte genüsslich an dessen Papieren. Er konnte es sich nicht verkneifen und pinkelte mit einem leichten Grinsen in die Palme. Ja, es gab schöne Momente auf der Erde.

Wie von Geisterhand, über diesen Ausdruck lachte er immer in sich hinein, verließ er das Büro und warf schwanzwedelnd die Akten von Luke auf den Boden. Das laute Klatschen konnte die Frau hinter dem Schreibtisch nicht überhören. An der Tür drehte sich Räuber noch einmal um, nur um zu sehen, wie die Frau aufgestanden war, die Dokumente zusammenschob und ihre Nase rümpfte ... Doch – so machte arbeiten Spaß.

Jetzt aber musste er sich eine ruhige Ecke suchen, er brauchte dringend Ruhe. Morgen wird ein schwerer Tag werden.

Dezember - Adventsgeschichte

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