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1. Dezember – Luke

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Irgendwo in einer kleinen sehr ländlichen Stadt

„Mutter – bitte lass mich doch einmal zu Wort kommen!“ Luke verdrehte verzweifelt die Augen. Wie sollte er seiner Mutter begreiflich machen, dass er sich nicht so von ihr manipulieren lassen wollte. Natürlich, würde er – als guter Sohn – versuchen, ihre Wünsche über die Seinen zu stellen, Aber musste das ausgerechnet so ein Wunsch sein?

„Du weißt doch gar nicht, was alles auf dich zukommt, du wärst dann ganz alleine! Und ich weiß doch, dass du dich nicht um dich selber genug kümmerst! ... Du kannst doch ...“, in dem Moment schaltete er auf Durchzug.

Er kann nicht auf sich selbst achten? Wo lebte denn seine Mutter? Seit Jahren kümmerte er sich um seine Firma und um die Familie, um sie, seine jüngere Schwester und die Großeltern. Warum verlangte sie so einen Schwachsinn?

„Hörst du mir eigentlich zu?“ So missmutig, wie sie sich anhörte, hatte er sie lange nicht mehr erlebt. „Aber sicher doch ...“, war seine noch brummigere Antwort.

„Mein Großer, so versteh mich doch!“ Seine Mutter rappelte sich derweil aus ihrem bequemen Sessel auf, den sie seit ihrer Diagnose, vor ungefähr acht Wochen, kaum noch verließ. Erste Anzeichen waren diese ständige Müdigkeit, die immer schlechter heilenden kleinen Wunden, der schnelle extreme Gewichtsverlust, bis er sie endlich soweit hatte, zu einem Arzt zu gehen, war es auch schon zu spät. Das Untersuchungsergebnis war niederschmetternd. Ihr Arzt wollte umgehend eine Therapie veranlassen, eine Chemotherapie beginnen und sie in eine Klinik einweisen lassen.

Doch mit der Antwort seiner Mutter hatten beide nicht gerechnet, er nicht und auch nicht der Arzt.

„Nein!“ War alles, was sie in den Raum warf. Keiner der beiden Männer nahm es für voll, sie diskutieren, wo und wann der beste Termin war und achteten überhaupt nicht auf sie – bis sie sich aus ihrem Stuhl erhob und mit den Händen auf den Tisch schlug.

Verdattert sahen die beiden Männer sie an.

„NEIN!“ Wiederholte sie laut, fest und deutlich.

„Aber Mutter!“ Sein Ausruf war mehr wie irritiert und entsetzt. Er wusste in diesem Augenblick nicht, was ihn mehr verunsicherte. Die Diagnose oder ihre Weigerung, sich helfen zu lassen.

„Nichts - aber Mutter! Deine Empörung kannst du dir sparen!“ Mit all ihrer Würde stand sie vor den beiden Männern. „Es ist mein Leben. Ich hatte ein schönes Leben, darum bin ich nicht traurig, wenn es zu Ende geht. Ich vermisse deinen Vater.“ Ein sehnsüchtiger Blick richtete sich kurz aus dem Zimmerfenster. Dann wieder auf Luke. „Bitte akzeptiert das so. Ihr beide!“

Die Stille in dem Raum war gruselig. Jeder konnte den Atem der anderen hören. Tief atmete dann der Arzt durch und räusperte sich verlegen.

„Frau Maier, natürlich dürfen Sie das selbst entscheiden. Nur tun Sie mir bitte einen Gefallen. Bedenken Sie ihre Entscheidung noch einmal. Wenn Sie zu einem anderen Ergebnis gekommen sind, teilen Sie es mir umgehend mit. Lassen Sie sich nur nicht allzu viel Zeit dafür. Bis dahin kann ich sie unter Schmerzmittel stellen.“ Frau Maier nickte nur zustimmend mit dem Kopf.

Seit diesem Tag waren zwei Monate verstrichen, in denen seine Mutter die Entscheidung nicht revidierte. Nein, sie organisierte schon alles für ihre Beerdigung. Luke fand das mehr als makaber.

Und heute war wieder so ein Tag, wo sie ihm in den Ohren lag, sich endlich um sich selbst zu kümmern. Sich endlich eine Frau zu suchen. Endlich zu heiraten.

„Du hast vor acht Wochen deine Entscheidung getroffen – warum lässt du mir nicht meine!“ Erbost erhob er sich, verließ den Raum und ließ sie stehen.

Dezember - Adventsgeschichte

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