Читать книгу The Vampire Cats - Mimi Tiger - Страница 10
Оглавление3. KAPITEL
„HAT REIßZAHN ETWA seinen Verstand verloren?!“, platzt es auf einmal aus einer grau getigerten Kätzin heraus. Ihr schließen sich sofort mehrere Katzen an.
„Was willst du denn mit einem ehemaligen Hauskätzchen anfangen?! Dieser kleine olle Kater ist doch vollkommen nutzlos!“, ruft der langbeinige, schwarze Kater.
„Ganz genau!“, stimmt ihm der junge pechschwarze Kater, der neben ihm sitzt, nicht weniger laut zu.
Reißzahn hat wohl nicht mehr alle Haare im Pelz!, denkt er total wütend. Wie kommt er nur auf einen so unüberlegten Schwachsinn?!
Aufgewühlt, weil er die Entscheidung seines Anführers nicht ohne weiteres akzeptieren will, fügt der junge, pechschwarze Kater fauchend hinzu: „Was nützt der uns denn überhaupt?! Der ist doch noch nicht mal ein…!“
Er kann seinen Satz nicht beenden, weil ihm der langbeinige Kater, der neben ihm sitzt, gehörig auf den Schwanz tritt. Seine Krallen hat er eingezogen.
„AU!! Bist du bescheuert oder was?! Wofür war das denn?!“, brüllt der junge, pechschwarze Kater und funkelt ihn wütend an.
„Bleib gefälligst ruhig! Beinahe hättest du etwas gesagt, dass du später noch bereut hättest!“, antwortet ihm dieser ermahnend. „Glaub mir, diese Konsequenzen wären bedeutend schlimmer.“
„Mhm…“, brummt der junge, pechschwarze Kater und beruhigt sich halbwegs wieder. Trotzdem knurrt er weiter vor sich lang hin.
Spinne hat ja Recht… Ich darf unser Geheimnis nicht einfach verplappern. Und dieser Idiot verdient es eh nicht, davon zu wissen, denkt er aufgewühlt. Dennoch akzeptiere ich Reißzahns Entscheidung überhaupt nicht! Und alle anderen sehen das sicher auch nicht ein!
Der junge, pechschwarze Kater kann es einfach nicht lassen und schreit: „Verschwinde von hier, bevor ich dich eigenpfotig umbringe! Geh zu deinem netten Zuhause zurück, du blödes Hauskätzchen!!“
Felix kann es nicht fassen.
Wie bitte?! Ich habe gesagt, dass ich schon lange nicht mehr bei den Menschen lebe!, flucht er lautlos und kann sich nur mit Mühe zurückhalten, diesen voreingenommen Kater zurechtzuweisen. Der junge Kater regt sich wieder etwas ab. Er lässt seinen Blick nun auch zu anderen Katzen schweifen. Aus den Augenwinkeln sieht er, dass sich ein blutroter Kater langsam erhebt. Sofort guckt Felix in seine Richtung.
Der blutrote Kater steht nun auf seinen Pfoten und blickt ihn bitterböse und mit hasserfüllten Augen an. Ein heimtückisches Grinsen macht sich auf seinen Lippen breit.
Felix hat auf einmal eine ganz schlechte Vorahnung…
Der blutrote Kater schaut ihm direkt in seine smaragdgrünen Augen. In seinem Blick spiegelt sich nach wie der blanke Hass wider, aber der junge Kater erkennt darin nun auch pure Verachtung.
Du kennst mich doch gar nicht. Wie kannst du mich da direkt gleich hassen?, überlegt Felix schweigend.
Plötzlich beginnt der blutrote Kater, laut und abwertend zu rufen: „Aber warum muss es denn unbedingt dieser kleine, nervtötende Scheißhaufen sein? Ich meine, so ganz allein muss er doch gewaltig Angst haben. Das ist so was von erbärmlich! Wollen wir wetten, dass eine kleine Amsel mehr Mumm hat als dieses Fellknäuel? Obwohl, eigentlich gibt’s da nichts zu wetten. Die Amsel hätte sowieso bei weitem gewonnen!“
Nach seinen Beleidigungen verfällt er in ein hämisches Gelächter, das tief in das Gehör aller Katzen eindringt.
Jetzt reicht’s! Felix wird richtig wütend. Die Worte der Katzen waren sehr verletzend. Seine aufrauschenden Gefühle kann er nun nicht länger zurückhalten. So laut wie er kann, knurrt der junge Kater über die gesamte Lichtung. Anschließend folgt ein verärgertes Fauchen. Augenblicklich verstummt das viele Gemurmel aller Katzen. Es kommt ihm so vor, als wäre der ganze Wald in eine vollständige Stille getaucht. Alle Aufmerksamkeit gilt ihm. Selbst der blutrote Kater hält auf einmal seine Schnauze und sein Gelächter hört schlagartig auf.
Wütend erhebt sich Felix und geht entschlossen auf den blutroten Kater zu. Sein Schwanz sträubt sich und peitscht nun wild hin und her.
„Das wirst du bereuen!“, miaut er, während er seinem Gegenüber immer näher kommt.
„Das werden wir wohl erst noch sehen! Ich nehme dich auseinander, bevor du auch nur mit der Wimper zuckst!“, faucht dieser gehässig zurück.
Doch das hält den jungen Kater nicht auf. Gleichzeitig fährt er seine Krallen aus. Er hält erst an, als er dem blutroten Kater Nase an Nase gegenüber steht.
Ohne sich zurückzuhalten, miaut Felix: „Du bist besser still! Wage es nie wieder, mich nochmal so zu nennen!! Du hast nicht einmal ansatzweise die geringste Vorstellung von dem, was ich bereits alles durchmachen musste!! Glaube mir, wenn ich dir sage, dass du davon überhaupt keine Ahnung hast!! Beurteile niemanden, dessen Vergangenheit du nicht kennst!!!“
Die Augen der anderen Katzen weiten sich, als sie sehen, dass der blutrote Kater tatsächlich ein paar Schritte von Felix zurückweicht. Anschließend brüllt dieser zornig: „Falls du glaubst, dass du damit durchkommen solltest, hast du dich aber gewaltig geirrt!! Wenn du mir drohst, könnte das dein Todesurteil sein! Darauf greife ich nun zurück!“
Völlig außer sich vor Wut will sich der blutrote Kater auf dieses nervige Fellbündel stürzen, um ihm eine blutige und brutale Lektion zu erteilen. Doch dazu kommt es nicht.
„Das wirst du nicht tun, Ader!! Ich befehle dir, dass du dich zurückhältst!!“, meldet sich der dunkelbraune Kater gerade noch rechtzeitig zu Wort, um eine blutige Katastrophe zu verhindern. „Und du wirst mir gehorchen!“
„Wa-wa-was?!“ Der blutrote Kater verliert augenblicklich die Fassung und er sieht seinen Anführer völlig entgeistert an. „Ist das dein Ernst?!“
Felix atmet erleichtert durch, während er sich etwas Abstand von seinem Gegenüber verschafft.
„Ihr habt mich gehört!“, beginnt der dunkelbraune Kater. „Ich, Reißzahn, bin euer Anführer und ihr habt auf mich zu hören, ob es euch nun passt oder nicht! Ich habe gesagt, dass Felix bei uns aufgenommen wird, wenn er seine Qualifikationsphase besteht! Akzeptiert diese Entscheidung, denn ihr könnt nichts daran ändern.“
Der junge Kater traut seinen Ohren nicht. Hat er ihn gerade wirklich in Schutz genommen und verteidigt, damit ihm nichts geschieht? Das verwundert ihn, denn noch vor kurzem hat er sich ihm gegenüber nicht anders verhalten. Weshalb hat der dunkelbraune Kater seine Meinung über ihn so schnell geändert? Oder liegt es an etwas völlig anderem?
Felix ist jedoch immer noch wütend auf den blutroten Kater, weil er ihn so gedemütigt hat. Er hat ihm keinen Grund gegeben, ihn so zu verabscheuen. Immerhin weiß er jetzt schon mal, wie der dunkelbraune Kater und Pelzknäuel mega-mies-drauf heißen.
Etwas angesäuert und genervt fügt Reißzahn zu seiner Ansage hinzu: „Übrigens habe ich meinen Verstand nicht verloren. Nur anscheinend sind einige von euch anderer Meinung. Deshalb kommen Kralle, Spinne und Ginsterpfote kurz zu mir.“
Ein wenig begeistertes Stöhnen ertönt unter den genannten Katzen. Widerwillig stehen die drei auf, während die cremefarbene Kätzin und die nachtschwarze Kätzin sich mit in den Halbkreis um ihren Anführer setzen. Felix bleibt da, wo er ist und setzt sich wieder. Schließlich stehen die drei aufgerufenen Katzen vor Reißzahn. Zwei von ihnen sehen beschämt und schuldbewusst nach unten.
„Schämt euch nicht“, sagt Reißzahn zu ihnen. „Ihr habt damit angefangen. Jetzt solltet ihr wenigstens dazu gerade stehen. Trotzdem werdet ihr eine angemessene Strafe für euer unangebrachtes Verhalten bekommen.“
„Was du nicht sagst. Und? Was hast du dir für uns ausgesucht? Sollen wir die Pflichten erfüllen, für die du dir nicht die Pfoten schmutzig machen willst?“, fragt der junge, pechschwarze Kater vorlaut. „Oder sollen wir dir die Pfoten mit Küssen überschütten?“
„Ihr werdet alle die Dornenbarriere auf Löcher überprüfen und diese dann zustopfen“, antwortet der dunkelbraune Kater mit unveränderter Stimme.
An den Blicken der drei Katzen ist zu erkennen, dass sie sich nicht wirklich darauf freuen. An den jungen, pechschwarzen Kater gewannt fügt Reißzahn noch hinzu: „Und weil du mich so nett gefragt hast, lieber Ginsterpfote, darfst du zuvor noch unseren Vorrat an Moos auffüllen.“
„Aber ich habe darauf überhaupt keine Lust!! Außerdem gibt es momentan eh kaum noch Moos, weil es seit einer Weile nicht mehr geregnet hat!“, beschwert sich Ginsterpfote schlecht gelaunt. „Ich bin doch nicht blöd.“
„Du wirst deine Strafe abarbeiten, egal wie lange du dafür brauchst!“, entgegnet sein Anführer. „Und jetzt fangt endlich an oder wollt ihr hier den ganzen Tag wie drei Bäume herumstehen?“
Genervt verdreht der junge, pechschwarze Kater seine Augen und stöhnt laut.
Felix muss leicht schmunzeln und amüsiert sich ein wenig. Das hat dieser freche Kotzbrocken verdient! Er hat ja nicht mal Respekt vor seinem Anführer. Unglücklicherweise blickt in genau diesem Augenblick Ginsterpfote zu ihm herüber. Schnell verfliegt sein fröhlicher Gedanke, als sich ihre Blicke kreuzen. Der pechschwarze Kater sieht ihn böse an und schimpft dann so laut, dass ihn zweifelsohne jeder hören kann: „Dieses bescheuerte, aufdringliche Fellbüschel wird in diesem Wald keinen Viertelmond, wenn überhaupt einen einzigen Tag lang überleben! Dafür sorge ich höchstpersönlich! Am Ende dieses Tages bist du tot!!“
„Träum weiter!“, verteidigt sich Felix. „Ich werde dir zeigen, wie sehr du dich irrst. Und auch euch anderen! Ich werde es euch allen beweisen!“
Ginsterpfote setzt allerdings noch einen drauf: „Selbst tote Beutetiere sind bei uns nützlicher als! Sie sorgen dafür, dass wir nicht verhungern! Geh doch einfach in eine leere und alte Felshöhle und warte darauf, dass sie einstürzt und dich darunter zerquetscht! Dann hat der Wald ein Problem weniger auf dem Boden herumlaufen!“
Der junge Kater zuckt leicht zusammen, weil ihn diese Worte so sehr verletzt haben. Womit hat er das verdient?
„Ginsterpfote, es reicht verdammt nochmal!!“, wird er endlich von Reißzahn zum Schweigen gebracht. „Solltest du nicht schon längst nach Moos suchen? Du bist nämlich immer noch hier!“
„Ich bitte um Entschuldigung! Was kann ich den bitte dafür, dass mich dieser fremde Kater aufgehalten hat, indem er sich über mich lustig macht?“ Der pechschwarze Kater zeigt mit seiner Schwanzspitze auf Felix. „Da musste ich mich doch verteidigen.“
Sein Anführer verliert langsam die Fassung und meint ermahnend: „Jetzt mach dich los oder du kriegst eine weitere Strafe!“
Als wäre soeben absolut gar nichts passiert, läuft Ginsterpfote stolz und mit erhobenem Schwanz an Reißzahn vorbei. Kurz vor der Dornenbarriere setzt der pechschwarze Kater zum Sprung an und gleitet problemlos über die breiten Sträucher hinweg, als würde er fliegen können. Sobald seine Pfoten wieder auf dem Waldboden aufkommen, rennt Ginsterpfote auch schon mit übernatürlicher Geschwindigkeit davon.
Felix kann es einfach nicht wahrhaben. Wie kann man nur so wahnsinnig hasserfüllt, frech und arrogant sein? Er fragt sich, wie es die anderen nur mit ihm aushalten können und weshalb er überhaupt bei ihnen sein darf…
„Und worauf wartet ihr noch?“, fragt Reißzahn und sieht zu Spinne und Kralle, die noch immer vor ihm stehen. Schnell entschuldigen sich die beiden und eilen zur Dornenbarriere.
Felix sieht ihnen kurz nach und blickt dann zurück zu Reißzahn.
„Vielleicht werde ich es hier doch nicht ganz so einfach haben…“, murmelt er niedergeschlagen. „Hoffentlich hat niemand wirklich mitbekommen, wie sehr mich die Worte der anderen verletzt haben…“
Augenblicklich gilt seine Aufmerksamkeit wieder dem dunkelbraunen Kater, als dieser erneut die Stimme erhebt: „Mir ist aufgefallen, dass aufgrund der frühen Zeit noch nicht gejagt wurde. Deshalb werden…“
„Ich werde eine Jagdpatrouille anführen!“, wird er von einem Kater mit Leopardenfell, der helfen möchte, unterbrochen.
„Ich danke dir, Klaue, aber beim nächsten Mal lässt du mich ausreden, ja?“, erwidert Reißzahn freundlich. „Allerdings muss ich dir mitteilen, dass ich mir für diese Stelle bereits jemanden ausgesucht habe. Dennoch kannst du sie gerne begleiten. Ader wird die Jagdpatrouille anführen. Er hat nämlich auch noch etwas wieder gut zu machen!“
Der blutrote Kater meint dagegen: „Ich wüsste nicht, dass ich etwas Falsches getan hätte.“
„Oh doch, du weißt sehr genau, wovon ich rede“, miaut sein Anführer streng. „Kratzer wird euch begleiten.“
„Na schön…“, brummt Ader.
„Gibt es einen bestimmten Wunsch von dir, was wir wieder mit nach Hause bringen sollen?“, fragt eine Kätzin mit vielen, dünnen Streifen im Fell.
„Versucht es am Fluss. Es wäre toll, wenn ihr Fische fangen würdet“, schlägt Reißzahn vor und sieht Ader neckend an. Jede Katze weiß, dass er es hasst, auch nur einen einzigen Wassertropfen in seinem blutroten Pelz zu haben.
„Oh nein! Das kommt nicht in Frage!“, protestiert Ader. „Ich mache mir meine Pfoten ganz bestimmt nicht nass!“
„Schon vergessen, dass ich hier das Sagen habe?“, erwidert sein Anführer schelmisch. „Du wirst tun, was ich dir gesagt habe, verstanden?“
Der blutrote Kater gibt es auf, ihm zu widersprechen. Reißzahn wendet sich sogleich von ihm ab.
„Viel Spaß beim Fischen!“, ruft Kratzer zu ihrem Kumpel.
Sie und Klaue schmunzeln leise und Klaue fügt noch hinzu: „Daran bist du selbst schuld.“
„Ach halt jetzt die Schnauz‘!“, faucht Ader wütend. „Ich finde es beschissen, dass…!“
„Hör auf, rumzumeckern!“, unterbricht ihn Reißzahn. „Und jetzt ab an die Arbeit, bevor ich dir etwas auftrage, das du noch weniger leiden kannst. Ich gebe zu, Klaue hat Recht. Hättest du dich nicht so feindselig verhalten, wer weiß, vielleicht müsstest du dann nicht fischen.“
„Aber dieser kleine Feigling hatte es nicht anders verdient. Der..!“, schimpft der blutrote Kater erneut.
„Hast du nicht eine Jagdpatrouille anzuführen?“, fällt ihm sein Anführer ins Wort.
„Ja, aber…“
„Dann los! Wenn du unbedingt von ihm weg willst, was hält dich dann noch hier?“
Ader knurrt und sagt anschließend: „Na gut. Klaue, Kratzer, auf geht’s! Gehen wir jagen.“
„Aber mit Vergnügen!“, miaut Kratzer verschmitzt.
Zügig machen sich die drei Katzen los und springen wie Ginsterpfote über die ineinander verschlungenen Sträucher und Büsche, die das Lager umgeben. Und schon sind sie weg.
„Das hat Ader verdient!“, faucht Felix leise.
Da die Jagdpatrouille nun ebenfalls fort ist, befinden sich neben dem jungen Kater nur noch sechs weitere Katzen auf der Lichtung. Felix muss kurz blinzeln. Als er seine smaragdgrünen Augen wieder öffnet, befindet er sich auf einmal inmitten des Halbkreises der versammelten Katzen.
Wie bitte sind sie denn so schnell näher gekommen?, fragt sich der junge Kater verwirrt und schaut weiter um sich. Mit ein wenig Abstand sieht er nun die nachtschwarze Kätzin auf seiner rechten Seite sitzen. Auf ihrer anderen Seite erblickt er einen kleineren, braunschwarzen Kater. Und neben diesem sitzt noch ein weißer, sehr durchtrainierter Kater, von dem eine unberührbare Schönheit ausgeht. Für einen kurzen Moment ist Felix davon regelrecht fasziniert. Schnell huscht sein Blick auf seine andere Seite, bevor es peinlich wird. Dort sieht er die cremefarbene Kätzin. Allerdings hält sie zu ihm einen größeren Abstand als die nachtschwarze Kätzin. Der junge Kater denkt nicht weiter darüber nach und erkennt auf ihrer anderen Seite einen ebenfalls jüngeren Kater mit hellgrauem Fell.
Felix entscheidet sich, wieder zu Reißzahn zu sehen.
„Vene, würdest du die einzelnen Baue auf Stabilität und Löcher überprüfen?“, fordert dieser gerade einen weiteren Kater auf.
„Kein Problem. Wird erledigt, Reißzahn“, antwortet ihm der braunschwarze Kater, steht auf und eilt zu den Schlafhöhlen.
„Mondblatt, überprüfe bitte mit Taupfote unseren Kräutervorrat. Ich habe so ein Gefühl, dass wir einige Kräuter bald wieder brauchen werden.“ Die Stimme des Anführers wirkt ruhig, dennoch geht eine geringe Anspannung von ihm aus. Die cremefarbene Kätzin erhebt sich zusammen mit dem hellgrauen Kater. Beide nicken und gehen auf den Felsspalt zu. Anschließend verschwinden sie dahinter.
„Knochen, es gibt da noch etwas, das ich gerne mit dir besprechen würde…“, sagt Reißzahn zu dem weißen, durchtrainierten Kater.
„Selbstverständlich“, erwidert dieser mit einem Nicken.
Langsam geht sein Anführer auf ihn zu. Seine letzten Worte sind so leise, dass nur Knochen sie hören kann: „Geh schon mal vor… Ich werde gleich nachkommen.“
Knochen versteht, worauf er hinauswill und entfernt sich in Richtung des kleinen Felsens.
„Es steht dir frei zu gehen“, miaut Reißzahn gelassen zu der nachtschwarzen Kätzin, die daraufhin auch in Richtung des Felsspalts läuft.
Nun ist Felix mit dem dunkelbraunen Kater ganz allein. Reißzahn kommt auch schon ganz nah auf ihn zu. Der Anführer lächelt ihn entspannt an.
„Junger Kater…“, beginnt er freundlich. „Nein, dein Name lautet Felix. Also werde ich dich auch so ansprechen. Ich möchte dich um etwas bitten.“
„Worum geht es denn? Kann ich mich irgendwie nützlich machen?“, fragt Felix interessiert.
„Nein, das ist im Moment gar nicht nötig“, meint sein Gegenüber. „Es ist vielmehr ein Ratschlag, den ich dir geben möchte. Höre nicht auf das, was Spinne, Kralle, Ader und Ginsterpfote gesagt haben. Sie haben Unrecht. Ich spüre, dass du den Willen und sehr großen Mut hast, hier bleiben und leben zu wollen. Wäre dies nicht der Fall, hätte ich dich längst verjagt. Lass dich von ihnen bloß nicht unterkriegen, sonst spielst du direkt in ihre Pfoten.“
„D-Danke…“, stammelt der junge Kater ein wenig nervös. „Ich wüsste nicht, was ich…“
„Es ist nicht deine Schuld, dass sie so reagiert haben“, unterbricht ihn Reißzahn sanft. „Wobei ich zugeben muss, dass sie manchmal ganz schön fies sein können…“
„Na das nenne ich die allergrößte Untertreibung, die ich je gehört habe…“, meint Felix etwas eingeschnappt.
„Du hast Recht, entschuldige bitte. Aber nimm dir ihre Worte nicht zu Herzen. Wenn du dich erst einmal hier eingelebt hast, werden sie dir bestimmt auch ihre nette Seite zeigen.“
„Davon kann ich bis jetzt nur träumen…“
„Es wird vielleicht nicht einfach, aber glaube an dich, Felix“, sagt Reißzahn, um die Bedeutung seiner Worte zu verstärken. „Höre auf dein Herz. Es wird dir sagen, was du tun sollst und es gehört in diesen Wald.“
Seine Worte berühren den jungen Kater und er sieht den Anführer entschlossenen Blickes an. Dieser wechselt unerwartet das Thema: „Falls du Hilfe brauchen solltest oder jemanden, der dir hier alles zeigt, wende dich an die nachtschwarze Kätzin. Ich bin überzeugt, dass sie bereit wäre und sich sehr freuen würde, dir zu helfen.“
Kurz darauf wendet sich Reißzahn von ihm ab, bevor Felix ihm noch ein paar Fragen stellen kann. Der junge Kater blinzelt und der Anführer ist verschwunden. Zerstreut bleibt er nun ganz alleine in der Mitte des Lagers zurück…