Читать книгу The Vampire Cats - Mimi Tiger - Страница 9
Оглавление2. KAPITEL
„WER AUCH IMMER sich hinter der Dornenbarriere verbirgt, kommt auf der Stelle aus seinem Versteck heraus und zeigt sich!!“, faucht eine der Katzen mit lauter, tiefer und furchteinflößender Stimme.
Alle Katzen, die sich auf der Lichtung versammelt haben, beginnen, laut zu knurren. Trotz des eindeutigen Befehls wagt es der junge Kater nicht, sich zu bewegen und bleibt wie am Boden festgewurzelt stehen. Er riskiert es nicht einmal zu blinzeln. Felix verlangsamt seine Atmung, aus Angst, dass ihn die Katzen sonst hören.
Zufällig befindet sich auch in diesem pieksigen Dornenstrauch ein Loch, jedoch ist dieses etwas kleiner. Der junge Kater kann es einfach nicht lassen und geht das Risiko ein hindurchzuschauen. Noch immer in seinem Versteck kauernd sieht er besorgt, dass drei Katzen auf ihn zukommen. Seine smaragdgrünen Augen weiten sich erneut, als er erkennt, dass sich unter ihnen auch der dunkelbraune, muskulöse Kater befindet. Er wird von der nachtschwarzen Kätzin und einer cremefarben getigerten Kätzin begleitet. Die drei Katzen gehen ungehaltenen Schrittes direkt auf ihn zu. Sie alle haben ihre äußerst langen Krallen weit ausgefahren, die Ohren drohend angelegt und die Lefzen etwas hochgezogen. Ein Knurren, das wie Donnergrollen klingt, steigt aus ihren Kehlen empor.
Erschrocken wendet Felix seinen Blick von ihnen ab. Die Katzen kommen seinem Versteck immer näher. In seinem Körper werden Unmengen an Adrenalin freigesetzt. Inzwischen schießt sein Blut nur so durch seinen Körper und rauscht in den Ohren des jungen Katers. Mittlerweile ist auch seine Atmung erheblich hastiger. Felix‘ Herz wummert in seinem Brustkorb. Trotzdem ist er bis aufs Äußerste neugierig als auch gespannt, was wohl passieren wird, wenn sie ihn finden.
Felix starrt noch immer durch das kleine Loch in der Dornenbarriere. Einen Moment später hält er abrupt seinen Atem für einige Momente an. Ihn trennt von den seltsamen Katzen nur noch die dicke Wand aus Dornenbüschen. Schnell duckt sich der junge Kater nach unten und versucht, irgendwie doch noch etwas durch das dichte Blattwerk zu erkennen.
Die Zeit scheint gerade zu stillzustehen und Felix bleibt nichts anderes übrig, als nervös abzuwarten, was passieren wird. Seine Ungeduld wird immer größer. Gleichzeitig will er gefunden werden, aber es dennoch unbedingt verhindern. Ein Gedanke erscheint in seinem Kopf.
Warum haben die mich denn noch nicht zurecht gewiesen…?, überlegt der junge Kater sich stark wundernd. Die Fragen verursachen ihm Kopfzerbrechen, weshalb er gar nicht mitbekommt, dass die drei Katzen inzwischen nur noch ein kleines Stück hinter ihm stehen…
Ohne auch nur das geringste Geräusch verursacht zu haben, sind sie zu ihm gekommen. Felix‘ Kopf zeigt noch immer in Richtung Dornengestrüpp. Lautlos stehen die fremden Katzen an Ort und Stelle. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Während sich die nachtschwarze Kätzin und die cremefarbene Kätzin nicht bewegen, läuft der dunkelbraune Kater nun seitlich auf den Fremdling zu, der ihn weder hören kann, noch kommen sieht… Unerwartet und mit einem sehr festen Griff packt er Felix am Genick. Der dunkelbraune Kater achtet darauf, dass sich seine langen Reißzähne nicht in sein Fleisch bohren. Demzufolge benutzt er nur seine Schneidezähne, um den jungen Kater hochzuheben, was ihm jedoch keine Schwierigkeiten bereitet.
Erschrocken zuckt Felix zusammen und ein kurzer Schrei entweicht seiner Kehle. Er baumelt nun im Maul des dunkelbraunen, durchtrainierten Katers. Seine Angst vergisst er dagegen ziemlich schnell und ist viel mehr von dieser enormen Kraft beeindruckt. Ohne zu wissen, was mit ihm gerade geschieht, wird der junge Kater abgelenkt, als alle drei Katzen zu einem gewaltigen Sprung ansetzen. Kraftvoll stoßen sie sich von der weichen Erde ab und springen hoch. Obwohl die Dornenbarriere sehr breit ist, hat keine der Katzen auch nur das geringste Problem, darüber hinwegzugleiten.
Fliegen wir etwa…?! Felix ist total verwundert und erstaunt.
Sanft landen alle drei Katzen vor den anderen innerhalb des Lagers, direkt in der Mitte der Lichtung. Auch die anderen Katzen haben ihre extrem langen Krallen ausgefahren. Einige von ihnen beginnen, erneut laut zu fauchen und zu knurren. Sie sind kurz davor, sich auf ihn zu stürzen und ihn in Stücke zu reißen. Nur mit Mühe können sie sich zurückhalten.
Noch immer im Maul des dunkelbraunen Katers baumelnd, der gehörig fest zupackt, versucht Felix, unbemerkt seinen Kopf ein wenig anzuheben, um sich die Lichtung noch einmal genauer anzuschauen. Allerdings ist der Griff des dunkelbraunen Katers stärker als erwartet. Seine Faszination wächst unaufhaltbar weiter.
Wie macht er das nur…?, denkt der junge Kater. Das liegt doch jenseits natürlicher Grenzen!
Jetzt, da er trotz des Griffs an seinem Genick die Lichtung besser sehen kann, lässt es Felix erstaunen. Hier ist es wunderschön, und gut geschützt. Wie vermutet umgibt die Dornenbarriere mit dem gewaltigen Felsen das Lager dieser Katzen vollständig. Eins kann der junge Kater definitiv sagen, das hier ist ein hervorragend geschütztes Versteck.
Unerwartet lässt der dunkelbraune Kater Felix plötzlich fallen. Unsanft plumpst der junge Kater nach unten und landet auf seiner rechten Flanke. Für einen kurzen Augenblick bekommt er keine Luft. Sofort will er sich aufrichten und die Katzen fragen, wer sie sind, als der dunkelbraune Kater mit einer schnellen Bewegung eine seiner Vorderpfoten äußerst kraftvoll auf Felix‘ linke Schulter drückt. Dieser freut sich, dass die Erde nicht so hart ist, denn sonst wären seine Schmerzen intensiver. Auf einmal nimmt der Boden die Härte einer rauen und brüchigen Gesteinswand an.
Wie bitte, was?! Hä?! Felix glaubt, seinen Verstand verloren zu haben. So etwas geht doch gar nicht! Wie hat er das gemacht?!
Mit einem Ruck bohrt der dunkelbraune Kater seine scharfen und langen Krallen in seine weiche Haut. Der junge Kater verkrampft sich und er unterdrückt einen lauten Schmerzensschrei. Seine Augen werden glasig. Der Schmerz ist unerträglich. Sein gesamter Körper brennt wie ein loderndes Feuer.
Das Geräusch von reißendem Fleisch durchschneidet die Luft, als der dunkelbraune Kater Felix drei tiefe Kratzer zufügt. Blutspritzer fliegen durch die Luft und landen auf dem Boden. Aufgrund seiner ihn quälenden Schmerzen fällt es dem jungen Kater nicht auf, aber alle normalen Augenfarben der versammelten Katzen weichen innerhalb eines einzigen Wimperschlags ins Blutrote. Nur ihre Pupillen bleiben schwarz. Ein paar von ihnen fahren sich kurz mit ihren Zungen über die Schnauze. Nur die Augen des dunkelbraunen Katers bleiben unverändert.
„Wie um alles in diesem Wald bist du nur hierher gekommen?!“, faucht er wütend und verachtend. „Wie kannst du es überhaupt wagen, dich hier blicken zu lassen?!“
Der dunkelbraune Kater lockert den Druck auf Felix‘ Schulter, damit er seine Fragen beantworten kann, doch die anderen Katzen können sich nicht länger zurückhalten. Maßlos beginnen sie, sich ungehalten aufzuregen.
Der junge Kater kann nicht viel erkennen, weil er am Boden festgehalten wird, aber er hört eine Kätzin knurren: „Was zum Scheiß hat der hier zu suchen?!“
„Wie hat der es überhaupt geschafft, das Portal zu durchqueren?!“, faucht ein Kater genauso verächtlich.
Ein anderer Kater ruft: „Verschwinde von hier, du Stück Abschaum! Verpiss dich aus unserem Wald und lass dich hier nie wieder blicken!“
„Besser nicht, nicht dass er noch jemandem etwas erzählt. Ich fände es besser, wenn er bei uns bleiben würde“, entgegnet jemand überraschend freundlich. Aus den Augenwinkeln kann Felix grob die nachtschwarze Kätzin erkennen.
Eine andere Kätzin brüllt widersprechend: „Wir sollten ihn auf der Stelle umbringen und dann…!“
„Jetzt beruhigt euch erst einmal wieder!“, unterbricht der dunkelbraune Kater die aufgeregten Katzen mit lauter Stimme. Sofort verstummt das Geschimpfe.
Alle versammelten Katzen richten ihre immer noch angesäuerten Blicke auf den dunkelbraunen Kater. Dieser dreht Felix ruckartig auf seinen Rücken und stemmt seine Vorderpfoten gegen seinen Brustkorb, sodass er sich nicht mehr bewegen kann. Erneut bohrt der dunkelbraune Kater seine Krallen in den Körper seines Gegenübers. Dieses Mal ist er jedoch vorsichtiger und will ihm keine weiteren Schmerzen zufügen. Kein einziger Blutstropfen verlässt die Haut des jungen Katers. Er verschont ihn absichtlich, um seine Katzen nicht noch mehr in den Wahnsinn zu treiben.
Ich weiß, dass sie sich sonst nicht mehr zurückhalten können. Sie würden sofort auf ihn losgehen und das will ich auf jeden Fall vermeiden, denkt der dunkelbraune Kater, denn selbst auf ihn löst sein Blut ein starkes Verlangen aus, es kosten zu wollen. Das ist doch eigentlich gar nicht möglich! Wer ist dieser junge Kater und weshalb hat sein Fell die Farbe von Flammen…? Soll er etwa die „lodernde Flamme“ aus Mondblatts Prophezeiung sein…? Aber das wäre doch unmöglich! Er ist ja nicht einmal ein Vampir…
Er beugt sich nun vorsichtig auf den Brustkorb des jungen Katers stützend nach vorn. Um ihn nicht weiter zu verletzen, zieht er seine Krallen vorsichtig wieder ein. Der dunkelbraune Kater hat seine Blutgefäße nicht einmal auch nur ansatzweise berührt. Langsam bewegt er seinen Kopf auf Felix zu.
Der junge Kater sieht mutig in seine bernsteinfarbenen und leuchtenden Augen. Er glaubt, darin zum größten Teil Verwirrung und Missverständnisse wahrzunehmen.
Täusche ich mich oder sehe ich da tatsächlich etwas versteckte Neugier und Bewunderung…?, fragt sich Felix.
Seine Gedanken wandern zur Realität zurück, als ihm der dunkelbraune Kater ohne ein Spur von Wut oder Verachtung eine Frage stellt: „Wie lautet dein Name, junger Kater?“
Durch seine Freundlichkeit überrascht gerät der junge Kater ein wenig ins Stocken, als er ihm antwortet: „Ich… äh… Ich bin…“
„Ist die Frage so schwer?“, miaut sein Gegenüber lächelnd.
„Ich heiße Felix“, sagt er etwas betreten.
„Wie bist du hierher gekommen?“, fragt der dunkelbraune Kater weiter.
„Ich bin… der Spur der… nachtschwarzen Kätzin gefolgt…“
Jetzt reiß dich zusammen! Sonst hält mich selbst eine Maus für einen Angsthasen!, flucht Felix in seinem Kopf.
„Ich war vorhin auf der Jagd, als sie so schnell wie ein Blitz an mir vorbeigerast ist. Wegen meiner Neugier bin ich ihrer Fährte gefolgt“, fährt er nun selbstbewusster fort.
Der dunkelbraune Kater lässt ihn anschließend los und setzt sich dann hin. Felix nutzt diese Gelegenheit und richtet sich etwas langsamer aufgrund seiner inzwischen weniger blutenden Schulter auf. Er setzt sich ebenfalls hin. Der junge Kater will seinem Gegenüber Respekt zeigen, indem er seinen Blick senkt.
Alle Katzen sind überrascht, selbst der dunkelbraune Kater. Dieser nickt schließlich kurz. Anschließend miaut er entspannt: „Du kannst deinen Blick wieder heben.“
Felix gehorcht.
„Stimmt das, was du eben erzählt hast, auch wirklich?“, hakt der dunkelbraune Kater nach.
„Ja, andererseits wäre ich jetzt nicht hier“, erwidert sein Gegenüber.
Ein erstauntes Murmeln breitet sich unter den Katzen aus.
„Wieso sollte so ein aufdringliches Hauskätzchen sein Zuhause denn überhaupt verlassen wollen?“, nörgelt ein jüngerer, pechschwarzer Kater, der sich zuvor noch zurückgehalten hat.
„Das ist einfach nur fragwürdig“, hört und sieht Felix einen langbeinigen, schwarzen Kater abwerten sprechen.
Er will gerade protestieren, als der dunkelbraune Kater ihn fragt: „Wo ist dein Zuhause?“
„Ich habe mein Zuhause vor ungefähr drei Monden verloren…“, antwortet der junge Kater ein wenig nostalgisch. „Seitdem ziehe ich durch den Wald, auf der Suche nach einer Höhle oder Ähnlichem, wo ich die kalten Nächte verbringen kann und vor Regen geschützt bin.“
Sein Gegenüber denkt über seine Worte nach und sagt dann zu ihm: „Das ist äußerst erstaunlich. Normalerweise können Katzen wie du das Portal, das zu diesem Bereich des Waldes führt, nicht sehen. Auch unsere Spuren sollten für euch eigentlich verborgen bleiben.“
„Aber weshalb denn?“, fragt Felix neugierig, denn jetzt hat er den endgültigen Beweis, dass diese Katzen anders sind. Allerdings lassen alle von ihnen seine Frage einfach offen stehen.
Die cremefarbene Kätzin, die sich mit der nachtschwarzen Kätzin noch immer in der Nähe des dunkelbraunen Katers befindet, fragt ihn mit etwas Neugier: „Wie alt bist du…?“
Sie findet es merkwürdig, dass ein so junger Kater wie er ganz alleine durch den Wald streift und dennoch irgendwie zurechtkommt.
„Fünf Monde…“, miaut Felix ein wenig von der Frage verunsichert und sieht in ihre Richtung.
„Und seit du zwei Monde alt bist, lebst du hier draußen alleine im Wald?!“, ruft die nachtschwarze Kätzin überrascht.
„Ja-a…“ Der junge Kater muss erneut vor Nervosität stottern. Er zögert einen Moment, dann schaut er seinem Gegenüber direkt in die Augen und fragt vorsichtig: „Kann… Kann ich mich euch möglicherweise anschließen…?“
Alle Blicke richten sich voll und ganz auf ihn. Felix wird indes ein bisschen unruhig, weil ihm noch niemand geantwortet hat. Anspannung liegt in der Luft.
Erst nach einer Weile unangenehmen Schweigens spricht der dunkelbraune Kater klar und deutlich: „Wenn du einen ganzen Mond bei uns lebst, uns Loyalität, Hilfebereitschaft, Vertrauen und Treue zeigst und wir wissen, dass wir uns auf dich verlassen können, dann nehmen wir dich bei uns auf.“