Читать книгу Sektion 3|Hanseapolis / Sektion 3|Hanseapolis - Schattenspiele - Miriam Pharo - Страница 10

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„Achtung! Kollisionsgefahr im Bereich 24/25!“

„Ausweichmanöver einleiten … jetzt! Nein, nein, weiter nach rechts. Nach RECHTS!“

„Verdammt, wir haben den ersten Killer verloren!“ „Irrelevant. Neun sind noch unterwegs. Es wird halt etwas länger dauern.“

Der jüngere der beiden Männer schwankte. Es war erst sein dritter Einsatz dieser Art und noch besaß er die Routine seines Kompagnons nicht. Die Killer wurden über die Gehirnströme gesteuert. Eine enorme Konzentrationsleistung, die ihm bereits nach wenigen Minuten heftige Kopfschmerzen bescherte. Blinzelnd verfolgte er auf dem Display, wie sich die neun roten Punkte ihrem Ziel rasend schnell näherten.

„Scheiße!“

„Was?“ Der Jüngere blickte erschrocken auf.

„Die Schutzhülle von Nummer 3 löst sich frühzeitig auf!“

„Oh nein!“ Entsetzt beobachtete der Jüngere, wie einer der roten Punkte von einem körperlosen wabernden Ding umringt wurde, während die anderen vorbeiflitzten. Innerhalb weniger Sekunden war die pulsierende Masse über dem Killer und drückte ihn erbarmungslos gegen die Wand. Als sich die Angreifer schließlich zurückzogen, war er verschwunden.

„Verdammt noch mal! Wir müssen Gas geben, Junge, sonst verlieren wir noch mehr von ihnen.“

„In Ordnung.“ Wieder schwankte der Jüngere. Leben retten war echte Knochenarbeit!

Von alldem bekam Louann nichts mit. Sie lag in einem künstlichen Koma, als sich die gezüchteten Killerzellen durch ihren Körper bewegten – mit dem Ziel, das verkohlte Gewebe, das einmal ihre Herzkammern gewesen war, aufzufressen.


Dass sich Louann im Medizinischen Trakt befunden hatte, als Sahil auf sie schoss, rettete ihr das Leben. Der operative Eingriff erfolgte bereits zehn Minuten nach dem Überfall. Nachdem Eintrittsbereich und Schusskanal gesäubert worden waren, injizierte man einen genetisch optimierten Extrakt aus Herz- und Muskelzellen in ihre Herzregion, vermengt mit Wachstumsbeschleunigern. Vier Wochen würde es dauern, bis an der Stelle voll funktionierende Herzkammern nachgewachsen waren. Bis dahin blieb Louann in einen organischen Vitalkokon eingewickelt.

Vitalkokons gehörten zu den großen Errungenschaften der Replikationstechnologie. Zuerst wurde dem Komapatienten eine DNA-Kapsel in den Nabel implantiert. Diese löste sich bereits nach wenigen Stunden auf und an der Stelle wuchs ein schwammiges Organ heran, so groß wie ein Daumennagel. Nach einem weiteren Tag passierte etwas Erstaunliches: Der Körper begann eine zweite Haut zu bilden, feuchter und elastischer als die menschliche Epidermis. Sobald sie vollständig entwickelt war, löste sie sich los und hüllte den Körper vollständig ein; dabei wurden Lücken geschlossen und mögliche Verwachsungen geglättet. An der Innenwand der Haut bildete sich eine klare Flüssigkeit, ähnlich wie die in der menschlichen Fruchtblase, die das Innere komplett ausfüllte. Ein Vitalkokon funktionierte wie ein selbstständiger Organismus. Über den Organanschluss am Nabel des Patienten versorgte er den Körper mit Nährstoffen und die Lunge mit Sauerstoff. Zusätzlich wurde die organische Hülle mit einem Healthcare Security System (HCS) ausgerüstet, das sie vor unerwünschten äußeren Einwirkungen schützte und bei Abweichungen sofort Alarm schlug. Einen kleinen Nachteil hatte das Verfahren allerdings: Die Trennung vom Vitalkokon bereitete dem Patienten psychische Qualen. Warum das so war, konnte niemand so recht erklären. Wissenschaftler mutmaßten, dass der Patient während seiner Rekonvaleszenz Teil des Kokons wurde. Sobald der zu verfallen begann, starb auch ein Teil von dem Menschen mit.

Als Elias von seiner missglückten Mission auf dem Mond zurückkam, war Louanns Vitalkokon bereits in ihr Apartment überführt worden, wo er bis zu ihrer vollständigen Genesung verbleiben würde. Den Zustand der Patientin überwachten die zuständigen Medizintechniker aus der Ferne über die Screens des HCS. Lediglich am Tag der Separation würde ein Polizeipsychologe Louann zu Hause aufsuchen, um sie zu beruhigen; danach würde sie sechs Monate lang unter Beobachtung stehen.

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