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Levi Pataschnik
ОглавлениеEines trüben Abends stand Levi Pataschnik am offenen Geldschrank wie vor einem geöffneten Toraschrein, das weichende Tageslicht legte sich auf die schattigen Tapeten, schimmerte und malte helle Flecken auf die dunklen Dielen. Ein Haufen funkelnder Münzen glühte rot aus dem Schrank, blitzte und stach ihm ins Herz. Atemlos wühlte Levi im Geld.
Er ließ das Gold langsam durch seine Hände gleiten, wie man weichen Sand durch die Finger rinnen läßt, und lauschte scharf seinem Klang, dem unverwechselbaren Klang des Goldes.
Seine feiste Hand, rosig gefärbt vom vergehenden Tag, strich über die Münzen und berührte sie zärtlich wie ein Bursche das Haar seines Mädchens.
Ein geheimes tiefes Summen drang aus dem Schrank. Gold!
Ströme von Gold pulsieren unter der Erde, und die Augen der Menschen funkeln golden.
Und oben, über den goldenen Sternen, thront Gott auf seinem Königsstuhl von Gold.
Levi Pataschnik schloß sacht die schwere Tür des Geldschranks und hielt sich an der Oberkante fest, um nicht zu fallen. Sein Kopf sank ihm schwer auf die Brust.
Der unermeßliche Abend kroch nagend ins Zimmer.
Mit gesenktem heißem Kopf lehnte sich Reb Levi an das kalte Eisen des Schranks, die Knie knickten ihm vor Müdigkeit ein, die Augen fielen ihm zu, und tief in seiner Brust löste sich ein schwerer glühender Tropfen. Er fiel in sein inneres Dunkel hinab und zerschnitt ihm die Eingeweide mit siedendem Schmerz.
Im Schatten der Tür stand der älteste Gast.