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6.

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Vor der Tür blieb Sven unschlüssig stehen. Nach Hause würde er jetzt auf keinen Fall gehen. Es gab noch eine Bar nahe dem Pferdemarkt. Betont langsam schlenderte er dorthin. Aus der harten Helligkeit des Vorraumes tauchte er in rotes Schummerlicht. Es herrschte eine unruhige Stille. Keine weiteren Gäste. Er steuerte die Theke an, hinter der eine rothaarige, sehr schlanke Frau Gläser polierte. Ihr Alter vermochte er bei diesen Lichtverhältnissen nicht zu schätzen. Er suchte keine Frau. Er brauchte etwas zu trinken. Schwerfällig ließ er sich auf einem Barhocker nieder.

»Einen Whisky bitte«, bestellte er.

Scheinbar flüchtig sah Svenja hoch. Trotzdem taxierte sie ihn genau. Berufserfahrung.

Das kann ja heiter werden, dachte sie. Sie hatte gehofft, bald schließen zu können und nun kam dieser angeheiterte Typ, dessen Blick keine gute Laune signalisierte. Gut sah er aus. Dunkler Anzug, modische Krawatte, teure Uhr.

»Bitte, der Herr.« Sie schob ihm das Glas zu. Sven war sich bewusst, dass er nichts mehr vertrug. Er umklammerte das Glas, als wollte er sich daran festhalten, hob es der jungen Frau entgegen, setze es wieder ab.

»Trinken Sie ein Glas mit mir? In Gesellschaft schmeckt es besser.«

Sie nickte und goss sich aus ihrer Geheimflasche Tee ein.

»Ich trinke auf Ihr Wohl. Wie heißen Sie?«

»Svenja. Und Sie?«

»Sven.«

»Wie witzig. Prost Sven.«

»Prost Svenja«, und nach kurzer Pause: »Mein Gott, sind Sie schön.«

Svenja lächelte sparsam und nur mit den Lippen. Ihre Augen blieben unbeteiligt. Sie dachte an die Falten, die sie heute Abend wieder mühsam weggetuscht hatte.

»Sie sehen auch gut aus, Sven. So ein Mann wie Sie läuft doch gewiss nicht allein durch die Welt.«

Sven winkte ab.

»Sehen Sie noch jemanden? Natürlich bin ich verheiratet. Meine Frau geht nicht in solche Lokale. Sie versteht mich nicht.«

Der meist gesprochene Satz in allen Bars der Welt. Svenja kannte das. Sie setzte die Sanftes-Lächeln-Variante ein und lehnte sich über den Tresen. Gebannt starrte er auf ihre vollen Brüste. Felia war so flach gebaut. Verdammt, warum war sie in letzter Zeit oft so kühl? Eine Frau wie Svenja, die brauchte er heute. Zum Zuhören, nur zum Zuhören. Auf einmal konnte er reden. Svenja war eine gute Zuhörerin. Als er endlich bereit war, ein Taxi zu bestellen, war er stockbetrunken. Beim Abschied versprach er, bald wiederzukommen. Svenja behauptete, sich darauf zu freuen.

Wenn die Idylle trügt

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