Читать книгу Wenn die Idylle trügt - Monika Heil - Страница 6

1. Kapitel 1.

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»Wenn ihr wollt, könnt ihr das Haus haben.«

»Papa, was soll das? Wir sind zufrieden mit unserem Haus am Horstsee. Und für uns drei zusammen ist deines sowieso zu klein.«

»Und für mich allein ist es schwer zu ertragen. Ich ziehe aus.« In seinem Blick lag Überforderung und Hilflosigkeit.

»Papa! Wo willst du denn hin?« Der Vorwurf in Felias Stimme ließ den Ton um einiges ansteigen.

»Ich ziehe zu Teresa!«

»Papa!!!« Jetzt wurde ihre Stimme schrill. »Mama ist seit sechs Monaten unter der Erde. Und wer ist Teresa?«

»Du hast sie damals in Bad Bederkesa gesehen.«

Also doch.

Blitzartig stieg die Erinnerung an eine Szene in ihr auf, die nie ganz geklärt worden war. Damals waren Sven und sie noch nicht verheiratet gewesen. Sven. Er hatte ihren Verdacht immer wieder entkräftet, bis sie nicht mehr über das Thema sprachen. Wut schnürte ihr die Kehle zu.

»Du musst das verstehen, Kind. Hier habe ich zu viele …«

»Nichts verstehe ich«, schrie sie und rannte aus dem Zimmer. Luft! Sie brauchte frische Luft. Die Tür knallte hinter ihr zu, als sie das Haus ihres Vaters grußlos verließ. Sie murmelte noch einen Satz, der in abgehackte, unzusammenhängende Worte zerfiel und den ihr Vater nicht mehr hörte. Plötzlich fiel ihr ein kürzlich gelesener Text ein. ´Spuren von Arsen in zu vernachlässigender Menge. Herkunft unbekannt. Wahrscheinlich von einer unbekannten Lebensmittel- oder Metallbelastung`. Der Obduktionsbericht. Sie erinnerte sich schwach an ihren Chemieunterricht im Athenaeum, wusste, dass Arsen ein Element war. Mehr nicht. Der Gedanke verflog sofort, als sie ihren Vater aus dem Haus kommen sah. Sie wollte nicht mit ihm reden. Schnell startete sie den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Was die Nachbarn dachten, war ihr egal. Und schon gab es den nächsten Aufreger. Mist! Auf der Glückstädter Straße war doch noch nie geblitzt worden! Mist, Mist, Mist. Vor den Berufsschulen bestand eine kurze Dreißiger Zone, die sie nicht beachtet hatte.

Kurz darauf hatte Felia die Elbe bei Twielenfleth erreicht und erklomm den schmalen Deich, setzte sich auf die weiße Hochzeitsbank und atmete tief durch. Ein, aus, ein. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wischte sie nicht weg. Blicklos starrte sie auf die Elbe. Alles sollte sein wie immer, wünschte sie sich und nichts war mehr wie immer.

Liane Hansen war seit einem halben Jahr tot. Spaziergänger hatten sie in den Schwingewiesen gefunden, wo sie jeden Morgen sehr früh eine Joggingrunde drehte. Äußere Spuren von Gewalt waren nicht zu erkennen. Herzschlag? Vergiftung? Wegen der ungeklärten Todesursache an ungewöhnlichem Ort wurde eine Obduktion vorgenommen. Spuren von Arsen! Papa? Niemals. Diese Teresa? Hätte sie Mama Gift verabreichen können? Wann denn? Wo? Sie hörte Svens Stimme. »Felia, du verrennst dich da in was. Denk an deine Phantasien, deine Nachbarin betreffend.«

Nein, diesmal würde sie sich nicht von Sven beruhigen lassen. Wegen Frau Marten mag er Recht gehabt haben. Mamas Tod war etwas anderes. Der ging sie persönlich an. Ihre Jackentasche spielte ´True love`. Eine Nachricht von Sven. Seine SMS informierte sie, dass er zum Abendessen nicht zu Hause sein werde. Wie oft hatte das Papa auch zu Mama gesagt? Termine, Termine. Zum Kotzen das alles. Wieder kamen die Tränen. Niemand sah es, denn weder Spaziergänger, noch Radfahrer kamen an ihrer Bank vorbei. Selbst Frachter brachten keine Bewegung ins Bild, denn es herrschte Niedrigwasser.

Eine halbe Stunde später fuhr sie nach Stade zurück.

Wenn die Idylle trügt

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