Читать книгу Wenn die Idylle trügt - Monika Heil - Страница 7

2.

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Felix Hansen sah seine Tochter davonbrausen.

»Wir sprechen uns später«, rief er dem Auto hinterher und war selbst nicht sicher, ob es sich um ein Versprechen oder eine Drohung handelte. Letztendlich war das egal. Felia hörte es nicht. Mit hängenden Schultern ging er zurück ins Haus. Die Tür klinkte langsam ins Schloss. Felix lehnte sich müde dagegen. Hätte er das jetzt nicht sagen sollen? Seine Tochter hatte Recht. Es war zu früh, Entscheidungen zu fällen, die seine Zukunft betrafen. Schwerfällig wie ein alter Mann ging er weiter in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen. Müde setzte er sich an den Tisch und trank in kleinen Schlucken. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Ständig und ständig.

Er hatte Liane geliebt. Sehr geliebt. Deshalb hatte er sich auch von Teresa Bergmann getrennt, als seine Frau von ihrem Verhältnis erfuhr. Sofort. Sie hatten sich versöhnt und ihre gute Ehe fortgeführt. Gute Ehe? Ja, doch. Es war eine gute Ehe gewesen, auch wenn er hin und wieder nach anderen Frauen geschaut hatte. Teresa Bergmann und er hatten sich voneinander fern gehalten. Bis zur Steuerberater-Tagung in Hannover. Es war Teresa gewesen, die an alte Zeiten angeknüpft hatte. Und er hatte sich nicht gewehrt, nur darauf geachtet, dass niemand von ihrer erneuten Beziehung erfuhr. Er dachte an die peinliche Begegnung in Bad Bederkesa, die nun allerdings schon lange zurücklag. Sein Schwiegersohn hatte ihm damals sehr geholfen, die Bedenken seiner Tochter zu zerstreuen. Männer hielten eben zusammen.

Felix Hansen verließ seinen Platz am Fenster, von wo er in Gedanken versunken nach draußen geschaut hatte, ging zum Telefon und wählte die Nummer seines Schwiegersohnes.

»Lewandowski.«

»Felix hier. Können wir reden?«

»Was ist passiert?«

»Nix ist passiert, außer, dass deine Frau und ich uns mal wieder gestritten haben. Kannst du kommen?«

»Warte mal, ich muss schnell meine Termine abchecken.« Kurze Pause. Felix trommelte nervös auf der Tischplatte, bis ihn das Geräusch nervte. »Ab sieben geht es. Soll ich zu dir kommen?«

»Wäre mir am liebsten.«

»Pizza?«

»Perfekt. Rotwein ist im Haus.«

»Gut bis später.«

Er trennte die Verbindung und schaute sich um. Wann hatten sie die Küche das letzte mal gestrichen? Wie alt war die Einrichtung? Kurz überlegte er, sie zu erneuern. Doch was würde das bringen? Felix schüttelte den Kopf. Unsinnige Gedanken. Eine Renovierung würde den Charakter des Raumes verändern und dabei hing er doch an den Erinnerungen, die mit der Küche verknüpft waren. Schließlich hatten Liane und er den größten Teil ihrer gemeinsamen Zeit hier verlebt, als sie noch eine komplette Familie waren, als Felia und Liane noch mit ihm lebten und sie eine Einheit bildeten.

Felix wechselte ins Wohnzimmer, ging zur Musikanlage und wählte eine klassische Komposition. Dann griff er nach einer Fachzeitschrift und versuchte, sich in einen Artikel über die Weltwirtschaft zu vertiefen.

Alles wird gut. Zumindest in meiner kleinen Welt. Alles wird gut, schloss er seine privaten Gedanken beschwörend weg. Vorübergehend gelang es ihm.

Sven Lewandowski legte auf und lehnte sich von seinem Schreibtisch zurück. Müde rieb er die Augen. War das jetzt richtig? Sein Schwiegervater und seine Frau hatten sich gestritten. Wahrscheinlich hatten beide Redebedarf. Und was machte er da gerade? Bot sich seinem Schwiegervater als seelischen Mülleimer an. Und Felia? Er fischte das Handy aus seiner Lederjacke, tippte ihre Nummer ein bevor sie Gelegenheit hatte, ebenfalls anzurufen. Er schrieb ihr eine SMS, dass er zum Abendessen nicht daheim sei. Den Grund erwähnte er nicht. »Feigling«, schimpfte er leise. Wir können ja später am Abend immer noch reden beruhigte er sein schlechtes Gewissen. Dann weiß ich auch mehr über Felix´ Befindlichkeiten. Er vertiefte sich wieder in den Vorgang ´Wirtschaftsskandal in Buxtehude` und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Kurz nach halb sechs fuhr er den Computer herunter. Schluss für heute. Der Feierabendverkehr von Hamburg nach Stade zog sich inzwischen zeitlich immer mehr in die Länge. Wenn er pünktlich bei Felix sein wollte, musste er jetzt unbedingt los.

Wenn die Idylle trügt

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