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Schritt 3: Lernsituationen auswählen

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Damit Sie Ihre Klient*innen zu einem Lernerfolg führen können, muss die gewählte Lernsituation alltagskompatibel sein. Erwarten Sie beispielsweise, dass Ihr Klient nach einem anstrengenden Arbeitstag am Abend noch viel Motivation für eine Lernsituation an den Tag legt, die seiner Arbeit ähnelt, wird es schwierig. Überlegen Sie sich, wann Sie welche Lernsituationen im Tages- und Wochenablauf Ihrer Klient*innen einbauen. Beziehen Sie dabei die Klient*innen in die Entscheidungsfindung mit ein; dieser partizipative Prozess ist ein wesentlicher Faktor für die intrinsische Motivation. Klären Sie zudem die dafür erforderlichen Finanz-, Zeit- und Betreuungsressourcen. In individuellen Lernsituationen dürfen zum Beispiel nicht die gesamten Ressourcen, die der Gruppe zustehen, für eine Einzelperson verwendet werden. Behalten Sie bei der Planung von individualisierten Lernsituationen daher die Gruppendynamik gut im Blick. Denken Sie daran, dass pädagogisch umgesetzte Lernsituationen immer mehr Zeit in Anspruch nehmen, als wenn Sie die Aufgabe selbst erledigen. Und auch wenn das Endresultat wichtig ist, steht bei der pädagogischen Umsetzung der Weg dorthin, also der eigentliche Lernprozess, im Hauptfokus und muss entsprechend hoch gewichtet werden. (Siehe auch Annex 3 mit einer Checkliste zur Bearbeitung dieses Themenfelds, S. 335.)

Exkurs: Grundsätzliche Überlegungen zu der Zusammenarbeit mit Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten[22]

Lebensweltorientierung

Je stärker Lernsituationen an die persönliche Lebenswelt anknüpfen, desto eher sind die Beteiligten bereit, sich auf das Lernen einzulassen. Die Verbindung zu eigenen Zielen oder Vorlieben schafft Motivation. Dies können grosse Ziele sein, wie etwa das Erlernen von Kompetenzen, um selbstständig zu wohnen, oder auch kleine Ziele, wie beispielsweise die Lieblingsspeise selbst zubereiten zu können. Lebensweltorientierung ist für alle Zielgruppen wichtig, für Menschen mit einer Lernschwierigkeit aber umso zentraler, um überhaupt einen subjektiv sinnvollen Zugang zu einer Aufgabe zu finden.

Beziehungsarbeit

Die positive, pädagogisch-agogische Beziehung ist zentral für Lernerfolge. Menschen lassen sich eher auf Lernprozesse ein, wenn sie Anerkennung und Wertschätzung erfahren und ihnen von der lehrenden Person Kompetenzen und Know-how zugeschrieben werden. Auch dieser Aspekt ist für alle Zielgruppen wichtig. Doch bei Personen, die wenig abstrahieren können, beispielsweise aufgrund einer kognitiven Beeinträchtigung, wird der emotionale Bezug zu Themen und Aufgaben umso wichtiger und die Beziehungsebene rückt noch stärker in den Fokus. Zudem gilt: Je jünger die Klient*innen, desto wichtiger ist die Beziehungsebene.

Positive, emotionale Zugänge schaffen

Je positiver die Emotionen sind, die in Lernsituationen entstehen, desto mehr intrinsische Motivation entwickeln die Lernenden. Humor ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Komponente. Zudem sollen sich alle Beteiligten über Erfolge freuen und Fehler als Chance zum Lernen sehen. Diese Aspekte sind für alle lernenden und lehrenden Personen wichtig.

Visuelle Zugänge betonen

Kleine Kinder und Menschen mit einer Lernschwierigkeit lernen oftmals stark über Bilder. Visuelle Zugänge in Form von ansprechenden Bildern erhöhen deshalb den Lernerfolg. Sicher haben alle Personen gerne eine ästhetisch ansprechende Visualisierung, insofern ist ein solcher Zugang immer sinnvoll. Kognitiv fitte Klient*innen sind aber daneben auch in der Lage, sich auf komplexere, sprachliche Aufgaben einzulassen, vorausgesetzt sie sind dafür motiviert.

Prozessorientierung

Lernen ist ein Prozess, für diesen haben sowohl Unter- als auch Überforderung eine demotivierende Wirkung. Es ist daher für alle Zielgruppen wichtig, eine gute Anforderungsbalance zu finden. Die Zielsetzungen können für mehrere Personen gleich, die Etappierungen und Teilziele jedoch individuell sehr unterschiedlich sein in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad und das Tempo. Das Gliedern von Lernprozessen in individuell angepasste Teilschritte ermöglicht immer wieder Erfolgserlebnisse und Etappensiege und ist daher für alle Zielgruppen wichtig, um motiviert zu lernen.

Eigenständig im Alltag unterwegs (E-Book)

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