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2.1.5 Umkehrdiffusion durch Sonneneinstrahlung nach Regen (Solar Vapour Drive)

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Die Dampfdiffusion findet bekanntermaßen von Zonen mit hohem Dampfdruck zu solchen mit niedrigerem Dampfdruck statt. Da in Räumen Feuchte produziert wird, zeigt die Diffusionsrichtung bei unserem Klima meist von innen nach außen. Dreht sich die Diffusionsrichtung um, dann spricht man von Umkehrdiffusion. Dass dies zum Beispiel bei Kühlräumen der Fall ist, muss sicher nicht erwähnt werden. Weniger offensichtlich ist hier schon die Situation bei unbeheizten Räumen. Auch die sind im Sommer meist kühler als die Außenluft, vor allen Dingen, wenn der Raum keine Fenster besitzt (Lagerraum) oder wenn das Gebäude eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweist. Hier wird der Einfluss der Umkehrdiffusion oft unterschätzt, da die Temperaturdifferenz zwischen außen und innen kleiner ist, als im Winter. Die Dampfdruckdifferenz kann aber durchaus größer sein, da diese mit dem Temperaturniveau deutlich ansteigt. Ein Beispiel dazu ist in [15] zu finden. Es zeigt, dass bei einer unbeheizten Kartoffellagerhalle, eine innen angebrachte Dampfsperre zu Schäden führt.

Besonders groß wird der Umkehrdiffusionsstrom wenn hohe Temperatur und Feuchte zusammenkommen, wie bei einer besonnten, regenfeuchten Vorsatzschale aus Mauerwerk, dargestellt in Bild 3. Da solche Situationen allerdings meist nur von kurzer Dauer sind, werden sie kaum beachtet. Das mag auch mit den positiven Erfahrungen mit zweischaligem Mauerwerk zusammenhängen. Hier sind durch Umkehrdiffusion im Sommer normalerweise keine Probleme zu erwarten, auch wenn keine Belüftung vorgesehen wurde [16]. Handelt es sich bei der tragenden Wand allerdings um eine Holzbaukonstruktion, sieht die Sache anders aus. Schäden haben gezeigt, dass durch die sonnengetriebene Umkehrdiffusion bei häufigerem Auftreten trotz meist kurzer Dauer eine zu hohe Feuchtebelastung der Holzbauteile auftreten kann [2]. Eine Belüftung der Vormauerschale bringt hier eine deutliche Verbesserung der Situation, da die feuchte und warme Luft in der Belüftungsebene relativ rasch durch die Auftriebsströmung im Spalt abgeführt wird [17, 18].


Bild 3. Bei Besonnung einer regenfeuchte Mauerwerksvorsatzschale entsteht durch die Erwärmung des Mauerwerks ein Dampfdruckgefälle in beiden Richtungen, das dazu führt, dass während der Austrocknung ein starker Dampfdiffusionsstrom auch in die Holzkonstruktion stattfindet. [2]

Bei einem zweischaligen Mauerwerk ohne Belüftung tritt zwar eine ähnliche Feuchtebeanspruchung durch diese Umkehrdiffusion auf, aber sie kann problemlos von der Tragschale gepuffert werden. D. h. im Sommer nimmt der Wassergehalt im Außenbereich der Trageschale etwas zu, allerdings wird diese Feuchte im Winter wieder abgegeben, ohne dass es jemals zu kritischen Feuchtezuständen kommt. Deshalb ist eine Hinterlüftung der Vorsatzschale hier nicht notwendig, sondern aus energetischer Sicht eher kontraproduktiv. Auch bei einer zweischaligen Außenwand mit tragender Holzbaukonstruktion wird der Wärmedurchlasswiderstand durch Hinterlüftung der Vorsatzschale im Winter etwas verringert. Deshalb sollte die Belüftung nur so stark wie notwendig ausgeführt werden oder die sommerliche Auffeuchtung der Holzkonstruktion durch andere Maßnahmen begrenzt werden.

Bauphysik-Kalender 2022

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