Читать книгу Bauphysik-Kalender 2022 - Nabil Fouad A., Nabil A. Fouad - Страница 42
3.2.1.3 Diffusionswiderstand
ОглавлениеDer Diffusionswiderstand wird üblicherweise im Dry-Cup-Verfahren in der Klimakammer gemessen. Dabei herrscht am Prüfkörper ein Differenzklima zwischen der Klimakammer mit üblicherweise 50 % r. F. bei etwa 20 bis 23 °C und fast trockenen Bedingungen bei 0 bis 5 % r. F. über dem Trocknungsmittel im Prüfgefäß (daher der Name). Bei diesen Bedingungen stellt sich ein Feuchtestrom aus der Klimakammer durch den Probekörper in das trockene Gefäß ein, der über Diffusionsfläche und Dicke des Probekörpers in den Diffusionswiderstand des Materials umgerechnet werden kann. Da bei Holz und Holzwerkstoffen der Flüssigtransport bereits bei vergleichsweise niedrigen Feuchtegehalten von etwa 60 bis 70 % r. F. einsetzt, überlagert er bei Plattenwerkstoffen (bei denen i. d. R. kein nennenswertes Temperaturgefälle auftritt) den Diffusionstransport im Feuchtbereich. Aufgrund dieses Effekts werden Holz und Holzwerkstoffplatten oft auch als Materialien mit feuchtevariablem Diffusionswiderstand angesehen. Auch wenn dies im engeren Sinne nicht ganz korrekt ist, bietet es sich an, dieses Verhalten auch bei den hygrothermischen Materialkennwerten nicht explizit über den Flüssigtransport, sondern vereinfacht über einen variablen Dampfdiffusionswiderstand zu berücksichtigen. Dementsprechend sollte hier neben der Dry-Cup- immer zusätzlich auch eine Wet-Cup-Messung durchgeführt werden. Diese ermittelt den Diffusionswiderstand im Feuchtbereich bei wiederum 50 % r. F. in der Klimakammer, nun aber etwa 95 % r. F. über einer gesättigten Salzlösung im Prüfgefäß.
Nicht sinnvoll ist diese Vorgehensweise bei Materialien, die üblicherweise eine Dämmfunktion übernehmen und auch in größeren Schichtdicken eingebaut werden. Im Unterschied zu dünnen Plattenwerkstoffen, bei denen ohne Temperaturgradient Dampf- und Flüssigtransport gleichgerichtet sind, verlaufen die beiden Transportvorgänge mit Temperaturgradient einander entgegengesetzt. Der Flüssigtransport würde durch diese vereinfachte Vorgehensweise z. B. bei einer kapillaraktiven Innendämmung die Feuchteanreicherung im Dämmstoff nicht durch Rückleitung bremsen oder kompensieren, sondern im Gegenteil sogar noch verstärken. Dementsprechend muss bei dickeren, dämmenden Materialien auf eine separate Berücksichtigung der beiden Transportvorgänge geachtet werden.