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Einleitung

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Ich habe mehr als eine große Liebe. Wir alle haben viele.

Für mein fünfzehnjähriges Ich waren es die Backstreet Boys. Eines Tages würde ich sie treffen (bildete ich mir ein) und Kevin heiraten – aber erst, nachdem alle fünf um meine Liebe gekämpft hatten! Selbst heute, mit fünfunddreißig, lassen sie mein Herz höherschlagen. Schließlich waren sie die erste unter all den Bands, in die sich ein fünfzehnjähriges Mädchen verlieben kann.

Auch im echten Leben, weit weg von Fantasiewelten und Teenagerträumen, hatte ich das Glück, viele seltsame und wunderbare große Lieben erleben zu dürfen. Zur älteren Schwester zu werden – der erste Anflug einer mütterlichen Liebe. Eine große Liebe unter vielen. Mein erstes richtiges Haustier, die Katze Hira – sie liebte mich wie Thunfisch und ich sie wie Chips. Das erste Mal Tante werden, das Gefühl dieser einzigartigen Verbindung: Wir teilen die gleiche DNA und doch hatte ich nicht einmal etwas damit zu tun. Eine große Liebe.

Mein erstes gebrauchtes Fahrrad, das ich mit meinen Schwestern teilte. Es war eine Sie und wir nannten sie Bluebird. Sie war blau, rostig und hatte weiße Reifen. Mein Dad hatte sie für 30 Pennys auf dem Flohmarkt erstanden. Ich liebte dieses Fahrrad, dessen ungefütterter Sitz etwas gegen mich hatte. Mein erstes Paar Inlineskates – ja, sie waren gebraucht und ich bin blitzschnell herausgewachsen. Aber ich rollte damit an Orte, die jenseits der von meinen Eltern gesetzten Grenzen lagen – nicht weit davon entfernt, aber weit genug. Also liebte ich meine Blades.

Liebe finden, tatsächliche, echte Liebe. Mit keiner anderen Liebe zu vergleichen und ganz die eigene. Echte, große, wahre, richtige Liebe. Und Kinder: Individuen, die in mir wachsen und auf das Kennenlernen warten. Man könnte meinen, dass die große Liebe, die man beim ersten Anblick des eigenen Kinds empfindet, mit jedem nächsten Kind verblassen würde oder geringer sei. Aber nein. Es ist immer große Liebe, frische Liebe, neue Liebe. Jedes Mal, mit jedem Kind.


Und dann ist da natürlich Kuchen. Ja, Kuchen.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, warum Kuchen auf dieser Liste auftaucht? Auf dieser Liste großer Ereignisse und bedeutsamer Erinnerungen – wo hat Kuchen da seinen Platz? Wie alles auf meiner Liste großer Lieben, kam das Backen an einem bestimmten Zeitpunkt in mein Leben. Doch anders als Boybands, Rollerblades und Haustiere, die alle zur Kategorie »Es war einmal« zählen, ist das Backen immer noch Teil meines Lebens – zusammen mit meinem Mann und meiner Familie. Backen ist zu einem derart wichtigen Teil von mir geworden, dass es sich nicht verleugnen lässt. Ich lebe es, atme es, ich rühre, wiege ab und backe. Was soll ich sagen, ich träume davon. Wirklich!

Backen ist meine große Liebe.

Als ich den Kuchen für die Hochzeitsfeierlichkeiten meiner Schwester backte, war mir das noch nicht klar. Einfache Biskuitböden, zusammengesetzt mit klebriger Konfitüre, die unter dem Gewicht der dicken weißen Fondant-Schicht und einem hässlichen Fondant-Bräutigam regelrecht ächzten. Als ich ein paar Jahre später für meinen Schulabschluss eine komplette Pokémon-Torte entwarf (rot-weiß marmorierter Biskuit, Konfitüre-Schicht und bunter Fondant, sorgfältig zu einem »Pokéball« geformt), ahnte ich noch nichts von dieser Liebe. Die Lehrerin sagte: »Du hast wirklich Talent zum Backen. Hast du jemals darüber nachgedacht, eine Konditorlehre zu machen?« Ich habe auch wirkliches Talent beim Schuhebinden, dachte ich damals, also was soll’s. Ich wollte einfach einen Einser-Abschluss in Ernährungslehre – und den habe ich bekommen. Sonst war da nichts, kein Funke. Was auch immer es ist, was ich jetzt fühle, die große Leidenschaft wurde damals nicht entfacht.

Zuhause hatten wir einen Ofen, der mit Töpfen und Pfannen gefüllt war und nicht zum Backen verwendet wurde. Er war unser Lager für fettige Frittiertöpfe. Anders habe ich ihn nie erlebt. Er war ein Küchenschrank und KEIN Ofen. Mein Leben ging seinen Lauf. Ich heiratete. Wir zogen in unser eigenes Haus – mit eigenem Ofen. Aber da war immer noch nichts. Kein Verlangen, kein Funke, kein Gedanke ans Backen. Bis …

»Kannst du backen? Ich esse unheimlich gerne Kuchen.« Ja, ich denke schon. Ich könnte sicher ein bisschen backen, für ihn. Also versuchte ich es. Mit einer schiefen Biskuittorte fing es an. Er aß sie auf. Also sparte ich, um mir ein Ofenthermometer zu leisten, mit dem ich die Temperatur im Ofen überwachen konnte. Der nächste Biskuitboden war schon weniger schief. Und so lecker, dass er ihn wieder komplett verdrückte! Dann Erdbeer-Sahne-Muffins. Ein ganzes Dutzend. Etwas zäh, aber trotzdem köstlich. Und sie wurden verputzt. Zu diesem Zeitpunkt konnten unsere Kleinen auch schon mitessen. Ich hob ein paar Erdbeeren auf, hinten im Kühlschrank versteckt, und probierte es noch einmal. Ich rührte den Teig etwas weniger. Das führte zu einer deutlichen Verbesserung. Diese Muffins waren noch schneller weg als die erste Ladung.

Und bevor ich mich versah, backte ich Brot, setzte Hefeteig an, machte Mürbeteig, Blätterteig, Vorspeisenhappen – absolut köstliche Vorspeisenhappen! Ich backte jetzt jeden Tag, einfach, weil ich jemanden hatte, der es aß. Das Backen wurde Teil meines Lebens, wie das Kochen, die Wäsche, das Saugen, das Atmen. Es war natürlich, es war normal. Und ich liebte es.

So ist es für mich eine unheimlich große Freude, euch dieses wunderschöne Buch zu präsentieren. Nachdem ich einmal mit dem Schreiben angefangen hatte, wollte ich gar nicht mehr aufhören. Aber man sagte mir, ich müsste. Also tat ich es auch. Allerdings erst, nachdem ich einige meiner Lieblingsrezepte zusammengestellt hatte – einige traditionell, andere neu interpretiert und weitere irgendwo dazwischen. Dieses Buch ist eine Sammlung all der köstlichen Ideen, die in meinem Kopf herumschwirren, und all der Dinge, die mein Mann immer wieder essen möchte.

Lasst mich kurz die Kapitel vorstellen. Kuchen, Küchlein & Blechkuchen: Probiert die Brownies unbedingt aus! Im Kapitel Kuchen und Desserts ohne Backen wird – genau, richtig geraten – nichts gebacken. Kuchen und Torten gibt es trotzdem, z. B. die Bananeneis-Torte mit Blaubeer-Kompott. Tartes & Pies: Hier findet ihr alle möglichen Köstlichkeiten, von der süßen Kartottentarte bis zur Bunten Pakora-Pie. Desserts: Für dieses Kapitel braucht ihr einen Löffel, um den Fruit Cobbler oder die mit Eiscreme überbackenen Croissants genießen zu können. Gebäck für feierliche Anlässe können wir alle mal gebrauchen und hier gibt es eine gute Auswahl. Wie wäre es z. B. mit einem Brioche-Kranz mit gebackenem Camembert oder einem Hefekuchen mit Pekannussfüllung? Ein Backbuch ohne Kapitel zu Brot, Brötchen & Gebäck wäre nichts Halbes und nichts Ganzes, also findet ihr hier alles Mögliche von Cornish Splits zu Krapfen mit Hähnchenfleischfüllung. Kekse, wir brauchen Kekse! Seien es knusprige Kaffee-Splitter oder Rhabarber-Creme-Küsschen. Wenn euch nach Herzhaftem aus dem Ofen ist, wie wäre es mit gebackenen Churros mit Chili oder einer Blumenkohl-Käse-Lasagne? Dieses Buch hat fürjeden etwas zu bieten – zu allen möglichen Anlässen. Nicht, dass wir einen besonderen Anlass bräuchten, um den Ofen vorzuheizen…

Nicht alle werden diese Zeilen verstehen. Aber diejenigen unter euch, die das Backen ebenso lieben wie ich, werden es sofort nachvollziehen können. Deswegen haltet ihr dieses Buch auch in den Händen. Das Backen muss nicht eure große Liebe sein oder auf einer langen Liste großer Lieben auftauchen, so wie es bei mir der Fall ist. Aber vielleicht wird es noch zu einer eurer großen Lieben – und vielleicht findet ihr in diesem Buch das Rezept, das diese Liebe entfacht oder zumindest einen Funken überspringen lässt.

Backen, essen, lieben – und wieder von vorne!


Nadiyas Backwelt (eBook)

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