Читать книгу Fatalis - Nadja Christin - Страница 8
In seinen Träumen II
Оглавление»Kommst du jetzt, oder willst du wie eine Salzsäule dort stehen bleiben?« Venustas blickt Micki an, um ihren Mund liegt ein amüsierter Ausdruck.
Micki ist sich nicht sicher, ob er ihr wirklich in die dunkle Höhle folgen soll, oder lieber einen Weg aus diesem Albtraum findet.
Mit einem Mal steht sie dicht neben ihm. Sie legt die Hand auf seinen Unterarm. Ein Schauer fließt durch seinen Körper, diese kleine unbedeutende Geste, ihre Hand, so leicht und zart, wie eine Schneeflocke.
»Komm mit mir«, haucht sie dicht an seinem Ohr, »bei mir bist du sicher.«
Er ist geneigt ihr zuzustimmen, um nichts in der Welt würde er jetzt wieder auf die Ebene der Verdammnis gehen, und schon gar nicht ohne sie.
»In Ordnung«, flüstert er heiser.
Sie lächelt ihm zu und will ihn tiefer in das dunkle Gewölbe ziehen.
Plötzlich erklingt ein Knurren und Brüllen. Micki hört noch Venustas schreien: »Vorsicht!«
Da wird er auch schon an der Schulter gepackt, umklammert von scharfen Krallen und mit unglaublicher Kraft nach draußen gerissen.
Er realisiert erst, was geschieht, als er mit einem dumpfen Aufprall auf dem harten Boden landet, Schmerzen machen sich in ihm breit.
Verwundert sieht Micki an sich herab. Was ist passiert, fragt er sich, Schmerzen spüre ich sonst nie, mir tut niemals etwas weh und ich kann auch nicht ste…
Er kann seinen Gedanken nicht mehr weiterführen. Erneut wird er grob in die Luft gehoben, von einem starken Arm am Kragen gepackt, schwebt er einen Meter über dem Boden.
Mit beiden Händen umklammert er den muskulösen Unterarm seines Gegners und blickt darüber hinweg in das Gesicht des Monsters.
Es verschlägt ihm die Sprache, er hatte eigentlich einen der Seelensammler erwartet und nicht dieses Vieh, das hier vor ihm steht.
Man könnte noch nicht einmal genau sagen, was er ist, zu undefiniert ist seine Gestalt. Der Körper gänzlich schwarz, die Umrisse verschwommen und nicht klar abgegrenzt. Aus dem Gesicht glühen Micki zwei rote, leuchtende Augen entgegen, der Blick verschlagen und mordgierig.
Er kennt diesen Blick, er hat ihn schon oft bei David und bei sich selbst gesehen, kurz bevor sie über eine Beute herfallen.
Aber ich bin doch einer von ihnen, kreischt es laut in ihm, sie können mich nicht töten, das dürfen sie einfach nicht. Außerdem besitze ich die Unsterblichkeit meiner Seele, verdammt ich kann nicht sterben.
Aus den Augenwinkeln bemerkt Micki einen Schatten, dann ertönt ein wütender Schrei. Er sieht genauer hin und erblickt Venustas, die wieder ihren Dolch gezückt hat. Ihn in der erhobenen Hand haltend, kommt sie kreischend und drohend auf dieses seltsame Ding zu.
Das schwarze Wesen wendet nur kurz seinen Kopf, dann hebt es eine krallenbewährte Hand und lässt sie pfeifend durch die Luft schnellen, genau auf Micki zu.
»Nein!«, ist alles, zu dem er noch fähig ist, dann trifft ihn die Pranke.
Sie reißt ihn in Fetzen, von Mickis Brust, bis zum Bauch entstehen klaffende Wunden, das Blut spritze nach allen Seiten davon.
Der Schmerz kommt in Wellen, die sich zu immer größeren Bergen auftürmen. Er bekommt keine Luft mehr, auch wenn er die letzten paar hundert Jahre nicht atmen brauchte, so ist ihm jetzt zumute, als ersticke er, wenn er nicht sofort seine Lungen mit Sauerstoff füllt.
Das Monster lässt ihn achtlos fallen und wendet sich der angreifenden Venustas zu. Micki bekommt nur am Rande die weiteren Geschehnisse mit. Zu groß ist sein Schmerz, sein Entsetzen und … seine Angst.
Ich sterbe, schießt es ihm durch den Kopf, das glaube ich einfach nicht. Nach all den Jahrhunderten voller Sorglosigkeit, völlig frei von Furcht, könnte sein Dasein jetzt und hier beendet sein.
Die Dunkelheit, die ihn und alle um ihn herum, umgibt, legt sich langsam und kriechend über seine Seele. Wie aus weiter Ferne sieht er das Mädchen mit dem dunklen Monster kämpfen.
Micki sinkt auf den Boden, schließt die Augen und lächelt.
»Wer hat Angst vorm schwarzen Mann … «, flüstert er, bevor er gänzlich in die Dunkelheit eintaucht.
Ein heiserer Schrei und das Kreischen von Venustas, begleitet sein Sterben.