Читать книгу Die Jägerin - Die Anfänge (Band 1) - Nadja Losbohm - Страница 4

1. Der Entschluss

Оглавление

Meine Schimpftiraden hatten immer noch kein Ende gefunden, als ich durch das Portal der Kirche getreten war. „Blödes Drecksvieh! So ein widerliches, dummes, ekliges, stinkendes, hässliches Mistding!“, murmelte ich und lief mit stampfenden Schritten hinunter in die Abgründe meines Zuhauses. Mein Kopf rauchte nahezu von meiner Wut, und am liebsten hätte ich irgendetwas zerdeppert. Aber ich wusste, dass ich dann Ärger von ganz oben bekommen würde. Also schimpfte und meckerte ich weiter vor mich hin, um wenigstens ein bisschen von dem Dampf abzulassen, der in meinem Innern brodelte. Schließlich erreichte ich den Raum, zu dem ich gelangen wollte: das Labor. Hier lagerten meine Waffen, und jetzt wollte ich sie einfach nur noch loswerden.

Ich blubberte immer weiter vor mich hin und nahm Pater Michael, der in dem Raum war und an etwas bastelte, kaum wahr.

„Ah, du bist wieder zurück.“

Ich wirbelte herum und sah ihn finster an.

„Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte er und starrte mich schuldbewusst an. Auf dem schwarzen Stoff seiner Soutane entdeckte ich Holzstückchen und Hobelspäne.

Er werkelt also wieder an den Kruzifixen, dachte ich. Ich kehrte ihm wieder den Rücken zu und fing an, mein Schwert zu schrubben. „Diese blöden Monster! So was Ekliges und Widerwärtiges“, grummelte ich, ohne auf seine Frage zu antworten.

„Deiner Laune nach zu urteilen, war es keine gute Nacht“, hörte ich die Stimme des Paters plötzlich näher bei mir sagen.

Ich schielte nach rechts und sah aus dem Augenwinkel, dass er fast neben mir stand. „Tss! Es war zumindest keine gute Nacht für die Monster. Für mich war es aber eine. Aber ich hasse es, wenn das passiert!“, sagte ich mit Verachtung und streckte ihm das immer noch verschmierte Metall entgegen.

Pater Michael zuckte vor der scharfen Klinge zurück. „Bitte, richte es nicht auf mich, Ada. Nicht ich war es, der es besudelte“, meinte er und schob das Schwert mit der Hand beiseite, sodass es nun ins Nichts deutete.

Verärgert murmelte ich weiter vor mich hin und rieb an der Klinge herum. Ich wollte mein Schmuckstück schnellstens von dem Dreck befreien. „Das geht nicht so weiter, Pater“, sagte ich, als ich das Gröbste bereinigt hatte.

„Bitte, wie meinen?“, fragte er zurück und schaute mich erstaunt an.

„Ich kann das nicht mehr lange allein schaffen“, sagte ich ihm.

Pater Michael legte den Kopf schief und musterte mich eindringlich. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Mhh, deine Vorgänger haben es auch allein geschafft“, bemerkte er.

Wütend funkelte ich ihn an. „Tja, meine Vorgänger waren Männer und nicht wie ich sch….“, begann ich zu erwidern.

Aber die erhobene Hand des Padres brachte mich zum Schweigen. „Ahahah! Sag es nicht!“, forderte er mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich hatte für einen Moment vergessen, dass wir diese gewisse Unannehmlichkeit, die uns noch ins kirchliche Haus bevorstand, nicht aussprachen. Ich seufzte und versuchte erneut, mein Anliegen in Worte zu fassen. „Ich schaffe es nicht mehr lange allein. Es muss etwas passieren.“

„Ich nehme an, dass du auch schon weißt, was passieren muss“, bemerkte der Pater und sah mich mit einem süffisanten Lächeln an.

„Ja, allerdings“, antwortete ich und legte das blitzblanke Schwert zurück in sein Bettchen aus Samt und Glas. „Ich gehe an die Öffentlichkeit“, verkündete ich und wandte mich zum Padre um.

Er glotzte mich mit großen Augen an. Sein Mund stand offen, so entsetzt war er über meine Aussage. Er brauchte einige Zeit, um die Sprache wiederzufinden. „Oh nein, Ada! Auf. Gar. Keinen. Fall!“, erwiderte er, wobei er jedes einzelne Wort extra scharf betonte und dazu noch heftig seinen dunklen Haarschopf schüttelte.

„Oh, doch! Das werde ich. Ich habe keine andere Wahl. Es gibt leider keine weiteren Jäger, die meine Arbeit mit erledigen könnten, wenn ich eine Zeit lang ausfalle wegen dieser Sache…du weißt schon“, sagte ich und wackelte mit den Augenbrauen. Ich stocherte nur zu gern in der Wunde herum, und mit großer Belustigung sah ich, wie sich sein Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse verzog.

Pater Michael warf mir einen warnenden Blick zu. „Vorsicht, Ada, du solltest mich nicht reizen!“

Tss, das würde mir im Traum nicht einfallen, dachte ich grimmig. „Du siehst doch sicher ein, dass die Menschen beschützt werden müssen?“, fragte ich ihn. Er nickte umgehend. „Und wenn ich nicht auf Patrouille gehen kann, wer soll die Menschen dann vor dem beschützen, was in der Dunkelheit auf sie lauert?“

Der gute Pater hatte keine Antwort parat. Genau wie ich bereits vermutet hatte. „Wenn ich sie nicht beschützen kann, dann müssen es die Menschen selbst tun. Sie müssen gewarnt werden, damit sie eine Chance haben.“

Pater Michael presste die Lippen fest aufeinander, sodass nur noch ein schmaler Streifen zu sehen war. Er wollte etwas entgegnen, aber er wusste auch, dass ich Recht hatte. Also schwieg er und nahm mir lieber die Pistole mit den Silberkugeln mit Samthänden ab, bevor ich sie an ihm ausprobieren konnte.

Die Jägerin - Die Anfänge (Band 1)

Подняться наверх