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Immer noch starrte Solomon unschlüssig auf den Brief und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Einen Augenblick später wählte er erneut die Nummer seiner Assistentin.

»Grace, schicken Sie mir bitte Special Agent Noah Hunter.«

»Ja, Chef.«

Solomon legte auf und setzte sich. Sein Stuhl quietschte angenehm unter seinem Gewicht. Grace hatte schon mehr als einmal vorgeschlagen, ihn vom Hausmeister ölen zu lassen, aber Solomon wollte das nicht. Irgendwie beruhigte ihn das Geräusch.

Dies war eine verzwickte Angelegenheit. Kaely Quinn brauchte Schutz. Jemanden, der sie im Auge behalten würde, bis sie herausgefunden hätten, ob die Drohung ernst zu nehmen war. Das würde ihr natürlich nicht passen, genauso wenig wie jedem Ermittler, den er ihr zuweisen würde. Sie hatte eng mit Agent Alex Cartwright zusammengearbeitet, nachdem er vor einem Jahr nach St. Louis gekommen war. Mit der Zeit hatte er Kaely verstanden und ihr vertraut. Leider überschritt Alex dabei die rote Linie und verliebte sich in sie. Kaely allerdings war nicht der Typ für romantische Abenteuer. Ihre Arbeit war ihr Leben – daneben hatte nichts anderes Platz. Solomon hatte Cartwright von Anfang an davor gewarnt, aber der hatte seinen Gefühlen irgendwann doch nachgegeben. Jetzt war er weg.

Solomon zog Noahs Akte näher zu sich heran. Lange war er zwar noch nicht bei ihnen, aber er war der perfekte Mann. Ein Mitglied des Spezialeinsatzkommandos. Immer ernsthaft bei der Sache. Äußerst engagiert, pragmatisch und fleißig. Er war verheiratet gewesen, aber seine Frau war gestorben. Konnte man den Agenten glauben, die ihn kannten, hatte Noah kein Interesse, sich wieder auf eine Frau einzulassen. Solomon war nicht wohl dabei, Noahs Schmerz auszunutzen, um Kaely zu schützen, aber sie war ihm so viel wert, dass er kein Risiko eingehen konnte.

Ein lautes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Kommen Sie rein«, rief er.

Die Tür ging auf und Special Agent Noah Hunter trat ein. Schlank, mit dunklem, welligem Haar, war er der Inbegriff eines professionellen FBI-Agenten. Ein Lächeln kam ihm nur selten über die Lippen. Er machte einen etwas angespannten Eindruck, als könne nichts und niemand ihn davon abhalten, erfolgreich seine Arbeit zu tun. Solomon ließ sich von dieser Anspannung tatsächlich ein wenig anstecken, aber das schadete gar nicht. Das Letzte, was er im Moment gebrauchen konnte, war ein lockerer, entspannter Agent. Er brauchte einen Kämpfer.

»Setzen Sie sich doch, Noah«, sagte Solomon.

»Ja, Sir.« Noah nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem gerade noch Acosta gesessen hatte.

Solomon lächelte ihm kurz zu. »Sie machen Ihre Sache großartig. Dank Ihrer Hilfe konnten wir dieses Drogenkartell zerschlagen, das in ganz Missouri sein Unwesen trieb. Ihr Teamleiter findet nichts als lobende Worte für Sie.«

Noahs blau-graue Augen weiteten sich bei diesem Lob ein wenig. »Danke, Sir. Es war mir eine Ehre, in diesem Einsatzkommando mitzuarbeiten.«

»Sagen Sie ruhig Solomon zu mir. Wir geben hier nicht so viel auf Titel.«

»Danke, Sir. Ich meine … Solomon.«

Solomon nickte. »Ich habe eine neue Aufgabe für Sie, Noah, eine, für die ich Sie besonders qualifiziert halte. Sie sollten wissen, dass ich sie nicht jedem anvertrauen würde.« Er schob Noah die Plastiktüte hin. »Jerry Acosta vom St. Louis Journal hat gerade dies hier gebracht. Er hat es mit der Post bekommen. Ich weiß noch nicht so genau, worauf diese Sache hinausläuft, aber ich denke, wir sollten sie ernst nehmen.«

Noah griff nach der Tüte und las den Brief, der darin steckte. Überrascht sah er auf. »Ist das eine Drohung gegen eine unserer Agentinnen?«

Solomon nickte. »Ich möchte, dass Sie das in die Hand nehmen. Als leitender Ermittler.«

Noah richtete sich auf seinem Stuhl auf. Offenbar war er überzeugt, dass Solomon ihm eine wichtige Mission anvertraute. Und damit hatte er recht.

»Und ich weise Ihnen für diesen Fall Special Agent Kaely Quinn als Co-Agentin zu.«

Noah biss die Zähne aufeinander und wurde kreidebleich. »Agent Quinn? Weil die Drohung auf sie abzielt?«

Solomon sah ihn stirnrunzelnd an. »Nein, das stimmt nicht ganz. Sie ist eine meiner besten Agentinnen und wir brauchen ihre Hilfe. Wenn Sie eine Zeit lang mit ihr zusammengearbeitet haben, werden Sie ihre Fähigkeiten zu schätzen wissen.«

Noah blickte ihn unschlüssig an, als wäge er seine nächsten Worte sorgfältig ab. »Okay. Ich, ich … ich meine, welche Rolle soll sie dabei spielen?«

»Wie gesagt, sie wird Co-Agentin. Kaely ist fokussiert und achtet auf kleinste Details. Sie erkennt Dinge, die die meisten anderen Agenten übersehen würden. Ihr Spezialgebiet ist es, Täterprofile zu erstellen. Da wird sie Ihnen sehr hilfreich sein. Mir ist natürlich klar, dass dieser Brief alleine da nicht viele Anhaltspunkte liefert. Aber Sie werden überrascht sein, was sie aus dem wenigen herauszieht. Und mit der Zeit bekommen wir ja hoffentlich noch mehr Hinweise. Dann kann sie Ihnen ein brauchbares Profil liefern, das Sie zu dem unbekannten Täter führen wird.«

Solomon zeigte auf den Brief. »Zunächst möchte ich, dass Sie beide dieses Gedicht zerpflücken. Sehen Sie zu, ob Sie etwas darin finden, was uns weiterbringt. Wir müssen lückenlos darüber Protokoll führen, wer das Beweisstück jeweils in seinem Besitz hat: zuerst Acosta, dann ich, dann Sie. Sie müssen es weiterschicken an das Labor in Quantico. Die Kollegen dort sollen nach Fingerabdrücken, DNA-Spuren und solchen Dingen suchen … Sie wissen ja, wie das läuft. Ich habe Acosta ins Labor geschickt, damit er seine Fingerabdrücke nehmen lässt.« Solomon fixierte Noah. »Leiten Sie den Brief dann an die Verhaltensanalyse weiter – zum Abgleich mit anderen Drohungen in ihrer Datenbank. Dieses Schreiben scheint zwar direkt auf Special Agent Quinn gemünzt zu sein. Aber es kann trotzdem nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen. Vielleicht möchten Sie eine Kopie an den Geheimdienst schicken. Auch dort sollten die Kollegen ihn durch ihre Datenbank laufen lassen.«

Für einen Moment wandte Solomon sich ab und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Hatte er etwas vergessen? Ihm fiel nichts ein. Dann richtete er den Blick wieder auf Noah. »Was Agent Quinn betrifft: Sie werden als Partner arbeiten. Zumindest so lange, bis wir die Situation vollständig abschätzen können.« Er musterte seinen Agenten. Noah wirkte nervös und ein wenig verstört. Aber das war nicht entscheidend. Er war ein ausgebildeter Ermittler. Und er würde tun, was ihm aufgetragen worden war. »Ich möchte sichergehen, dass Kaely nichts geschieht. Aber sie soll nicht erfahren, dass ich Sie gebeten habe, sie zu überwachen. Wie gesagt, das würde ihr nicht passen. Und offen gestanden kann ich ihr das auch nicht verübeln.«

Noah widersprach nicht, aber Solomon fiel der kräftige Puls an seiner Halsschlagader auf. »Also gut«, sagte Noah schließlich. »Wann soll ich anfangen?«

Solomon trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte und überlegte. »Ich möchte selbst mit Agent Quinn sprechen. Danach übergebe ich diesen Brief Ihnen und Sie beide können beginnen. Ich werde auch noch den Leiter Ihres Spezialeinsatzkommandos über Ihre neue Aufgabe informieren.«

»Ja, Sir.«

Diesmal verbesserte sich Noah nicht. Solomon ärgerte sich ein wenig, ließ es aber auf sich beruhen. Warum hatten diese Agenten eigentlich alle so eine schlechte Meinung von Kaely Quinn? Am liebsten hätte er ihnen einmal so richtig die Leviten gelesen, aber das würde alles nur schlimmer machen. Er war immer noch davon überzeugt, dass Noah und Kaely ein gutes Team bilden würden.

»Sie werden Kaely als absolut fähige Agentin kennenlernen, Noah. Falls Sie irgendetwas anderes über sie gehört haben sollten, vergessen Sie es einfach. Vorschnell zu urteilen, ist ein Fehler.« Er hatte die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, legte die Fingerspitzen zusammen und beugte sich nach vorne. »Außerdem verlange ich nicht, dass Sie sie sympathisch finden. Ich bitte Sie, mit ihr zusammenzuarbeiten. Haben Sie das verstanden?«

»Ja, Solomon. Verstanden.«

Solomon unterdrückte ein Lächeln. Noah sah aus, als leide er an einer akuten Magenverstimmung. Irgendwie tat ihm sein Agent sogar ein wenig leid, aber er hatte trotzdem nicht die Absicht, seine Meinung zu ändern. Seiner Ansicht nach zählte Kaely Quinn zu den größten Schätzen, die das FBI besaß, und er würde alles für ihre Sicherheit tun.

»Ich rufe Sie an, wenn ich mit ihr gesprochen habe. Special Agent Walker von der Spurensicherung soll den Beutel ins Labor nach Quantico bringen. Sie bleiben hier und arbeiten mit Kaely. Ich schicke Walker zu Ihnen, dann können Sie ihm das Beweisstück übergeben und es im Protokoll vermerken. Es könnte einen oder zwei Tage dauern, bis wir den Bericht aus Quantico bekommen, auch wenn sie der Sache sicher höchste Priorität einräumen. Schließlich stehen Menschenleben auf dem Spiel.«

Noah nickte, erhob sich, verließ eilig den Raum und zog die Tür hinter sich zu.

Solomon griff zum Telefon, um Kaely in sein Büro zu bestellen. Wenige Minuten später klopfte es.

»Kommen Sie rein, Kaely«, rief er.

Kaely Quinn trat in den Raum. Ihr lockiges braunes Haar hatte sie flüchtig zu einem Knoten zusammengebunden. Ein paar weiche Strähnen hingen heraus und umrahmten ihr zartes Gesicht. Aber hinter ihrer zierlichen Figur Schwäche zu vermuten, wäre ein Fehler. Kaely Quinn war eine der zähesten Frauen, die ihm je begegnet waren. »Geht es um Nashville?«, fragte sie, während sie sich setzte.

Solomon schüttelte den Kopf. »Nein, es ist etwas anderes. Sie müssen sich dies hier ansehen.« Er schob ihr den Plastikbeutel hin.

Je weiter sie las, desto mehr verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck.

»Jerry Acosta hat den Brief gebracht«, erklärte Solomon. »Auf der Rückseite steht eine Notiz an ihn.«

Kaely drehte den Brief um und runzelte die Stirn. Dann schob sie den Beutel vorsichtig zurück zu Solomon. »Acosta hat ihn also mit der Post bekommen?«

»Ja, heute Morgen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Warum hat derjenige ihn nicht direkt an mich geschickt?«

Solomon wusste, dass dies eine rhetorische Frage war. Kaely erwartete keine Antwort von ihm.

Sie blickte ihn an. »Hätten Sie jetzt gerne eine Erklärung von mir?«

Solomon fuhr sich mit der Hand durch sein angegrautes Haar. »Versuchen Sie nicht, meine Körpersprache zu lesen, Agent Quinn. Sie wissen, dass ich das nicht mag.«

»Tut mir leid«, erwiderte sie. »Meine zweite Natur.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Es ist klar, dass der Schreiber nicht nur mich bedroht«, stellte sie schließlich fest. »Er hat vor, unschuldige Menschen zu töten, um mir irgendetwas zu beweisen. Um mir eine Botschaft zu senden.«

»Ich finde dieses Gedicht sehr beunruhigend. Wer immer es geschrieben hat, scheint Sie aus tiefstem Herzen zu hassen.«

»Stimmt«, pflichtete Kaely ihm bei. »Es muss einen Auslöser gegeben haben. Einen entscheidenden Moment. Was immer es ist, er glaubt nun, freie Hand zu haben, Rache zu üben. Es scheint von langer Hand geplant zu sein, bis ins Detail. In diesem Kerl steckt ein Serienmörder.«

»Und offensichtlich sind Sie das letzte, das eigentliche Ziel.«

Sie nickte, ihre dunklen Augen verengten sich und sie schien angestrengt nachzudenken. »Er fordert mich heraus, ihm auf die Spur zu kommen. Wenn er es durch seine Liste schafft, bin ich dran.«

»Aber warum bringt er Sie nicht gleich um?«, fragte Solomon. »Warum bedroht er andere?«

Kaely zuckte mit den Schultern. »Dieser Unbekannte scheint einen persönlichen Groll gegen mich zu hegen. Wenn er bei diesen ganzen Morden davonkommt – so denkt er vermutlich –, dann ist das für ihn der Beweis, dass ich unfähig bin. Dass er klüger ist als ich. Er möchte mich in jeder Hinsicht besiegen. Beruflich und privat.«

»Sie müssen alte Fälle durchsehen, Kaely«, sagte Solomon. »Vielleicht waren Sie an etwas beteiligt, womit Sie seinen Zorn auf sich gezogen haben.«

»Vermutlich.«

Solomon musterte sie. Er war nicht so gut darin, Körpersprache zu lesen, wie sie. Aber es fiel ihm auf, dass der Muskel über ihrem linken Auge zuckte. Diese Drohung musste sie mehr beunruhigen, als sie zugeben wollte.

»Das Journal wird das vermutlich drucken, oder?«, fragte Kaely.

»Bestimmt, aber wir werden sie bitten, es noch ein paar Tage zurückzuhalten. Wir brauchen etwas Zeit, um herauszufinden, ob es eine echte Drohung ist oder nicht.«

»Ja. Ich halte es für wenig hilfreich, wenn es an die Öffentlichkeit dringt. Das ist etwas ganz anderes als damals das Manifest dieses Briefbombenattentäters.«

»Sie meinen den Unabomber?«

»Genau. Dieser Brief hier wurde in eine ganz bestimmte Situation hineingeschrieben. Ich glaube kaum, dass Freunde oder Verwandte etwas darin erkennen würden.«

»Das sehe ich auch so«, meinte Solomon. »Kaely, ich habe Ihnen für diesen Fall Agent Noah Hunter als leitenden Ermittler zugewiesen. Sie sind seine Co-Agentin.« Er räusperte sich und erkannte auf der Stelle seinen Fehler. Dies war verräterisch. Es zeigte, wie nervös er war. Dass er etwas vor ihr verbarg.

Kaely stieg die Röte ins Gesicht. »Sie wollen, dass er auf mich aufpasst. Warum? Ich brauche keinen Schutz. Ich bin ausgebildete Agentin.«

»Widersprechen Sie mir nicht, Special Agent Quinn. Darüber lasse ich nicht mit mir diskutieren. Ich setze Sie nur deshalb als Co-Agentin ein, weil Sie selbst die Zielscheibe sind. Und weil Sie diejenige sind, die am besten herausfinden kann, wer dahintersteckt.« Er versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu ergründen. »Ich kann Ihnen nicht die Leitung überlassen, Kaely. Nicht, wenn sich die Drohung gegen Sie richtet.«

»Das ist mir klar. Aber dieser Hunter ist gerade einmal ein paar Monate hier. Warum ausgerechnet er?«

»Er ist gut. Fokussiert. Ich glaube, er ist für diesen Job der beste Mann.« Solomon fixierte sie. »Er hat vor einiger Zeit seine Frau verloren. Das ist nicht der Grund, warum ich Sie in einem Team haben will. Aber ich denke, die Umstände könnten ihn davon abhalten, den gleichen Fehler zu begehen wie Alex.«

Kaely schwieg. Wartete nur. Der Adrenalinausstoß, den diese Bemerkung auslöste, ließ den Puls an ihrem zarten Hals kräftig schlagen. Sie blickte ihn durchdringend an, aber er blieb unbeirrbar.

»Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie schließlich.

»Finden Sie so viel wie möglich über den Schreiber dieses Briefes heraus, bevor irgendjemand zu Schaden kommt. Ich hoffe, dass sich das alles als harmlos herausstellt. Ein Verrückter, der nach Aufmerksamkeit heischt. Oder sogar eine neue Masche von Acosta.« Er legte die Stirn in Falten. »Ich kann den Kerl nicht ausstehen, aber hier habe ich trotzdem das Gefühl, dass er die Wahrheit sagt. Er schien echt aufgewühlt.«

Kaely schnaubte. »Ich bin mir nicht so sicher, dass Acosta echte Gefühle hat.«

»Da könnten Sie recht haben. Er ist ein Egoist. Ich traue ihm nicht so ganz.«

Kaely erhob sich. »Wir werden schon herausfinden, wer dahintersteckt. Ich mache mir da keine allzu großen Sorgen.«

»Das freut mich, aber irgendwie ist dieses Gedicht … unheimlich.«

Ein angedeutetes Lächeln ging über Kaelys Gesicht. Das kam nicht oft vor. »Alle Leute, mit denen wir zu tun haben, sind unheimlich, Solomon.«

Er seufzte zustimmend.

Sie zog ihr Handy aus der Tasche und fotografierte mehrmals Vorder- und Rückseite des Briefes. »Sie schicken ihn bestimmt ins Labor, oder?«

»Ja. Special Agent Walker fliegt ihn hin. Ich möchte, dass Noah hierbleibt und mit Ihnen an dem Fall arbeitet.«

Kaely nickte. »Ich bezweifle, dass das Labor Fingerabdrücke oder DNA findet. Dafür ist dieser Kerl zu schlau.«

»Wie schlau war es denn von ihm, seine Drohung an Jerry Acosta zu schicken?«

»Eigentlich war das ein sehr kluger Schachzug. Hätten wir den Brief direkt bekommen, hätten wir ihn bestimmt nicht in die Medien gebracht. Unser Unbekannter wusste genau, wer seinen Zwecken am besten dienen konnte. Jemand, der immer wieder Kontakt zu mir gesucht hat. Ein Mann, der sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen würde. So hat der Unbekannte nicht nur uns seine Absichten kundgetan, sondern der Presse gleich dazu. Machen wir uns sofort an die Arbeit. Ich glaube nicht, dass uns viel Zeit bleibt. Die örtlichen Behörden müssen auch verständigt werden.« Kaely stand auf und ging zur Tür. »Ich durchforste schon einmal den Aktenschrank nach alten Fällen und versuche die Möglichkeiten einzugrenzen.«

»Und ich rufe bei der städtischen Polizei an. Die sollen auch nach diesem Kerl fahnden. Und … Kaely?«

»Ja?«

»Sie beide gehen an die Arbeit. Noah hat die Leitung. Zwingen Sie mich bitte nicht, Sie noch einmal daran zu erinnern.« So sehr er sich um einen strengen Ton bemühte, er wusste genau, dass sie keine Angst vor ihm hatte. Kaely brachte ihm Respekt entgegen, wusste aber auch sehr gut, dass ihm etwas an ihr gelegen war.

Anstelle einer Antwort warf sie Solomon einen Blick zu, den er nur mit einem Kopfschütteln quittieren konnte. Während sie die Tür hinter sich schloss, betete er, dass sie einen Weg finden würde, mit Noah Hunter zusammenzuarbeiten, und vor allem, dass ihr nichts zustoßen würde. Er war zwar nicht ihr Vater, fühlte sich ihr aber stark verbunden. Sie war eine gut ausgebildete Agentin mit einem außergewöhnlichen Talent. Aber etwas an ihr bereitete ihm Sorge. Furcht war nicht immer ein Feind. Unachtsamkeit konnte sie das Leben kosten, wenn die Umstände außer Kontrolle gerieten.

Und genau das befürchtete er.

Die Ankündigung

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