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Außer Atem blieb Cindy Linthicum einen Moment stehen. Die Nachmittagsluft war belebend und die kräftigen Rot-, Gelb- und Orangetöne der Blätter im Forest Park wunderschön. Sie sog die Herbstluft ein, dann lief sie vor dem Endspurt auf ihrer Runde durch den größten öffentlichen Park in St. Louis noch kurz auf der Stelle. Am Himmel über ihr waren dunkle Wolken aufgezogen. Nun musste sie zusehen, die letzten Meter noch vor dem einsetzenden Regen zu schaffen. Sie nahm ihre Brille ab und putzte sie an ihrem Sweatshirt. Dann setzte sie sie wieder auf und zog die Wollmütze, die ihren kurzen, dunklen Haarschopf bedeckte, etwas weiter herunter. Zu Hause würde sie einen warmen Kaffee trinken und an ihrem Blog schreiben. Sie teilte ihre Vorliebe für Amisch-Romane, Scrapbooking und das Sammeln von Kochbüchern gern mit ihren Online-Freunden. Cindy war zufrieden mit ihrem Leben.

Sie bog von ihrer eigentlichen Laufroute zum Kunstmuseum ab, ihrem Lieblingsgebäude im Forest Park. Gern setzte sie sich nach ihrer Runde ein paar Minuten auf die Stufen und genoss die zauberhafte Aussicht auf das Grand Bassin, ein fantastisches Wasserbecken mit Springbrunnen auf der anderen Seite des Art Hill, des Hügels, der zwischen den beiden berühmten Sehenswürdigkeiten gelegen war. Die Bäume entlang der Allee vor dem großen Bauwerk leuchteten in einem feurigen Rot. Auf dem Weg zur Frontseite des Gebäudes sah sie zu ihrer Rechten einen Mann auf einer Parkbank liegen. Zuerst dachte sie, er würde schlafen. Doch als sie an ihm vorbeilief, bemerkte sie, dass er zwar einen eleganten Anzug trug, aber keine Schuhe. Seine Hände waren merkwürdig über der Brust gefaltet. Sie blieb stehen, drehte sich noch einmal um und joggte zurück zur Bank, um ihn sich genauer anzusehen.

Sie trat näher und sprach ihn laut an. Keine Reaktion. Als sie den Mann genauer betrachtete, stieß sie einen gellenden Schrei aus.


Solomon knallte den Hörer auf die Gabel und fluchte leise. Er stand auf und lief an Grace vorbei, die sich wohl ein wenig wunderte, dass ihr Chef von seinem so straff geplanten Tagesablauf abwich. Er riss die Tür des Konferenzraums auf und unterbrach Noah und Kaely, die anscheinend ins Gespräch vertieft waren.

»Er hat schon zugeschlagen!«, rief er. »Noch bevor wir das Gedicht in den Händen hielten, hatte er schon seinen ersten Mord begangen.«

Kaely blickte überrascht. »Woher wissen Sie, dass es unser Täter ist?«

»Der Mörder hat seinem Opfer die Zeichnung eines Elefanten an die Brust geheftet, beschriftet mit einer Eins. Gerade hat mich der Polizeichef angerufen und es mir gesagt. Gut, dass er von dem Brief wusste, sonst hätten wir diesen Mord vermutlich nicht so schnell mit unserem Unbekannten in Verbindung gebracht.«

»Ist der Tatort schon geräumt?«, fragte Kaely.

»Nein. Die Leiche wurde zwar abtransportiert, aber sonst ist alles unverändert. Doch es fängt an zu regnen. Die Polizei tut, was sie kann, um die Beweise zu sichern. Ich glaube, Sie sollten hierbleiben, Kaely. Sie fahren hin, Noah.«

Kaely schüttelte den Kopf. »Wir sind ein Team, Solomon. Entweder wir fahren beide oder ich möchte mich aus dem Fall zurückziehen.« Die Augen zu Schlitzen verengt, blickte sie ihn an. »Reden wir doch ganz offen! Ich weiß, dass Sie um meine Sicherheit besorgt sind, aber unser Unbekannter hat es noch nicht gleich auf mich abgesehen. Er hat einen ausgeklügelten Plan. Es ist wie ein Spiel für ihn. Mich jetzt herauszunehmen, würde ihm den Spaß verderben. Wer weiß, was ihm dann einfällt!« Sie blickte Noah flüchtig von der Seite an und fügte hinzu: »Außerdem brauchen Sie meine Augen dort. Vielleicht fällt mir etwas auf, was andere übersehen.«

»Sie meinen mich?«, fragte Noah scharf.

»Nein, ich meine die Polizei. Die haben ein hervorragendes Kriminallabor, aber ich traue unserer Ausbildung mehr als ihrer.«

Solomon sah sie stirnrunzelnd an. »Ich weiß nicht.«

Kaely erhob sich. »Solomon, ich bin eine professionelle, kompetente Agentin. Sie haben mich als Co-Agentin eingesetzt. Bitte lassen Sie mich meine Arbeit tun.«

Solomon blickte Noah durchdringend an. »Na schön. Aber lassen Sie sie nicht aus den Augen. Haben Sie verstanden?«

Als Kaely den Mund öffnen wollte, winkte er ab. »Darüber diskutiere ich nicht, Special Agent Quinn. Ich habe Respekt vor Ihnen und Ihrer Ausbildung. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass eine meiner Agentinnen in Gefahr ist, dann erwarte ich, dass Sie meine Entscheidungen akzeptieren. Noch bin ich hier der Chef, denke ich.« Er wollte gar nicht mit ihr streiten. Richtig oder falsch – er hatte da so ein Bauchgefühl. Wie innere Alarmglocken. Im Laufe seiner Karriere hatte er gelernt, darauf zu vertrauen. »Haben Sie damit ein Problem?«

Kaely wurde rot, aber sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sir.«

»Und Sie, Special Agent Hunter?«

»Nein, Sir«, sagte er. »Kein Problem.«

»Dann auf zum Kunstmuseum im Forest Park«, sagte Solomon. »Sie beide. Wenn jemand von uns bedroht ist, brauchen wir nicht zu warten, bis sie uns hinzuziehen. Aber tun wir doch einfach trotzdem so. Danken Sie dem Polizeichef und behandeln Sie ihn mit Respekt. Bisher hat er immer gern mit uns zusammengearbeitet. Er soll nicht das Gefühl haben, dass wir ihm die Ermittlungen aus der Hand reißen … noch nicht. Wir werden seine Hilfe noch gebrauchen können.«

»Okay«, entgegnete Noah. »Wir werden Respekt zeigen.«

»Können wir schon die Spurensicherung an den Tatort rufen?«, fragte Kaely.

»Wenn der Polizeichef einverstanden ist. Ich weiß, Sie haben in unsere Leute mehr Vertrauen, aber die Polizei in St. Louis hat hervorragende Tatortermittler, denen wenig entgeht. Wenn er unsere Leute nicht dabeihaben will, dann legen Sie sich bitte nicht mit ihm an.«

Kaely klappte die Akte zu und stand auf.

»Die können Sie liegen lassen«, sagte Solomon. »Dieser Raum gehört im Augenblick Ihnen.«

»Danke, Solomon«, antwortete Noah. Er nickte Kaely zu. »Sind Sie fertig?«, fragte er.

»Ja.«

Sie verließen den Raum und eilten über den Flur davon. Solomon starrte auf die Tür, die hinter ihnen ins Schloss fiel. Dies könnte das wertvollste Team werden, das er jemals zusammengestellt hatte. Solange ihnen nicht allzu Menschliches in die Quere kam.


Noah bog in die Einfahrt zum Forest Park ein und fuhr zum Kunstmuseum. Warmer Nachmittagsregen mischte sich mit kühler Novemberluft und überzog die Landschaft mit einem gespenstischen Dunst. Polizeischeinwerfer durchschnitten den Nebel und zeigten ihnen ihr Ziel. Noah folgte dem Straßenverlauf, bis er den Kleinbus der Tatortermittler stehen sah. Kriminaltechniker standen um eine Bank neben einer Reihe von Bäumen.

Diese Bank lag ganz in der Nähe des beeindruckenden Gebäudes, in dem das Museum untergebracht war. Eine Reihe von Statuen schien mit Entsetzen von oben auf den Todesschauplatz herunterzublicken, der so gar nicht in die idyllische Umgebung passen wollte. Diese Skulpturen waren anlässlich der Weltausstellung 1904 erworben worden und symbolisierten sechs bedeutende Kunstepochen: von der ägyptischen Kunst über Klassik, Gotik, orientalische Kunst, Renaissance bis hin zur modernen Kunst. Aber die Menschenmenge, die um den Tatort versammelt war, hatte keine Augen für prächtige Kunstwerke. Die Leute interessierten sich mehr für die Szene des Grauens.

Noah hielt mit seinem Wagen vor dem Museum, um Polizisten und Tatorttechniker nicht zu behindern. Kaely wollte gerade aussteigen, da hielt er sie zurück.

»Ich denke, Sie sollten lieber hierbleiben«, sagte er. »Dies könnte inszeniert worden sein.«

»Unser Unbekannter hat ein Schauspiel in sieben Akten geschrieben. Dies ist erst der erste. Noch droht mir keine Gefahr.«

Noah blickte sie bestimmt an. »Sie tun bitte, was ich sage. Ich trage die Verantwortung. Warten Sie zumindest, bis ich mir ein Bild von der Lage gemacht habe.«

»Unser Wagen hat keine schusssicheren Scheiben, das wissen Sie. Der Kerl könnte mich gleich im Auto umlegen, wenn er das wollte. Sie haben bloß Angst, Solomon zu enttäuschen.«

Noah zog eine Augenbraue hoch. »Diesmal liegen Sie daneben. Ob Sie es glauben oder nicht: Ich möchte wirklich nicht, dass Sie umkommen. Viel zu viel Papierkram.«

Kaely wandte sich ab, aber Noah war die Spur von einem Lächeln auf ihrem Gesicht trotzdem nicht entgangen. Sie sagte nichts, nickte aber schließlich.

Noah stieg aus und sah sich um. Außer ein paar Leuten, die hinten an der Straße zum Park standen, machte niemand einen verdächtigen Eindruck. Aber Noah musste Solomon recht geben. Kaely hätte nicht mit zum Tatort kommen sollen. Trotzdem setzte sie anscheinend immer irgendwie ihren Willen durch. Schließlich öffnete er den Kofferraum, holte zwei Kapuzenjacken heraus, öffnete die Beifahrertür und reichte Kaely eine davon. Nun stieg auch Kaely aus. Jeder zog sich eine Jacke an und sie gingen hinüber zu der Stelle, an der eine Reihe von Polizisten standen.

»Ihre Dienstausweise bitte, Sir«, sagte ein Beamter zu Noah, als sie sich der Schutzzone näherten, die mit einem leuchtenden gelben Band abgesperrt war. Sie trugen zwar Jacken mit dem FBI-Emblem auf Brust und Rücken – aber Vorschrift war Vorschrift.

Noah und Kaely zogen ihre Ausweise heraus. »Chief Harper hat uns gerufen, damit wir uns ein Bild von der Lage machen.«

Der Beamte nickte. »Ich wusste, dass Sie erwartet werden. Tut mir leid, aber ich musste Sie trotzdem kontrollieren.«

Noah nickte. »Kein Problem. Wir verstehen das.«

»Kein Verdächtiger in der Nähe, Officer?«, fragte Kaely. »Jemand, der allzu interessiert scheint?«

Der junge Polizist legte die Stirn in Falten. »Ja, doch. Sehen Sie den Mann dort drüben? Den Kerl mit den roten Haaren und dem Bart? Angeblich ist er Zeitungsreporter.«

Gleichzeitig wandten sich Noah und Kaely um. Jerry Acosta stand hinter der Absperrung und beobachtete sie. Er trug zwar einen Regenmantel, aber keine Kopfbedeckung. Einen Schirm hatte er auch nicht. Seine Schuhe waren mit Schlamm bedeckt. Tropfnass sah er aus. Noah erkannte, dass er etwas unter seinem Regenmantel verbarg. Vermutlich eine Kamera.

»Oh, fantastisch!«, bemerkte Kaely. Sie drehte Acosta wieder den Rücken zu und lächelte den Beamten an, was Noah etwas überraschte. »Er ist tatsächlich Reporter. Aber sagen Sie am besten kein Wort zu ihm. Bitte geben Sie keinerlei Informationen preis. Warten wir, bis Chief Harper seine offizielle Stellungnahme abgegeben hat.«

Der Polizist erwiderte Kaelys Lächeln. Er war sichtlich bezaubert von ihr. »Der Chef hat uns schon angewiesen, keinerlei Informationen an die Presse weiterzugeben. Die anderen Reporter haben das akzeptiert, aber dieser Kerl ist echt penetrant. Er hat sich dort drüben hinter einem Baum versteckt und Fotos geschossen. Jetzt haben wir ihn zumindest hinter die Absperrung gescheucht.«

»Wir hatten schon mal mit ihm zu tun«, erklärte Kaely. »Eine echte Nervensäge. Und ich traue ihm nicht.«

Der junge Beamte nickte. »Danke für die Info. Ich werde ihn im Auge behalten.«

Noah bedankte sich. Im Gehen meinte er: »Sie können also lächeln.«

»Wenn’s nötig ist, um zu bekommen, was ich will.«

»Ich werde es mir merken.«

Kaely schnaubte. »Sie nerven, wissen Sie das?«

Noah grinste. »Ich weiß.«

Als sie näher traten, erkannte Noah Polizeichef Dan Harper. Er war klein und muskulös und galt als zäh. Aber seine Erfolge sprachen für ihn. Nun hatte er sie auch gesehen und kam zu ihnen herüber, um sie zu begrüßen. Als er ihnen zunickte, tropfte ein kleines Rinnsal von seinem Hut auf seinen Poncho.

»Ich habe mir gedacht, dass der Fall für Sie interessant sein könnte. Es scheint einen Zusammenhang mit dem Gedicht zu geben, das Sie uns heute Morgen geschickt haben. Wenn Sie uns helfen könnten, Licht in die Sache zu bringen, wäre uns das sehr willkommen. Sehr merkwürdig, diese Geschichte!«

»Danke, dass Sie uns gerufen haben, Chief«, sagte Noah. »Ich bin Special Agent Noah Hunter und das ist meine Kollegin Special Agent Kaely Quinn.« Als er seinen Dienstausweis zog, fiel ihm auf, dass Kaely keine Anstalten machte, ihren zu zeigen.

Der Polizeichef lächelte. »Ich kenne Agent Quinn. Sie hat uns schon viele Male geholfen.« Er streckte Kaely zuerst die Hand entgegen. »Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er erfreut und schüttelte kräftig ihre Hand. Dann zögerte er kurz und ließ seinen Blick über Noah schweifen, bevor er auch ihm die Hand reichte. »Wo ist denn Special Agent Cartwright?«

»Nach Detroit versetzt«, erklärte Kaely schnell. »Er hat Verwandte dort.«

Der Polizeichef nickte. »Schwerer Verlust für St. Louis. Guter Mann.«

Kaely nickte. »Da haben Sie recht.«

»Nun, es freut mich, Sie kennenzulernen, Agent Hunter. Wenn auch unter so tragischen Umständen.«

»Wie sieht es aus hier, Chief?«, fragte Kaely.

Der Polizeichef führte Kaely in den Bereich, wo bereits einige Polizeibeamte versammelt waren. Für einen Augenblick kam sich Noah wie das fünfte Rad am Wagen vor, aber er machte sich klar, dass das wohl in einem Team mit Kaely Quinn unvermeidlich war. Sie war der Rockstar, er nur der Roadie, der für den Auf- und Abbau sorgte. Dabei leitete doch er die Ermittlungen. Er fragte sich, was er sagen oder tun könnte, um seine Autorität durchzusetzen. Aber war das eigentlich so wichtig? Den Urheber des Gedichts zu finden, hatte im Augenblick oberste Priorität. Noah beschloss, sich die Demütigungen, die seine Zusammenarbeit mit Kaely mit sich bringen mochten, nicht zu Herzen zu nehmen. Denn der Fall reizte ihn wirklich. Dies könnte der interessanteste Tag in seiner bisherigen Laufbahn als FBI-Agent werden. Er war nicht bereit, freiwillig auf diesen Adrenalinstoß zu verzichten … noch nicht.

Die Leiche war bereits abtransportiert und das Team der Gerichtsmedizin durchkämmte den Bereich um den Tatort nach Spuren; nach allem, was zu dem unbekannten Täter führen könnte. Das Sammeln von Hinweisen und Beweisstücken war der Schlüssel, um Licht in das Dunkel zu bringen.

»Wissen Sie schon, wer das Opfer ist, Chief?«, fragte Kaely.

Er schüttelte den Kopf. »Hatte keinen Ausweis dabei. Mit seinem Anzug bestimmt kein Jogger. Und er trug keine Schuhe. Natürlich könnte der Täter sie mitgenommen haben. Oder vielleicht ein Obdachloser, der schon lange mal neue gebrauchen konnte. Wir werden im Park danach suchen.«

»Wie sieht es mit einem Hausschlüssel aus?«

»Er hatte keinen dabei«, erwiderte der Polizeichef.

»Entweder Ihr Unbekannter sammelt Trophäen oder er macht es Ihnen absichtlich schwer, das Opfer zu identifizieren.«

»Vermutlich.« Chief Harper rief eine Frau, die Fotos schoss, zu ihnen herüber.

»Agent Quinn, erinnern Sie sich an unsere Tatortfotografin, Officer Glans?«

»Natürlich. Hallo, Patsy. Wie geht’s Ihnen? Das ist Special Agent Noah Hunter.«

»Mir geht’s gut, danke. Freut mich, Sie kennenzulernen, Agent Hunter.« Officer Glans musterte Noah. Dann grinste sie Kaely an. »Sie haben vielleicht ein Händchen dafür, mit gut aussehenden Partnern in einem Team zu landen, Agent Quinn.«

Zu Noahs Verwunderung errötete Kaely. »Nicht mit Absicht. Agent Hunter ist einer der besten, die wir haben.«

Glans blinzelte Kaely zu. »Natürlich, Süße. Wenn Sie das sagen.«

Chief Harper räusperte sich. »Officer Glans«, sagte er streng, »wären Sie bitte so freundlich und würden diesen Agenten die Fotos von unserem Opfer zeigen?«

Auf der Stelle wich das Lächeln aus Glans’ Gesicht und sie schien sich zu erinnern, dass sie neben dem Polizeichef stand. »Ja, Sir«, entgegnete sie. Sie hielt ihre Kamera hoch, die in Plastikfolie eingewickelt war, und klappte den LCD-Bildschirm auf, sorgfältig darauf bedacht, ihn vor Regen zu schützen. Dann drückte sie auf einen Knopf und klickte die Fotos durch, die sie aufgenommen hatte. Bei einem hielt sie inne. »Hier ist er«, sagte sie. Kaely rückte näher an Glans heran und Noah sah ihr von hinten über die Schulter. Ganz deutlich war das Bild eines Mannes zu erkennen, der auf der Parkbank lag und mit ausdruckslosen Augen in den Himmel starrte. Er trug einen eleganten blauen Anzug. Krawatte. Keine Schuhe, nur schwarze Socken.

Officer Glans klickte weiter zu einer Nahaufnahme des Kopfes. »Die Gerichtsmediziner meinen, er sei heute Morgen getötet worden. Stumpfes Trauma«, erklärte sie. »Die Waffe muss eine seltsame Form gehabt haben. Keine Ahnung, was es gewesen sein könnte.«

»Golfschläger für Linkshänder«, flüsterte Kaely, sodass nur Noah sie verstehen konnte.

Er sah sie entgeistert an. Machte sie Witze? Wie um alles in der Welt konnte sie so etwas wissen?

Chief Harper, der für einen Augenblick zu einem anderen Beamten hinübergegangen war, kam zurück. »Sie müssen sich das hier ansehen«, sagte er und reichte Kaely ein Beweisstück in einem Beutel. Vorsichtig nahm sie es entgegen, als befürchte sie, es könne explodieren. Noah spähte ihr über die Schulter. Es war das Stück Papier mit der Zeichnung eines Elefanten. Darin stand die Zahl Eins geschrieben. »Gut, dass wir es noch vor dem Regen geschafft haben. Sonst wäre das Bild vielleicht verwischt worden.«

»Da haben Sie recht«, stimmte Kaely ihm zu. Sie blickte den Polizeichef erwartungsvoll an. »Dürfen wir Ihre Beweisstücke sehen? Fotos vom Tatort, gerichtsmedizinische Berichte und diese Dinge?«

Der Polizeichef runzelte die Stirn. »Natürlich. Aber können Sie mir vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat, Agent Quinn?«

Kaely rieb sich die Hände, als wolle sie sie aufwärmen. »Hier war ein Serienmörder am Werk, Chief. Das scheint mir ein ganz übler Fall zu werden.«

Die Ankündigung

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