Читать книгу Die Amulettmagier - Natascha Honegger - Страница 18
Eine ungewöhnliche Begegnung
ОглавлениеAls Isa am nächsten Morgen erwachte, fand sie einen hauchdünnen, rosafarbenen Umschlag neben ihrem Bett liegen. Verwundert nahm sie ihn in die Hand, wendete ihn hin und her und erkannte dann das Siegel der Familie Aleander auf der Rückseite.
Noch ein wenig verschlafen öffnete sie den Brief und zog ein gefaltetes Stück Papier hervor. In der zierlichen Schrift Vegas standen folgende Worte darauf:
Liebe Isalia,
wir sind zum Hafen gefahren, um ein Schiff zu finden, das uns morgen nach Sentak mitnimmt. Ich habe dir einige nützliche Dinge bereitgelegt, darunter auch ein Kleid in deiner Größe. Falls du damit Hilfe brauchst, kannst du mit dem Glockenzug neben der Tür eine der Angestellten rufen.
Wenn du die Stadt zu erkunden gedenkst, sei vorsichtig und gehe nicht allzu weit fort von hier. Es gibt Orte in der Stadt, die nicht sicher für dich wären.
Grüße
Vega und Massimo Aleander
PS: Die Tropfen in der Phiole neben deinem Bett sind gegen deine leuchtenden Augen. Solange du in der Sonne stehst, werden sie dadurch aussehen wie alle anderen Augen auch.
Isa legte den Brief beiseite und nahm die Phiole, die auf ihrem Nachttisch lag, in die Hand.
„Augentropfen. Ein bis zwei pro Tag“, las sie die Aufschrift auf dem Etikett und lächelte. Vega schien wirklich an alles gedacht zu haben! Vorsichtig öffnete sie das Fläschchen und träufelte sich je zwei Tropfen in die Augen. Die Flüssigkeit brannte ein wenig und zwang sie, mehrmals zu blinzeln. Dann stand sie auf und betrachtete sich im Handspiegel, der neben dem Bett lag. Im Zwielicht des Zimmers leuchteten ihre Augen immer noch ein wenig, doch als sie ans Fenster trat, sahen sie plötzlich so gewöhnlich aus wie bei allen anderen Menschen auch. Beeindruckend!
Sie legte den Spiegel beiseite und ging zu den anderen Gegenständen, die Vega ihr bereitgelegt hatte.
Ihr Blick blieb an einem samtenen Geldbeutel hängen und sie ging näher heran. Neugierig griff sie danach und wog ihn in den Händen. Er war erstaunlich schwer, und auch wenn Isa nicht viel über das Gewicht von Münzen wusste, ahnte sie, dass es ganz schön viele sein mussten. Langsam zog das Mädchen die Kordel auf, die den Beutel zusammenhielt, und stülpte den Inhalt auf den Tisch. Es staunte nicht schlecht über die glitzernde und funkelnde Masse, die sich über das dunkle Holz ergoss, eine Flut aus Silber und Bronze, so viel, dass es zweifellos der Monatslohn eines Handwerkermeisters hätte sein können.
Was sollte Isa mit so viel Geld anfangen? Eine Weile beobachtete sie noch, wie sich das Sonnenlicht auf den Münzen brach, dann steckte sie sie kopfschüttelnd zurück in den Beutel und legte ihn beiseite. Sie hielt nicht viel von Gold, Silber und Bronze, denn es machte viele Menschen gierig, selbstgefällig und egoistisch.
Doch sie, Isa, würde sich niemals davon verführen lassen.
Als Nächstes wandte sich das Mädchen dem Kleid zu, das über der Stuhllehne hing. Es war aus hellblauer Seide und mit teurer Spitze und kleinen Edelsteinen verziert. Daneben lagen ein passender Hut, eine Handtasche und ein Fächer sowie ein Paar zierlicher Schuhe.
Isa hob das Kleid hoch und betrachtete es eingehend. Es hatte mehrere verschiedene Unterröcke und war dadurch unfassbar schwer. Wenn sie ehrlich war, machte es einen ziemlich unbequemen Eindruck und nur schon das weiße Unterkleid bestand aus unzähligen Häkchen und Schnüren, die kreuz und quer in alle Richtungen verliefen.
Um das anzuziehen, würde sie zweifellos Hilfe brauchen …
„Wieso machen die sich das Leben nur so schwer?“, dachte Isa mit einem leisen Seufzer und legte es wieder an seinen Platz zurück. Sie würde es erst anziehen, wenn sie nach draußen gehen wollte.
Einige Minuten durchstöberte Isa noch die restlichen Gegenstände, fand jedoch nichts Interessantes mehr. So entschloss sie sich, erst einmal ein Bad zu nehmen und sich dann ganz gemächlich für einen kleinen Ausflug in die Stadt vorzubereiten. Sie war sich sicher, dass es hier in Karpensas eine ganze Menge aufregender Dinge zu entdecken gab.
Über eine Stunde verbrachte Isa im Badezimmer und genoss den Luxus von fließendem Warmwasser und nach Rose duftender Seife. Es war eine Wohltat nach der anstrengenden Reise der letzten Wochen und sie hätte diese Oase der Ruhe am liebsten nie wieder verlassen. Dennoch fasste sie sich schließlich ein Herz, hüllte sich in einen weichen Bademantel und betätigte den Glockenzug, den Vega ihr im Brief beschrieben hatte. Wenn sie tatsächlich dieses Kleid anziehen sollte, das dort so unschuldig über dem Stuhl hing, brauchte sie Hilfe. Oder sollte sie einfach in ihre normalen Kleider schlüpfen?
Sie stellte sich die missbilligenden Blicke der anderen Gasthausbewohner vor und verwarf den Gedanken sofort wieder. Vega zuliebe würde sie ein solches Kleid tragen. Es dauerte weniger als zwei Minuten, da klopfte bereits eine ältere Angestellte an die Zimmertür und Isa ließ sie mit einem freundlichen Lächeln eintreten.
Sie zeigte ihr das Kleid. „Könnt Ihr mir damit helfen?“
„Natürlich, Lady Aleander.“ Die Frau knickste leicht und half ihr ohne Widerrede in das Kleid.
Als sie schließlich das Korsett so fest zusammenzog, dass Isa kaum noch Luft bekam, fuhr sie die Frau wütend an. „Was macht Ihr denn da?“
„Das macht man so, Miss“, antwortete die Bedienstete etwas erschrocken. „Das ist in Mode.“
„Wirklich?“ Isa war entsetzt. Wie konnten die reichen Frauen in so etwas atmen?
Kurz überlegte sie sich, das Kleid wieder auszuziehen, doch früher oder später würde sie sich wohl daran gewöhnen müssen.
Als Isa endlich fertig angekleidet war (es fühlte sich an, als wären Stunden vergangen), gab es nichts mehr, das sie davon abhielt, nach draußen zu gehen und Karpensas zu erkunden. Voller Tatendrang verließ sie die Gaststätte und trat in den Sonnenschein hinaus.
Auf der Straße fing Isa einige bewundernde Blicke ein und die Menschen begegneten ihr mit einem Respekt, der ihr beinahe unheimlich war. Ohne zu zögern, folgte sie der Hauptstraße in nördliche Richtung, dorthin, wo viele Menschen strömten. Ihr Amulett und den Geldbeutel hatte sie in der passenden blauen Tasche untergebracht.
Es war drückend heiß in den Straßen der Stadt und der Stoff ihres Kleides klebte unangenehm an ihrer Haut. Auch der Gestank übertraf alles, was sie bisher erlebt hatte. Er schien noch viel unerträglicher zu sein als gestern.
Der Grund war jedoch nicht ausschließlich die sommerliche Hitze, sondern auch die bedrückende Enge ihres Kleides. Sie bekam kaum Luft und war heilfroh, dass Vega an einen Fächer gedacht hatte, der ihr zumindest etwas Kühlung verschaffte.
Langsam schlenderte Isa zum Markt. Langsam vor allem deshalb, weil ihre Lungen dadurch weniger Luft benötigten. Es war ein seltsames und ungewohntes Gefühl, wie ein reiches Mädchen durch Karpensas zu gehen, vollkommen anders, als wenn sie in ihrem alten, unscheinbaren Wollkleid hier herumgewandert wäre. So fühlte sie sich ständig beobachtet und unangenehm in den Mittelpunkt gedrängt.
Nach kurzer Zeit erreichte sie schließlich einen Platz, auf dem sich viele Stände aneinanderreihten und geschäftiges Treiben herrschte. Es schien Markttag in Karpensas zu sein und eine bunte Mischung unterschiedlichster Menschen hatte sich hier zusammengefunden. Es gab nur ein langsames Vorankommen, doch immer wieder schaffte es Isa, zu verschiedenen Ständen durchzudringen und sich das Angebot etwas näher anzusehen. An einem kleinen Stand, der neben einer großen Auswahl von Muscheln in allen Größen auch Ketten, Armbänder und Ringe anbot, blieb sie schließlich etwas länger stehen und betrachtete fasziniert die farbenfrohe Auswahl. Eine wundervolle Kette aus weißen Perlen fiel ihr ins Auge.
„Eine gute Wahl“, meinte der Händler, als sie ihr Interesse daran bekundete. „Echte Meeresperlen.“
„Wie viel kostet sie denn?“
„Ach nicht allzu viel: Nur drei Silbermünzen“, antwortete der Mann und lächelte gekünstelt.
Isa blickte ihm tief in die Augen. Nein, der Preis musste viel zu hoch sein und ihren Instinkten konnte sie trauen. Denn natürlich hatte sie keine Ahnung von Geld. „Die ist niemals drei Silbermünzen wert“, behauptete sie daher mit fester Stimme, überlegte kurz und meinte dann: „Ich gebe Euch eine Silbermünze und zehn Bronzemünzen.“
„Zwei Silbermünzen!“
„Nein. Ich bin heute nicht zum Handeln aufgelegt!“, sagte Isa und hob stur das Kinn. „Eine Silber- und zehn Bronzemünzen. Nehmt mein Angebot an oder vergesst es!“
„Ihr macht mich arm, Mylady!“, klagte der Mann, doch Isa wusste, dass er das Angebot annehmen würde. Die Kette war vermutlich sogar noch weniger wert als eine Silbermünze. Es war also nicht so, dass er nicht daran verdienen würde.
Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme. „Nun?“
„Na gut, wenn es unbedingt sein muss. Eine Silber, zehn Bronze.“
Isa holte ihren Geldbeutel hervor und gab dem Händler sein Geld. Der prüfte die Münzen mit seinen Zähnen und steckte sie schließlich mit einem Nicken in seine Tasche.
„Händlerfamilie?“, vermutete er und blickte sie fragend an.
„Was?“
„Nun ja, Ihr kennt Euch mit dem Wert von Gegenständen aus. Da dachte ich, dass Ihr vielleicht eine Tochter aus einem reich gewordenen Händlerclan seid. Außerdem habe ich noch nie eine edle Dame ohne ihr parfümiertes Taschentuch gesehen.“
Isa lächelte. „Nein, eigentlich nicht. Ich komme vom Lande. Das mit dem Gespür für den Wert von Gegenständen ist mir wohl angeboren.“
Sie wollte sich gerade wieder auf den Weg machen, als der Händler sie noch einmal zurückhielt. „Wenn ich Euch noch einen Tipp geben darf, Mylady: Ihr solltet gut auf Eure Geldbörse achten. Es gibt hier viele Diebe. Ich denke in Eurem Dorf sollte Diebstahl kein großes Problem gewesen sein, hier jedoch … Seid auf der Hut!“
„Das ist sehr freundlich, danke.“ Isa nickte ihm zu und ging weiter durch die Straßen und an den Ständen vorbei.
Sie sah noch viele andere wundervolle Dinge: schillernde Muscheln und getrocknete Seesterne in großen Körben. Doch auch wenn sie eigentlich genügend Geld bei sich gehabt hätte, kaufte sie nichts davon. Sie war es nicht gewohnt, verschwenderisch mit Münzen umzugehen, und das meiste war nur sinnloser Plunder, der vielleicht schön aussah, aber eigentlich nichts taugte.
Mittlerweile war die Mittagszeit angebrochen und die Hitze war nahezu unerträglich. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel und der Schweiß lief in Strömen über Isas Gesicht. Langsam ging sie von Stand zu Stand und verweilte immer länger im Schatten der Planen, sich heftig Luft zufächernd.
Ihr Kleid drückte ihre Lungen zusammen und lenkte fast ihre gesamte Konzentration auf die Atmung. Aber dennoch meinte sie plötzlich, einen Blick im Rücken zu spüren, und drehte sich langsam um. Sie war sich sicher, dass sie beobachtet wurde, konnte unter den vielen Leuten jedoch niemanden entdecken, der sich auffallend verhielt. Seltsam …
Sie drehte sich wieder zurück und ging weiter. Vielleicht hatte sie sich getäuscht und es war purer Zufall gewesen, dass sie jemand etwas länger angestarrt hatte. Wieso auch nicht? Das konnte auf einem Markt schnell passieren. Während sie sich mühsam durch die große Menschenmenge drückte, wurde sie dennoch das Gefühl nicht los, dass derselbe Mensch sie noch immer beobachtete.
Und dann, in einem Moment, in dem ihre Gedanken weit abschweiften, spürte sie ganz plötzlich ein leichtes Ziehen irgendwo in der Magengegend und ihr Inneres schrie auf.
Mehr instinktiv als bewusst drehte sie sich um und erstarrte: Ein etwa gleichaltriger Junge mit braunem, in alle Richtungen abstehendem Haar stand hinter ihr. Er trug verschlissene Kleidung und in seiner Hand hielt er … eine blaue Tasche. Isas blaue Tasche.
Das Gehirn des Mädchens arbeitete auf Hochtouren. Denn in der blauen Tasche, wurde ihm bewusst, war nicht nur der Geldbeutel, sondern auch das Amulett! Wut kroch in Isa hoch, flammende Wut. Ihr Blut begann zu brodeln und der Wind frischte langsam auf.
Was fiel diesem dreckigen Straßenjungen eigentlich ein, IHR Amulett zu stehlen?
Sie hatte keine Zeit, auf ihre Atmung zu achten. Sie spürte bereits, wie die Magie aus ihr herauszubrechen drohte. Doch in diesem Augenblick entschloss sich der Dieb gerade zur Flucht.
Unter den entsetzten Blicken mehrerer Passanten stürzte sich Isa mit wildem Kampfgeschrei auf den Jungen. Mit erstaunlicher Kraft riss sie ihn zu Boden, wie sie es im Waisenhaus so oft getan hatte, wenn sie und ihre Freundinnen sich wieder einmal mit einer feindlichen Kinderbande in die Haare geraten waren.
Nach einem kurzen Kampf mit ihrem Kleid (dieses unpraktische Ding!), gelang es ihr, den Jungen auf den Boden zu drücken und die Tasche aus seiner Hand zu ringen. Kaum hielt sie diese, ihr Eigentum, wieder in den Händen, atmete sie erleichtert auf. Sie hatte ihr Amulett zurück. Ihre Wut legte sich so schnell, wie sie gekommen war und mit ihr auch der Wind.
Isa ließ den zappelnden Dieb los und erhob sich so graziös wie nur möglich. Mit einem entschuldigenden Lächeln nickte sie in Richtung der Umstehenden, die sie fassungslos anstarrten. Sie konnte ihnen die entsetzten Blicke nicht verübeln. Wenn man das Geschehen mit den Augen eines Außenstehenden betrachtet hatte, musste das wohl wie folgt ausgesehen haben: Eine edle junge Dame, die sich mit einem wilden Schrei (wie eine ganz und gar unedle Dame) auf einen schmutzigen Jungen stürzte und ihn (ebenfalls völlig unziemlich) zu Boden gerungen hatte. Das musste in der Tat ein ziemlich seltsamer Anblick gewesen sein!
Plötzlich verdüsterten sich die Gesichter der Umstehenden und Isa konnte sehen, dass sich der junge Dieb ebenfalls aufgerichtet hatte. Doch die Mauer aus menschlichen Leibern war undurchdringlich.
„Entschuldigung. Lasst uns bitte durch. Geht zur Seite! Zur Seite, bitte!“ Fünf Männer drängten sich durch die Menschenmenge. Sie trugen die landesübliche Uniform von Stadtwachen und atmeten schwer, als wären sie gerannt. „Was ist hier los?“, fragte einer von ihnen.
„Die junge Dame ist beinahe bestohlen worden. Dort ist der Dieb“, riefen einige Leute und zeigten auf den Jungen, der die Schultern hängen ließ. Er blickte zu Boden, sein Gesicht zeigte keine Regung.
„Elender Dieb!“
„Sperrt ihn ein!“
„Eine Gefahr für das öffentliche Wohl!“
„Schmutziger Abschaum!“
In diesem Augenblick schob sich eine Wolke vor die Sonne und der Junge blickte zu Isa auf. Erschrecken spiegelte sich in ihrer beider Gesichter, als zwei magische Augenpaare einander begegneten.
Diese Augen!
„Das darf doch einfach nicht wahr sein!“, dachte Isa erschrocken. Denn die Augen des Diebs waren blau, so blau wie das Meer und so leuchtend wie ihre eigenen.
In diesem Moment packten zwei der Wachen seine Arme und verdrehten sie ihm auf den Rücken. Isa hörte, wie er vor Schmerz leise aufstöhnte, doch er leistete keinen Widerstand, wohl wissend, dass er keine Chance hatte, zu entkommen. Sein Blick ließ ihren los, als er den Kopf senken musste.
Eine der fünf Wachen trat zu Isa, nahm den Hut ab und räusperte sich, während die Sonne wieder hinter den Wolken zum Vorschein kam.
„Wenn Ihr wollt, könnt Ihr heute Abend zum Gefängnis am Osttor kommen. Es ist Gerichtstag und Zeugenaussagen sind immer willkommen.“
„Ähm ja, mal sehen … vielleicht …“, stotterte Isa und befeuchtete mit der Zunge ihre Lippen. „Sagt, Wachmann, wie sind denn eigentlich so die Bestrafungen für Diebstahl?“ Sie hoffte, dass man ihr die Besorgnis nicht anmerken konnte.
Der Junge war ein Amulettmagier! So ein Mist aber auch!
„Das kommt ganz auf die Laune des Richters an. Wenn der in guter Stimmung ist, verliert er vielleicht nur einen Finger, sonst muss er in die Minen“, erklärte der Mann mit gleichgültiger Stimme und blickte auf den Jungen hinab. „Außerdem werden wir ihn wie üblich einer Magieprüfung unterziehen.“
„Was?!“ Isa schaute den Mann schockiert an. Vielleicht etwas zu schockiert, doch da er sich noch immer dem Dieb zugewandt hatte, konnte er das nicht sehen. „Und was passiert dann mit ihm?“
Der Wachmann seufzte. „Nun, die Strafen für das Verbrechen der Magie werdet Ihr wohl kennen?“
Isa zuckte zusammen. „Der Feuertod …“, flüsterte sie heiser und blickte zu dem Jungen hinüber. Bei ihm würden sie Magie entdecken. So viel war sicher und dann würden ihm selbst Vega und Massimo nicht mehr helfen können!
Isa schluckte. „Wann wird er denn geprüft?“
„Na ja, der Prüfer kommt wohl erst in ein oder zwei Wochen vorbei. Es gibt ja nicht mehr so viele von ihnen, weshalb er alle Gefangenen auf einmal prüft und dann wieder verschwindet.“ Er klang etwas gelangweilt.
„Und was ist, wenn der Dieb heute Abend freigesprochen wird?“
„Freispruch? Das wäre mal was Neues. Kommt selten vor heutzutage, müsst Ihr wissen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber wenn er tatsächlich einer der Glückspilze ist, die freigesprochen werden, nun ... dann wird er eben nicht geprüft. Ich glaube sowieso nicht, dass er Magie besitzt. Wieso wäre er sonst nur ein einfacher Dieb?“
„Ja, da habt Ihr wohl recht“, meinte Isa und atmete erleichtert auf. Alles entwickelte sich hervorragend, auch wenn ihr die schwerste Aufgabe noch bevorstand: Sie musste Vega und Massimo überzeugen, ihr zu helfen.
„Dann kommt ihr also heute Abend zur Verhandlung?“
„Ja, ich denke schon.“