Читать книгу Tödliche Trance - Nick Bukowski - Страница 6
Prolog
ОглавлениеWas ist das? Was tust du? Was geschieht mit mir? Was soll das? Ist das alles nur ein böser Traum, oder ist es die Wirklichkeit mit ihren mitunter so obskuren Facetten? Ein merkwürdiges Gefühl ergreift, einem bösartigen Parasiten gleich, mehr und mehr Besitz von mir und senkt sich wie ein schwarzer Schleier auf mich herab. Ich betrete ein mir bisher fremdes Land, von dem ich nicht weiß, ob ich es tatsächlich schon kennenlernen will. Und falls die Antwort tatsächlich JA lauten sollte, dann weiß ich nicht, ob ich es ausgerechnet gemeinsam mit DIR erkunden möchte. Eine völlig neue Erfahrung bahnt sich unaufhaltsam den Weg in mein Innerstes, um sich für immer und ewig wie ein Tattoo fest in meine Seele einzubrennen. Ich will das nicht, und ich stemme mich mit aller Kraft gegen diese unsichtbare Macht. Sie vereint etwas Mystisches, das mich in seinen unerklärlichen Bann zieht, und etwas Widerliches, das mich zugleich eiskalt erschaudern lässt. Was ist das für ein merkwürdiger Sound, was für ein eigenartiges Hecheln und Stöhnen? GUT SO, OH JA, GUT SO.
Ich kann nicht glauben, was da gerade zwischen uns geschieht, was du mit mir machst, was du mir antust. Ausgerechnet DU, dabei dachte ich immer, du liebst mich – mehr als alles andere auf der Welt. Oder ist DAS etwa deine Art, mich zu lieben? Wie krank, wie perfide können Menschen sein?! Wie krank, wie perfide bist du?! Wenn das dein Verständnis von Liebe ist, dann kann ich nur zu Gott beten, dass mich nie im Leben dein Hass treffen möge. Welch schmaler Grat doch manchmal zwischen Liebe und Hass besteht. Eigentlich sind beide ein unzertrennliches Paar, geradeso wie Bruder und Schwester. Wie schnell mitunter doch die Grenzen verschwimmen können. Doch wo genau befindet sich der Punkt, an dem das eine in das andere umschlägt? GUT SO, OH JA, GUT SO. Gut so? – Nichts ist gut so! Es kann unmöglich richtig sein, was hier passiert. Ich weiß es, und du müsstest es erst recht wissen. Also lass das, lass mich – bitte, bitte, bitte! Hör auf! Ich flehe dich an. Ich will nur noch weg von diesem verwunschenen Ort, aber da ist eine unsichtbare Hand, die mich festhält wie eine gewaltige Raubtierpranke. Lass mich los, bitte! Lass mich gehen, bitte, lass mir mein Leben, gib mich frei!
Meine Tränen haben sich wie ein dichter Nebelschleier über meine Augen gelegt. Nur vage kann ich die Konturen deines eigentlich so hübschen Gesichts erahnen, welches längst zu einer Fratze unbändiger Lust mutiert ist, wie ich sie nie zuvor bei dir gesehen habe. Deine leuchtenden, stahlblauen Augen wirken wie sprudelnde Quellen skrupelloser Leidenschaft. Immer und immer wieder formen deine sinnlichen, vollen Lippen die Worte: GUT SO, OH JA, GUT SO. Ich bin auf einer Reise durch ein wundersames Land ohne Grenzen, ohne Hemmungen und ohne jegliche Tabus. Was ist hier los? Was passiert hier? Was passiert mit mir? Was passiert mit uns? Tausend Fragen wabern mir wie Gespenster durch den Kopf. Fragen die unüberhörbar nach Antworten schreien, aber ich traue mich nicht, sie zu stellen. Irgendetwas ist da, etwas, was mir regelrecht die Kehle zuschnürt, eine unsichtbare Macht, die mir meine Stimme raubt. Ich habe Angst, unvorstellbare Angst – und das auf eine bislang nie gekannte Weise. Ich will schreien, aber – so sehr ich mich auch mühe – ich bringe keinen Laut hervor. Stattdessen schwebt dieses monotone GUT SO, OH JA, GUT SO wie ein bleierner Teppich in der Luft.
Da ist ein loderndes Feuer, mehr als tausend Grad heiß. Unerträgliche Hitze droht mich zu verbrennen. Dein gieriges Fleisch kocht vor Wollust und verbotener Leidenschaft. Ich spüre, wie ich langsam mit ihm verschmelze und eins mit dir werde, ganz egal, ob ich es will oder nicht. Etwas Sonderbares geschieht mit mir, etwas Unheimliches, etwas, das ich bisher nicht kannte, und von dem ich selbst noch nicht weiß, was es ist. Ich empfinde Scham und Schmerz, Enttäuschung und Erniedrigung, Abscheu und Ekel, einen unheilschwangeren Mix aus bislang nie gekannten Seelenqualen. Ich will mich wehren, aber mir fehlt jegliche Kraft dazu. Ich fühle mich wie paralysiert, geradeso als hätte mir eine giftige Schlange ihre spitzen Zähne ins Fleisch gerammt. Ihr erbarmungsloser Würgegriff hält mich fest umschlungen, und ich bin nicht imstande, mich aus ihm zu lösen. Lass mich los, lass mich frei, lass mich leben! Ich will das nicht, und ich versuche, mich mit aller Macht deinen Fängen zu entziehen. Aber der Sound der Lust klingt unvermindert in meinen Ohren: GUT SO, OH JA, GUT SO.