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12.
Eifersucht total - Vermeintliche Konkurrenz
ОглавлениеDurch ihre getönte Brille beobachtete sie Silvio, wo er ging und stand. Immer wieder tauchte sie tagsüber auf und tat so, als ob sie etwas suchte oder ihm zuschaute. Ihre große Leidenschaft, das Gestüt, auf dem sie, wie gesagt, ansonsten sich ständig nur aufhielt, interessierte sie nicht mehr. Auch die große Yacht im Hafen von Ostia, auf der sie an den Wochenenden so gerne faulenzte, und die Küste entlang fuhr, blieb unbeachtet. Die erwähnte große Eifersucht raubte ihr nahezu täglich jegliches klare Denkvermögen.
Wenn sie zum Beispiel sah, wie er sich an sehr erotischen, pornografischen Bildern, Gemälden, Grafiken usw. weidete, wie sie meinte, sie sogar mit einer Lupe ansah, war sie vor Wut dem Zerplatzen nahe. Diesen ganzen ‚Schmutz’, dieser ‚Sammlung von Abartigkeiten’ ihres verstorbenen Vaters, mit der er sich u.a. beschäftigen musste, empfand sie immer als unerträgliche Konkurrenz. Sie konnte nicht ertragen, dass er das den ganzen Tag ansehen durfte. Ihre permanenten Bemühungen um seine lückenlose Überwachung gipfelte darin, dass sie, wie erwähnt, sogar ein paar Leute aus dem Personal vertraulich angewiesen hatte, sie sofort zu verständigen, wenn er das Haus verließ. Ihre verzweifelten Versuche, sich doch irgendwie damit abzufinden, daran zu gewöhnen, gelangen ihr erst, als er ihr ganz und für immer gehörte und ihr dabei jedes Mal sagte „Meine Liebste hat den schönsten, geilsten und verführerischten Busen, eine göttlich schöne Muschi und den geilsten Arsch. Mir gehört die aufregendste und in Allem vollkommenste Frau des ganzen Universums.“ Bis es dazu kam, sollte allerdings noch ein wenig Zeit vergehen und beide etliche Höhen und Tiefen in ihrer Beziehung durchmachen müssen.
Silvio hatte schon den ganzen Vormittag beste Laune, pfiff und sang sogar. Für den Nachmittag hatte er gebeten, dass sie im frei gab, weil er Besuch erwartete. Ab Mittag lag sie auf der Lauer und ließ die Auffahrt nicht mehr aus den Augen. Sie sah, wie Silvio das Haus verließ. Auf dem Gehsteig gegenüber warteten zwei junge Frauen, und zwei kleine Kinder. Sie begrüßten und küssten sich stürmisch, umarmten sich immer wieder und freuten sich überschwänglich zu ihrem Wiedersehen. Dass er allerdings keine der vier Personen auf den Mund geküsst hatte, hatte sie vor blinder Eifersucht gar nicht mehr registriert. Heulend stand sie mit geballten Fäusten hinter dem Vorhang und schaute ihnen zu. Mit den Kindern an der Hand gingen sie Richtung Zentrum. Immer wieder nahm er eines der Kinder auf den Arm und drückte es. Sie lachten und scherzten auf dem ganzen Weg. So ausgelassen, lieb und herzlich hatte ihn Ornella noch nie erlebt.
Blitzschnell schnappte sie sich die bereit liegende Handtasche, Sonnenbrille und Schuhe. Um nicht erkannt zu werden, band sie sich auch noch ein Kopftuch um, und eilte ihm hinterher. Sie musste wissen, was sich da abspielte, wer diese Frauen waren. Bisher dachte sie immer, dass er keine Freundin oder gar Frau hatte. In seinen Räumen hatte sie kein Bild von einer Frau gesehen. Mehrfach hatte sie – wie gesagt – seine Wohnung, wenn er in einem Archiv unterwegs war, gründlichst auf den Kopf gestellt. Auch in seiner Geldbörse, die zufällig herumlag, war nichts Derartiges zu finden. Seinen PC fasste sie nicht an, weil sie viel zu viel Angst hatte, dass er das sofort merken würde. Die Besucher konnten nicht seine Freundin oder gar Frau und seine Kinder sein, das durfte nicht sein, niemals. Ornella war in größter Panik. Sie verfolgte sie, bis sie schließlich die zitternden Beine nicht mehr trugen und sie sich einfach in ein Straßencafe setzen musste. Dort ließ sie die unaufhörlich über ihre Backen laufenden Tränen vom warmen Wind trocknen. Sie war verzweifelt und wollte jetzt nur noch wieder nach Hause. Alles war in der letzten halben Stunde für sie so sinnlos geworden. Von einer Sekunde zur anderen hatte ihr eine andere den so geliebten Mann weggenommen.
Als sie am nächsten Morgen in ihr Arbeitszimmer kam, war sie so richtig geladen. Sie fühlte nur noch Wut auf Silvio, weil er sich mit den Frauen getroffen hatte und hatte grenzenlosen Hass auf die Frauen. Explodiert war sie schon am Frühstückstisch. Ein Küchenmädchen hatte ihr kurz davor beim Frühstück berichtet, dass am Vortag Silvio Besuch hatte, vermutlich war das seine Freundin oder Frau und seine Kinder. Niemand weiß Genaueres über ihn, weil er immer nur über seiner wissenschaftlichen Arbeit brütete. Das Küchenmädchen wusste nichts von den besonderen Gefühlen der Herzogin und plauderte ganz unbedarft weiter „Die Frauen waren sehr hübsch. Und wie er sich gefreut hat. Er hat sie immer wieder geküsst. Hab es zufällig gesehen. So kenne ich ihn gar nicht. Silvio hat sonst nie Besuch. Dabei ist er so ein hübscher, so ein lieber und intelligenter Mann. Der könnte jeder Frau sehr gefallen, ihnen nicht, Hoheit …?“
Dass die Herzogin auf solche Anmerkungen nicht gerade freundlich reagierte, lässt sich denken. Richtig gehässig sagte sie scharf „Nein …!“ Sie war in Explosionsnähe, geladen und überlegte mit geradezu rasenden Gedanken „So, so, Silvio nennt sie ihn also! Der scheint ja mit diesen Putzlappen schon ganz schön vertraut zu sein … Silvio … sagt sie … dieses Flittchen … wahrscheinlich hurt er mit der auch herum … genau so sieht sie aus … so aufgetakelt … junges Häschen … der Saukerl … dieser Betrüger … Ich bring ihn um … dieses verdammte Scheusal. Was spielt sich hier in diesem verdammten Palazzo eigentlich noch alles hinter meinem Rücken ab? Der Kerl schäkert mit dem Personal herum, treibt es auf der Straße mit irgendwelchen blonden Schlampen, mehreren sogar, und ich bekomme davon nichts mit …!“ Sie schrie mit sich überschlagender Stimme „Mir gefällt er absolut nicht, dieser unkultivierte Flegel, dieser Nichtsnutz, dieser Schwachkopf, ihr Silvio. Du fliegst raus, zum nächsten Kündigungstermin gehst du …!“ Weinend lief das Mädchen aus dem Raum. Auch Ornella weinte.