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Was Uroma mit unserem Stress zu tun hat
ОглавлениеDoch oft können wir nicht einmal etwas dafür, dass wir so schnell »hochfahren«. Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum manche Eltern schneller die Nerven verlieren als andere? Es gibt natürlich vielfältige Gründe, zum Beispiel Lebensumstände, Belastung und Temperament der Kinder. Doch wir wissen aus der Forschung, dass etwa 30 Prozent aller Menschen auch unter widrigsten Umständen keine schädigenden Stressreaktionen zeigen. Drei Faktoren sollten wir uns daher vor Augen halten, bevor wir uns schuldig fühlen für unsere Ausraster:
1. FRÜHE PRÄGUNG: Das Stresssystem wird in den ersten Lebensjahren jedes Menschen so eingestellt, wie es dann im späteren Leben reagieren soll. Das war ursprünglich ein gutes System: Wenn ein kleiner Homo sapiens in einer Gegend mit vielen Raubtieren aufwuchs, war es klug, etwas vorsichtiger und schneller alarmiert zu sein als in einer Gegend mit wenigen Fressfeinden. Heute haben allerdings viele Menschen durch Verlusterfahrungen als Säugling oder eine sehr strenge Erziehung ein sehr reaktives Stresssystem, obwohl wir heute in einer sehr sicheren Welt leben. Wenn unser Stresssystem so von unserer Kindheit her auf »Gefahr« gepolt ist, dann geraten wir schnell unter Druck – ob wir wollen oder nicht.
2. EPIGENETIK: Das Stresssystem hat auch etwas mit unserer Familie zu tun. In Rattenexperimenten kann man zeigen, dass Stresssysteme sich vererben. Wenn eine Mutterratte massivem Stress ausgesetzt wird, reagieren ihre Kinder auch dann stark auf Reize, wenn sie selbst nie starken Stress erfahren mussten. Genauso ist es bei uns: Wenn unsere Eltern oder Großeltern massivem Stress ausgesetzt waren (zum Beispiel durch Krieg, Hunger, Flucht oder Vertreibung), dann müssen wir damit rechnen, auch selbst stark auf Stimuli zu reagieren.
3. VERANTWORTUNG: Das Stresssystem ist zwar voreingestellt, aber wie wir damit umgehen, liegt glücklicherweise in unserer Hand. Durch Meditation, Körperwahrnehmung und Achtsamkeitsübungen können wir der Epigenetik ein Schnippchen schlagen und lernen, mit unserem schnell aktivierten Mandelkern besser umzugehen.
AUF EINEN BLICK
Stress ist eine ursprünglich gesunde Reaktion auf eine gefährliche Situation. Leider sind wir in unserer schnellen Welt oft unter Dauerstress, weil unser Gehirn ständig und überall Gefahren sieht.
Wenn wir dauerhaft Stress haben, wird Erziehen schwierig, weil wir auf wichtigen erzieherischen Feldern blockiert sind: Mitgefühl, Geduld, Planung, Konzentration, Nachsicht.
Bei dauerhaftem Stress wird es immer schwieriger, sich zu beruhigen – ein negativer Kreislauf entsteht.
Wie wir auf Stress reagieren, haben wir nicht in der Hand. Unser Gehirn ist auf eine bestimmte Stressreaktion geprägt, die teils von unseren Vorfahren, teils aus unserer eigenen Kindheit kommt.
Mit einfachen, täglichen Übungen können wir deutlich stressresistenter werden. Wie das geht, erfahren Sie ab >.