Читать книгу Anti-Justine oder Die Köstlichkeiten der Liebe - Nicolas Edmé Retif de la Bretonne - Страница 4

Vorwort

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Niemand war wohl so entrüstet wie ich über die schmutzigen Werke dieses scheußlichen Marquis de Sade, der Justine, Aline, des Boudoir, der Theorie der Wollust, die ich im Gefängnis las. Dieser Elende stellt die Wonnen der Liebe immer und ewig nur in Begleitung von Folter und Mord dar!

Mein Zweck ist dagegen, ein Buch zu schreiben, das noch saftiger werden soll als die de Sadeschen, und das doch die Frauen getrost ihren Männern empfehlen sollen, um besser von ihnen bedient zu werden, ein Buch, in dem das Herz sehr wohl neben den Sinnen seinen Platz hat, in dem die Wollust keine Grausamkeiten kennt, in dem die Liebe, rein natürlich aufgefasst, ohne die geringsten Zierereien und Bedenken, nur fröhliche und wonnige Bilder vorführt. Man soll die Frauen anbeten, wenn man es liest, man soll sie vergöttern, wenn man sie nachher genießt.

Hoffentlich wird man dann den Menschenschlächter nach Gebühr verabscheuen, der am 14. Juli 1789 als ein weißbärtiger Greis aus der Bastille geschleppt wurde. Möge das reizvolle Werk, das ich veröffentliche, die seinigen vernichten!

Ein schlimmes Buch also, aber in guter Absicht geschaffen. Ich jedenfalls, Jean Pierre Linguet, zur Zeit Gefangener in der Conciergerie, erkläre feierlichst, dass ich dieses Werk, so toll es sein mag, nur in der allerbesten Absicht verfasst habe. So hat z. B. die Blutschande nur deshalb ihren Platz darin, um den abgestumpften Wüstlingen die Grausamkeiten zu ersetzen, mit denen de Sade ihre Sinne aufstachelt.

Im Jahr II, im Floréal*

[* Datumsangabe nach dem Republikanischen Kalender, der nach der Französischen Revolution eingeführt wurde. Das Jahr beginnt am Herbstanfang. Deshalb ist Floréal der achte Monat des Jahres (20./21. April bis 19./20. Mai). Das erste Jahr (franz. ›an‹) unter dem neuen System wurde als ›an I‹, das zweite als ›an II‹ usw. bezeichnet.]

Anti-Justine oder Die Köstlichkeiten der Liebe

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