Читать книгу Sarah Boils Bluterbe - Nicole Laue` - Страница 49
Das ist doch jetzt nicht wahr! Es war ein Traum, verdammt noch mal, einfach nur ein Traum. Was in Gottes Namen geschieht hier?
ОглавлениеVorsichtig zog ich die Hose wieder hoch. Krampfhaft versucht, einen klaren Gedanken zu fassen, schossen mir nur noch die Worte meines Großvaters in Erinnerung.
„Nichts ist, wie es scheint. Du bist noch klein, wenn du groß bist, eines Tages, dann wirst du meine Worte verstehen.“
Dieser Satz brachte mich jedoch nicht erheblich weiter, im Gegenteil. Langsam glaubte ich wirklich verrückt zu werden. Ich beschloss Martin noch nichts davon zu erzählen, er würde in seiner eigenen hypochondrischen Welt sofort einen Termin in einer psychiatrischen Klinik der Stadt für mich machen. Ich sammelte mich und schlenderte, als wäre nichts gewesen, in die Küche. Martin drückte in diesem Moment seine Zigarette aus und schenkte mir einen fragenden Blick. Mittlerweile hatte er die Schuhe wieder an und meinte, er müsse noch schnell zu einem Kunden und ich möchte doch bitte die Rechnungen für die anderen Kunden fertig machen. Ich hatte freiwillig seine Büroarbeit übernommen. Er arbeitete draußen auf den Baustellen und ich kümmerte mich um die anderen wichtigen Dinge. Schrieb Rechnungen, nahm neue Aufträge an und kümmerte mich um die Akquise. Geistesabwesend nickte ich. Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er mich und fragte:
„Sag mal, kriegst du deine Tage, oder warum bist du so komisch?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er nach seiner Jacke, noch schnell einen Kuss, ein `Bis gleich` und schon war er verschwunden. Ich war endlich allein. Allein mit meinen Gedanken und mit meinen roten Fußgelenken. Ich zog das Hosenbein ein Stück hoch. Die roten Striche waren kaum noch zusehen. Ich griff nach meinem Telefon. Ich musste mit irgendjemandem reden und wählte. Am anderen Ende meldetet sich eine warme Stimme. „ Klausel und Sohn, Mary Ortwin am Apparat?“
Ich seufzte. Wie gut es doch tat ihre Stimme zu hören. Bevor sie viel fragen konnte, sprudelten die Worte wie ein Vulkan aus mir heraus. Eine Weile war beängstigendes Schweigen in der Leitung. Bevor ich mir weitere Sorgen machen konnte, ob Mary meinen Geisteszustand ebenso wie ich anzweifelte, ergriff sie das Wort: „Sarah“, ihre Stimme klang einfühlsam, „ich will dir ja nicht zu nah treten, aber vielleicht bist du überarbeitet oder hast ein Burnout-Syndrom. Ich meine, hast du Stress mit Martin?“
Ich schüttelte den Kopf. Mir dessen bewusst, dass sie mich nicht sehen konnte, sagte ich: „Nee, Unsinn. Ist alles in Ordnung.“
Klasse, Mary hielt mich schon für durchgeknallt. Was war bloß los mit mir?
„Sarah, ich bin auf der Arbeit, ich kann jetzt nicht so lange telefonieren, aber wenn du magst, lass uns doch danach treffen, oder du kommst bei mir vorbei und wir reden noch mal über alles.“
„Weiss nicht, mal sehen. Mary, behalt es bitte für dich. Erzähl niemandem davon.“
„Ist gut, dann bis später. Melde dich einfach, wenn du mich brauchst.“
Ich wünschte ihr einen schönen Tag und beschloss meine Mutter anzurufen. Entweder hatte ich wirklich zu viele Horrorfilme gesehen, oder mein Verstand verabschiedete sich langsam aber sicher. Es war ja nichts neues, dass Alkohol Gehirnzellen abtötete. Aber so viel hatte ich doch nie nicht getrunken.