Читать книгу Sarah Boils Bluterbe - Nicole Laue` - Страница 58

… nichts Neues Martin, tust du ja jeden Tag… passt ja heute wie Faust aufs Auge…

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Ich stellte das Handy auf lautlos und ließ es in der kleinen Bundtasche an der Trainingshose verschwinden. Dann blickte ich mich um. Ich war allein. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. In meinem Kopf raste ein Tornado voller unbeantworteter Fragen, voller nicht sortierbarer Gedanken. Ich musste dringend mit jemandem reden. Ich fühlte mich so verdammt einsam und hilflos.

Doch wer konnte mich verstehen? Meine Mutter wollte ich nicht noch mehr mit meinen Ängsten belasten, sie sorgte sich schon mehr als genug. Und der Rest der Welt, würde mich für überarbeitet halten. Vielleicht war ich sogar verrückt? Und vielleicht war es meine Mutter auch? Ich hatte vielleicht so was wie Schizophrenie geerbt und befand mich gerade im Anfangsstadium. Und alles, was geschah, war einfach nur ein Produkt meiner übermäßigen Fantasie. Möglich wäre es, zumindest wahrscheinlicher, als dass Vampire mitten unter uns lebten. Das war alles so hirnrissig. Ich musste endlich herausfinden, was hier vor sich ging. Was mit mir geschah. Ich atmete noch einmal tief ein, streckte meine Arme in die Höhe, um meine Muskeln zu lockern und ließ sie dann langsam wieder sinken.

„Lionel“, sagte ich leise und zaghaft. Was immer geschehen würde, da ich nun seinen Namen rief, es war mir auf eine unbeschreiblich kalte Weise gleich. Ich wartete, sah mich suchend um. Doch es passierte überhaupt nichts. Hatte er nicht gesagt, ich könne ihn rufen? Weit und breit war niemand zu sehen. Ein wenig erleichtert und doch enttäuscht rief ich diesmal laut. Und noch einmal so laut, dass man mich bis nach München hätte hören müssen. Nichts geschah. Wie gut, dass mich hier niemand sieht....meine Güte, ich bin wirklich verrückt. Stehe in einem dunklen Waldstück und brüll mir die Seele nach einem Vampir aus dem Leib…Irgendwann holen die mich ab und zwängen mich in eine dieser weißen und sehr schicken `HAB-MICH-LIEB-JACKEN`, die auf dem Rücken zugebunden werden. Langsam wich der innere Schmerz und all die Traurigkeit und verwandelte sich in hoch schäumende Wut. Ich verzog den Mundwinkel, zuckte mit den Schultern und beschloss, langsam nach Hause zu laufen.

Über die Mülheimer Brücke, einer der sieben Rheinbrücken Kölns, donnerte die Straßenbahn. Ich hatte kein Geld mit, also brauchte ich gar nicht erst Richtung Haltestelle zu laufen. Ich ging den Hügel hoch zurück zum Weg. Ein Mann kam mir entgegen. Einer der letzten Spaziergänger. Von weitem konnte ich seine Konturen erkennen. Er blieb plötzlich stehen, lehnte sich an einen Baumstamm. Eine Flamme loderte auf und er schien sich eine Zigarette anzuzünden. Sein Gesicht war mir zugewandt. Mir war nicht wohl dabei. Warum ging er nicht weiter? Wartete er auf mich? Ich sah mich um, ob es Fußgänger gab, die ich zur Not um Hilfe bitte konnte. Doch ich war immer noch allein. Mutterseelenallein. Die Dunkelheit kam mir plötzlich schwärzer vor, denn je. Ich hatte in diesem Augenblick keine andere Wahl. Es gab nur diesen einen Weg nach Hause. Die andere Richtung führte lediglich ans Flussufer zurück. Also einmal tief durchatmen, alle negativen Gedanken beiseite und los laufen. Wenn ich ihn erst einmal passiert hatte, dann war ich am Zug. Meine Kondition war durchs Training weitaus besser als vermutlich seine. Ich würde ihm davonlaufen, das war für mich keine Frage. Ich kam immer näher, regungslos lehnte er immer noch an der gleichen Stelle. Je mehr ich mich der fremden Gestalt näherte, desto bekannter kamen mir seine markanten Gesichtszüge vor, doch die Dunkelheit legte sanfte Schatten über ihn, sodass ich zweifelte. War das etwa Mr. Nadelstreifenanzug? Hatte er mich gehört?

Sarah Boils Bluterbe

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