Читать книгу Sarah Boils Bluterbe - Nicole Laue` - Страница 61

So ungefähr fühlt sich also Leichenstarre an. Großartig!

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Ich machte noch einen zaghaften Versuch meine Arme anzuheben, doch sie waren steif und unbeweglich. Uns trennten nur noch wenige Meter voneinander. Der Nadelstreifenanzug, der dieses Mal eine dunkle Jeans und ein schwarzes Hemd zu tragen schien, pustete in kleinen runden Kreisen den Rauch seiner Zigarette in die Luft.

Zwischen Angst und Neugier rief ich ihm zu: „Lass doch einfach den Blödsinn und lass uns reden.“

„Du hast mich gerufen, Sarah. Nun. Da bin ich. Inklusive einer kleinen Demonstration meiner Macht. Wir wollen doch nicht, dass du an meiner Existenz zweifelst!“

Sein siegessicheres Grinsen brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück.

Ich zeigte ihm meinen verachtungswürdigsten Blick und erwiderte: „ Komm auf den Punkt, was willst du von mir? Was willst du in meinen Träumen? Wie machst du das mit meinem Körper? Und warum kommst du nicht sofort, wenn ich dich schon rufe?“

Sein Gesicht zeigte keine Regung, außer dem leichten Lächeln, das seine weißen Zähne in der Dunkelheit aufblitzen ließ.

„Du stellst so viele Fragen, zu viele für den Anfang, findest du nicht auch? Welche soll ich denn nun als erstes beantworten?“

„Lass den Quatsch und komm zur Sache. Was willst du von mir?“

Meine eingefrorenen Körperteile lockerten sich langsam und die Anspannung fiel mehr und mehr ab. Einen Moment war ich versucht zu fluchen, weil dieser Mistkerl eine derartige Macht über meinen Körper hatte. Aber was hätte es mir genutzt? Also stellte ich mich aufrecht hin und machte vorsichtig einen langsamen Schritt auf ihn zu. Immer noch in Erwartung, dass ich eine Antwort auf meine Fragen erhielt. Er schenkte mir überlegendes Lächeln und holte mit der Hand aus.

„Sagen wir mal so, ich denke du hast dich bei deiner Mutter erkundigt. Die gute Christine wird sicher nicht berauscht gewesen sein, als sie hörte, dass es mich noch gibt. Und sicher hat sie dich vor mir gewarnt.“

Sein Gesicht verzog sich zu einem widerlichen und unheimlichen Grinsen. Er machte mich wütend. Und zwar richtig wütend. Wo war der charmante Mann von heut morgen, oder der aus meinen Träumen? Das erste Mal kam mir der Gedanke, er könne mich hier ungestört aussaugen und niedermetzeln. Ekelhaft. So wollte ich eigentlich die Welt nicht verlassen. Ich hatte nicht mal ein Testament verfasst.

„Nicht doch, wer wird denn so etwas von mir denken? Wenn ich das wollen würde, dann hätte ich schneller zugeschlagen, als du reagieren könntest.“

Die Worte schlugen wie scharfe Krallen in meinen Kopf. Wie konnte er wissen, was ich just in diesem Moment gedacht hatte?

„Wieso…woher..du kannst meine Gedanken lesen? Wie machst du das?“ stammelte ich und blickt ihn ungläubig an.

Er machte keine Anstalten sich zu bewegen, aber meine Starre hatte sich restlos gelöst und ich schritt langsam auf ihn zu. Er beobachtete jede Geste von mir und sprach mit einem Ton ,der mir überhaupt nicht gefiel.

„Ich kann es eben und ja, ich lese alle Gedanken, zu denen ich mir Zutritt verschaffe.“

„Verdammter Hund, meine Gedanken gehen dich einen verdammten Dreck an. Bleib meinem Kopf fern oder ich werde gehen.“

Mir entfuhr ein wütendes und zugleich beschämtes Keifen.

„Ok, ok, kein Problem. Ruhig, ganz ruhig kleine Sarah.“

Ich wollte noch schreien, dass ich nicht seine kleine Sarah bin, doch im nächsten Moment stand er wie ein geölter Blitz neben mir, presste seinen Brustkorb dicht an meinen Rücken, seine linke Hand legte sich um meine Stirn und mit einem Ruck zog er mich zu sich. Die andere Hand strich gemächlich über meinen Hals und drückte leicht gegen meinen Kehlkopf. Dann lockerte sich sein Griff und mit einer behänden Drehung stand er ganz nah vor mir. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Ich schaute in zwei hellblaue, schimmernde Augen. Sein Arm lang um meine Taille. Er hatte mich so eng an sich herangezogen, dass ich seinen Atem nah auf meinen Lippen spürte. Eiskalt, wie die Brise eines Wintersturmes, wehte diese reine und kalte Böe über mein Gesicht. Sein Griff war fest und hart, es schmerzte leicht, aber nicht im geringsten so stark, dass ich hätte aufschreien müssen. Er roch nach gutem und teurem Aftershave. Gaultier! Er benutzte Gaultier. Seine Stimme flüsterte: „Tapferes kleines Mädchen.“

Ich hätte ihm in diesem Moment am liebsten eine reingehauen.

„Ich bin nicht deine kleine Sarah und auch nicht das tapfere kleine Mädchen. Du bist echt gestört. Lass mich sofort…!“

Ich hielt inne, denn mir stockte in diesem Moment der Atem. Mit dem bloßen Auge kaum erkennbar, hatte er seinen Kopf nach hinten gerissen. Aus seinem leicht geöffneten Mund schnellten vier weiße Eckzähne aus seinem Kiefer und blitzten im Mondlicht auf. Seine Augen hatten sich in ein gefährliches und bedrohliches Goldgelb verwandelt. Seine Pupillen waren nicht mehr mit einer runden Iris versehen, sondern hatten sich in der Mitte zu schwarzen Schlitzen verformt. Ich blickte in die Fratze eines Raubtieres.

Sarah Boils Bluterbe

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