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Laylas Hochzeit und meine Erlösung

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Schon eine halbe Stunde vor offiziellem Beginn erreichten Debora und ich die Tragödie des Abends. Ich fühlte mich selten so fehl am Platz wie in dieser orientalischen Räumlichkeit – erfüllt von ohrenbetäubendem Türkisch-Pop. Meine Blicke wanderten von goldenen Pailletten über kitschige rosa-violette Wandbehänge, Plastikblumen, weihrauchgetränkte Silberkelche bis hin zu dicken Muddis und den dazugehörigen Töchtern – vollends verschleiert, in bunt glitzernden Trachtenkleidern aus Satin und Samt.

Viel ist nicht zu berichten. Debora trug eine zweite Haut in Türkis, die weder Busenpracht in schwarzem Spitzen-BH noch üppige Speckrollen kaschierte. An ihrer Selbstdarstellung und ihren Erzählungen hatte sich nichts geändert. Ich überhörte und ignorierte. Hin und wieder lächelte ich, während ich beim Zusehen der bauchtanzenden Haremsdamen meine Flucht plante. Nach drei Stunden nahmen meine Ungeduld und Launigkeit überhand. Ich hatte Hunger.

Endlich trafen Braut und Bräutigam ein und ergriffen mich tatsächlich für einen Augenblick lang. Debora stand das Wasser bereits in den Glubschern – beinah hätt’s auch mich erwischt.

Layla sah angespannt aus, aber hübsch dabei in der weißen Pracht.

Glückwunsch zur Ehe. Überreichen von Geschenken. Musik aufgedreht. Die füllige DJ-Lady schlackerte mit den Armen und ließ’n Kopp wackeln, das Publikum die Ärsche und Hüften.

Um 22 Uhr roch es nach Futter. Der Duft von saftigem Fleisch machte mich unruhig. Da stand es nun, das gedeckte Buffet. Jungfräulich, unangetastet. Sabber im Mund. So sollte es leider bleiben – ich aß keinen Happen, denn schon um 22.30 Uhr holte mich mein Liebster ab. Länger hätte ich die Festlichkeit nicht ertragen.

Erst nachdem ich meine Gier beim Inder in der Wandelhalle am Hauptbahnhof gestillt hatte, widmete ich Sven meine volle Aufmerksamkeit. In der Langen Reihe zu Cocktail und Baileys Latte macchiato konnte ich meine Finger schon nicht mehr von ihm lassen. Ich zog seinen Duft wie gutes Koks in meine Nase und muss total verstrahlt ausgesehen haben, verliebt wie ich ihn anhimmelte. Seine Komplimente besiegten alles zuvor Erlebte, nicht zu guter Letzt der Rosenstrauß, den er, vor meiner Haustür angekommen, aus dem Kofferraum zauberte. Endlich. Die ersten Blumen in fünf Monaten Beziehung. Fünf Rosen. Zwar keine roten, aber immerhin orangene. Die einzelne auf meinem Esstisch rechtfertigte ich, bevor er sie überhaupt sehen konnte. Reibungslos verlaufen.

Eine unvergessliche Nacht, unvergesslicher Sex mit Happy End – im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Kopf zwischen meinen Beinen, seine Hände überall. Und ich kam. Laut, leidenschaftlich, lustvoll. Ein Triumph für ihn, dass die vorigen Fehlschläge nicht an ihm gelegen hatten; Erleichterung für mich, dass es mir endlich gelungen ist, loszulassen. Ich hoffe, dass dies der Anfang war – der Anfang vom Ende einer Vielzahl an Verletzungen aus vorigen Beziehungen, insbesondere der Schäden meiner letzten.

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