Читать книгу Mercy Me - Nina Kay - Страница 12

6.

Оглавление

„Ist dein Daddy arbeitslos oder warum hängt er nur zu Hause ab?“, wollte Joel wissen, als Fay ihm einen Becher Kaffee aus dem Starbucks – schwarz, drei Stück Zucker – in die Hand drückte. Da war er wieder, dieser spöttische, vibrierende Unterton.

„Nein“, antwortete sie und nippte an ihrem Tee mit Milch. Er wollte sie wieder einmal in die Enge treiben, aber Fay kannte jeden einzelnen Fluchtweg dieser Stadt. Erst gestern hatten sie die Bevölkerung im Radio vor Buschfeuern und lang anhaltender Trockenheit gewarnt.

„Er ist Trucker“, fuhr sie ungerührt fort. „Hat gerade ein paar Tage Urlaub.“

So umschrieb man eine zweiwöchige Krankschreibung, ohne erklären zu müssen, warum sie vor zwei Monaten eine weitere Hypothek auf das Haus aufgenommen hatten.

„Verarsch mich doch nicht.“

Jetzt hatte er sie. Fay fixierte konzentriert die Kaugummiflecken auf dem Gehsteig vor ihnen, während sie ein harmloseres Wort für Verzweiflung suchte.

„Trucker und so ’ne Hütte? Ich dachte, der leitet Wal-Mart oder so.“ Joel nahm scheinbar ungerührt zwei große Schlucke von seinem kochend heißen Kaffee.

Danke, dachte Fay und schickte ein stummes Gebet gen Himmel; der Tee schmeckte bitter und abgestanden. Gott sei Dank.

„Dad arbeitet sehr viel“, erklärte sie dann und griff beinahe Halt suchend nach der Zigarette, die Joel ihr hinhielt. „Und Mom hat auch ein Konto für das Haus.“

Fay wagte es nicht, Joel bei diesen Worten in die Augen zu sehen. Ein Blick, der schon jetzt überquoll vor Schwärze, würde an ihren dreckigen Lügen zerbersten.

Lieber nicht, dachte sie stattdessen und tastete in ihrer Tasche nach einem Päckchen Kaugummi. Sollte er sich doch blenden lassen von ihr und dem blöden Haus und dem Konto ihrer Mutter, auf das seit Monaten kein einziger Cent mehr eingezahlt worden war. „Das ist dein Geld!“, hatte ihre Mom am Telefon gekeift, als sie herausfand, dass Fay damit den Gerichtsvollzieher bezahlt hatte, der sie vor einigen Monaten besucht hatte. „Das ist für dein College, für Kleidung, für dich!“

„Und du?“, fragte Fay unvermittelt und wandte sich schließlich doch zu Joel um, der einige Schritte hinter sie zurückgefallen war.

„Was?“, fragte er zurück. Die Symbole auf den Fingern, die den Becher hielten, formten sich im hellen Sonnenlicht zu undeutlichen Buchstaben.

„Was arbeitest du?“

„Im Moment nichts.“ Er hielt sich eine Hand über die Augen und grinste.

„Und dann?“

„Dann orientiere ich mich neu.“

Fay wandte sich ab, weil sie nicht starren wollte. Wie ein parierender Soldat lief er da in seinen Marken-Sneakern und den ausgeblichenen Jeans über den verbrannten Asphalt und hielt der Sonne das Wort love entgegen. Mehr hatte sie nicht erkennen können, als er den Arm gehoben hatte.

„Wenn ich dir dabei helfen kann, sag Bescheid“, bot Fay ihm an und kaute gleichzeitig auf ihrer Unterlippe. Gut, dass sie weggesehen hatte. Er musste sie für das nervöse Wrack halten, das sie nicht sein wollte.

„Klar doch.“ Joel holte sie ein und der Arm, den er eben noch in den Himmel gereckt hatte, lag plötzlich schwer auf Fays Schultern. „Was kannst du mir denn anbieten? Braucht ihr noch ’nen Butler? Fuhrparkwächter? Türsteher?“

Fay und Tanisha hatten vor Jahren ein Codewort vereinbart, das die eine der anderen per SMS schickte, wenn das Telefon klingeln und die Situation gerettet werden sollte. Weil ihnen die üblichen Ausrufe wie Feuer! und Hilfe! zu banal erschienen, hatten sie sich schließlich auf die Zahl zehn geeinigt.

Zwölf, hämmerte es hinter Fays Stirn, als sie die sehnigen Muskeln in Joels Oberarm in ihrem Nacken spürte. Zwölf!

„Wir haben Natalia“, war alles, was ihr einfiel. „Die kann so was.“

„Schade“, kommentierte Joel nur und schleuderte den leeren Kaffeebecher mit Schwung über die Vorgärten auf eines der Hausdächer. Seine linke Hand schwebte nur wenige Zentimeter über dem Saum ihres Ausschnitts, sodass sie den Rest der Tätowierung nicht lesen konnte. In all ihrer Wut hatte Fay seine heimliche Berührung unter dem Tisch vorhin gar nicht wahrgenommen. Hatte er dort auch schon wie ein Defibrillator gewirkt und Schockwellen durch ihren Blutkreislauf geschickt? Fay krallte sich an ihrem Tee fest und versuchte, an diesem intensiven Geruch aus Deo und Waschmittel nicht zu ersticken.

„Wie läuft’s mit Aidan, kommt ihr klar?“, wollte sie hundert Meter von ihrem Hauseingang entfernt wissen. Wenn sie nur über irgendetwas Banales redeten, würde das vielleicht wieder aufhören.

„Hm“, machte Joel, dann ließ er sie unvermittelt los. Fay verlor kurz die Orientierung und griff Hilfe suchend nach ihrem Handy, dabei ließ sie den noch halb vollen Becher fallen. „Scheiße“, fluchte sie und musste stehen bleiben, um nicht auch zu Boden zu gehen.

„Sorry.“ Joel machte einen Schritt zu ihr hin und trat den Behälter in einen der vertrockneten Vorgärten.

„Ist doch nicht deine Schuld“, murmelte Fay. Die Härchen in ihrem Nacken begannen warnend zu kribbeln ob der zweiten Lüge an diesem Tag.

„Ging schon scheiße los heute.“ Er klang müde.

Fay schloss kurz die Augen, zählte artig bis drei, dann hob sie das Kinn und sah Joel an. „Hat Aidan Ärger gemacht?“

„Nee.“

„Schlecht geschlafen?“

Joel lächelte kurz. „Gar nicht.“ Wie konnte jemand so schrecklich schön und freudlos lächeln? Er blinzelte, und Fay fuhr diese Bewegung seiner Lider durch Mark und Bein.

„Hast du Heimweh?“, fragte sie leiser, weil es doch sonst keinen Grund für so viel Bedürfnis nach Trost geben konnte. Joel antwortete eine ganze Weile nicht und so starrte Fay doch. Mitten in dieses sprachlose Gesicht mit den glatten Zügen, den dunklen Wimpern, dem perfekt gezeichneten Kieferknochen, und verstand nichts von dem, was sie sah.

„Wie denn?“, fragte er schließlich zurück und seine Mundwinkel verzogen sich erneut. „Ohne Heim?“

„Schmerz reicht auch“, flüsterte Fay wie fremdgesteuert, weil ihr plötzlich klar wurde, warum sie nichts an ihm begreifen konnte.

„Du weißt zu viel, Prinzessin.“ Das Lächeln erreichte Joels Augen und zerfiel gleichzeitig in tausend Teile. Er schnippte mit dem Finger gegen eine ihrer Haarsträhnen, dann zündete er sich eine weitere Zigarette an.

„Du kannst bei mir schlafen, wenn es dir dann besser geht“, setzte Fay an, während er sich wegdrehte.

„Darauf kannst du wetten“, erwiderte Joel grinsend, und unter seinem weißen T-Shirt schimmerten weitere tintige Silhouetten, so unvollständig wie seine Worte und brüchig wie die Verbindung zwischen Heim und Schmerz.

Vor dem Haus stand eine dieser altertümlichen Mailboxen, geschrubbt und poliert, sodass sie mit Fays glatter Haut um die Wette schimmerte, als diese einen Stapel Briefe herauszog.

Natalia war fort und in der Küche lag kein Staubkorn. Joel berührte andächtig den Eiswürfelbereiter am Kühlschrank und konnte nicht widerstehen, die monströse Tür zu öffnen. Gleichzeitig ertönte im Hintergrund das Reißen von Papier, und als Joel sich umdrehte, um zu erfahren, warum sie nicht einmal eine Flasche Milch in diesem Kühlschrank lagerten, waren Fay sämtliche ihrer feinen Gesichtszüge entglitten.

„Was gibt’s, Princesa? Wurde die Jahreslieferung an Lebensmitteln eingestellt, die hier reinpasst?“

Fay sah auf und ihr Blick war seltsam entrückt. „Mach die Tür zu“, erwiderte sie abwesend. „Das kostet Strom.“

„Verstehe“, log Joel. „Ein Problem weniger.“

„Redest du immer von Dingen, von denen du keine Ahnung hast?“ Es war völlig offensichtlich, dass Fay der schicke Briefkasten aus der Fassung gebracht haben musste. Ein weiterer Grund, sich besser zu fühlen, nie einen besessen zu haben. Joel wollte nicht streiten. Nicht mit ihr.

„Erklär mir deine Welt, Prinzessin“, forderte er sie auf. „Dann können wir reden.“

„Das hier“, sagte Fay und hielt Joel zwei Seiten bedrucktes Papier entgegen, „sind zwei große Probleme.“ Ihre Hand zitterte.

Beide Briefe waren Zahlungserinnerungen, adressiert an Richard Sundeen. Ein Onlineshop, der Medikamente verkaufte, und ein Hypnotiseur, der drei Sitzungen für jeweils 130 Dollar bezahlt haben wollte.

„Und?“ Joel war ratlos.

„Das sind fast fünfhundert Dollar, von denen ich nichts wusste.“

„Sind es deine Rechnungen?“

„Natürlich nicht!“ Fay schrie beinahe. „Es sind nie meine Rechnungen!“

„Warum machst du Daddys Post auf?“, wollte Joel wissen und fragte sich gleichzeitig, ob diese Frage so dumm war, wie er sich gerade fühlte.

Fay ließ die Zettel sinken und die Lichtpunkte in ihren Augen verblassten. „Wer soll es sonst tun?“

Hatte Joel sich vorhin noch eingebildet, dass es nichts gab, von dem er keine Ahnung hatte, so wurde er jetzt eines Besseren belehrt. Er begriff nicht, warum Fay beim Anblick dieser Mahnungen einem Nervenzusammenbruch viel zu nahe schien. „Weißt du“, setzte er an, und die Worte schmeckten plötzlich wie Glas, sodass Joel aufpassen musste, sich daran nicht die Kehle aufzuschneiden. „Wir hatten auch nie genug Geld. Und gerade hab ich gar keins. Aber auch kein Haus. Und keine Putzfrau. Ich versteh’s nicht.“

Fay faltete die Briefe ordentlich in ihre Ursprungsform und schob sie in den Umschlag zurück. „Ich kann’s dir nicht erklären“, sagte sie leise und sah dabei nicht auf. „Weil ich es auch nicht verstehe.“

„Kann ich dir helfen?“ Selbst wenn er es nicht konnte, Joel wollte.

Fay schüttelte den Kopf. „Gut, dass du da bist“, sagte sie dann, und Joel erinnerte sich wieder. „So kann ich es jemandem erzählen.“

Wollte sie das auch? „Du hast mir nichts erzählt“, stellte Joel fest und Fay lächelte.

„Wir haben gerade einen finanziellen Engpass. Nächsten Monat wird es besser.“

„Verarsch mich doch nicht“, wiederholte er und glaubte ihr trotzdem jedes Wort.

„Ich muss gleich zur Arbeit.“ Fay ignorierte seine Worte und ging in den Flur. „Die kurze Schicht, es dauert nicht lange. Soll ich dich vorher zu Aidan bringen?“

„Nein.“ Joel wünschte, er könnte sich in der Stadt verlaufen und dieses Drehkreuz aus hohlen Phrasen und besseren Zeiten aus den Augen verlieren.

„Ich schreib dir heute Abend, okay?“ Fay schulterte ihre Tasche und sah beinahe flehend zu Joel, der noch immer am Kühlschrank stand und nichts begriff.

„Was mach ich so lange?“, fragte er und beobachtete, wie sich ihr Brustkorb hob und senkte. Als ob Joel sich nicht selbst beschäftigen konnte.

„Was hast du denn ohne mich gemacht?“, fragte Fay zurück.

Joel folgte ihr zur Haustür und der Geruch von Natalias Mittagessen vermischte sich mit Fays Parfüm.

Als er nicht antwortete, weil er längst nicht so gut mit Wahrheit und Lüge jonglieren konnte wie sie, fasste Fay ihn zum Abschied kurz am Arm. „Bis später“, flüsterte sie, küsste ihn auf die linke Wange wie zuvor Natalia, und Joel sah nur noch Sterne. „Genieß die Aussicht.“

„Ich brauch einen Job“, dachte Joel laut, als er eine Stunde später und nach einem drei Meilen langen Umweg durch Sacramentos Villenviertel wieder bei Aidan am Küchentisch saß und kalte Nudeln aß.

„So? Was schwebt dir vor?“ Aidan trug einen ausrangierten Arztkittel und strich eine mannshohe Leinwand neben dem Fernseher mit einem Farbroller blutrot.

„Weiß nicht. Türsteher?“

„Entschuldigung.“ Aidan hustete, dann lachte er so laut, dass die Wände um sie herum erzitterten. „Was noch?“

„Barkeeper.“

„Schon eher.“

„Tätowierer.“

„Bingo!“, rief Aidan seiner Leinwand entgegen. „Fühl dich gesegnet.“

„Danke, Mann.“ Joel lehnte sich zurück und legte seine geschundenen Hände auf den Küchentisch. Hätten die Amateure in Los Angeles’ Hinterhöfen und sein Zellennachbar auf Gang 15 ihre Nadeln nicht nach demselben Glücksspiel ausgewählt, stünde heute Hope statt fear auf seiner linken Hand. Ob Fay die stümperhaften, verblassten Linien abschreckten? Konnte ihr das überhaupt gefallen?

„Hast du das gelernt?“, fragte er unvermittelt in Aidans Richtung.

„Was meinst du, Junge?“

„Das da.“ Joel zeigte auf die Terpentinflaschen und verklebten Pinsel, die auf dem Holzboden verstreut lagen. „Und das.“ Massen an Zeichenblöcken, überquellende Kartons voller Skizzen und Farbspritzer an der Decke.

„Wenn ich dir jetzt verrate, was ich wirklich gelernt habe, teilen wir uns nachher mein Gras? Ich darf nicht zu viel davon rauchen. Asthma.“

In welchem Himmel schlug er als Nächstes auf? „Ich bitte darum“, erwiderte Joel und seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren etwas zu nachdrücklich.

„Erst war ich auf der Uni. Wirtschaftswissenschaften, um Vaters Firma zu übernehmen. Bin rausgeflogen, weil ich dem Professor einmal zu oft in die Suppe gespuckt habe. Große Enttäuschung, Vorwürfe.“ Aidan zeichnete mit dem Farbroller ein unsichtbares Kreuz. „Dann wurde ich ins Lager geschickt, hab als Kurier für drei Dollar die Stunde Briefe ausgefahren. Und dann“, er nahm einen dünnen Pinsel, tauchte ihn in einen der Farbtöpfe und malte einen schwarzen Kreis in das Rot, „hatte ich eine Vision.“

„Wie teuer war die?“ Joel musste grinsen, als Aidan ihm zuzwinkerte.

„Bist vom Fach, was? Ich hab mein Auto verkauft, mein Bett, den Kühlschrank, und fand das.“ Aidan deutete mit dem Kinn zu dem alten Klavier. „Damit hab ich mich an die Straße gesetzt und Chopin, Mozart und Bach gespielt. Einfach so.“

„Ich soll das jetzt glauben, richtig?“

„Glaub mir das, mein Junge! Hätte es damals so etwas wie YouTube gegeben, ich wäre ’ne verdammte Legende.“

„Und jetzt?“

„Jetzt bin ich frei. Ich male, ich spiele, ich komponiere, ich unterrichte. Ich zahle Miete und Steuern. Ich bin glücklich.“

„Verstehe“, kommentierte Joel, obwohl er wieder nichts verstand.

„Tu, was immer dich glücklich macht, hörst du? Versprich mir das.“

Jetzt war Joel derjenige, der lachen musste, so absurd und fremd formten sich diese Worte in der farbverdünnten Zimmerluft. „Ich hab nicht mal ’n Schulabschluss“, sagte er dann leiser und wollte sich im selben Moment die Zunge zerkauen. „Erzähl das nicht Fay. Bitte.“

Aidan seufzte theatralisch, verharrte sekundenlang auf einem Bein und zog schließlich den Kittel aus. „So.“ Er ging zum Kühlschrank und holte eine volle Flasche Whiskey heraus. „Dieser denkwürdige Moment, wenn man den teuren Fusel öffnen darf.“

Als Joel auf das halb volle Glas vor sich starrte und Aidan wissen wollte, was er statt Hausaufgaben und Schulsport gemacht habe, spürte er, wie sein Innerstes zusammensackte.

Sein wütender Trotz gegen sich selbst machte ihn müde. Diese Stadt war Geschichte, sobald sie erfuhr, wer sich hier eingenistet hatte.

„Nur Scheiße“, beantwortete er Aidans Frage, um nicht in irgendein Detail gehen zu müssen, das ihn von hier fortjagte. „Nichts Sinnvolles. Nichts, was Fay gut finden würde.“

„Ist das wichtig?“ Aidan biss sich fest.

„Ich hab hier sonst niemanden.“

„Ich bin gekränkt.“

Sie nahmen gleichzeitig einen Schluck.

„Nimm’s nicht persönlich“, setzte Joel versöhnlich an. „Aber da kannst du nicht mithalten.“

„Oh, ich verstehe das. Wirklich.“ Aidan rührte mit einem Zahnstocher in seinem Whiskey herum. „So ein kluges, hübsches Mädchen. Wer würde das nicht toll finden?“

„Und deswegen sagst du ihr nichts.“

„Sie wird’s schon selbst rausfinden. Versprochen.“

„Bis dahin hab ich irgendeinen Job.“

„Oder eine Vision“, warf Aidan ein und trank sein Glas leer. „Fay arbeitet in einem Café oder so was Ähnlichem. Verkauft Kuchen. Frag sie mal, sie kann sicher ein gutes Wort für dich einlegen.“

Joel schüttelte nur den Kopf, um die Vorstellung zu verscheuchen, ihr dermaßen nahe zu kommen. Von den harten Drogen hatte er seit jeher die Finger gelassen.

Um halb neun am Abend ging eine SMS auf seinem Mobiltelefon ein, die ihm erzählte, dass Fay jetzt zu Hause wäre und sich für ihren Ausbruch heute Mittag entschuldigte. Das Display flackerte unter dem Einfluss von Marihuana und zwei Gläsern Whiskey wie ein beruhigendes Nachtlicht.

Joel fragte zurück, ob Daddy seine Rechnungen mittlerweile bezahlt hatte, und hoffte auf eine dieser Visionen, die Aidan gerade im Wohnraum in sein Klavier hämmerte.

Ich spreche morgen mit ihm. Gehe jetzt schlafen, muss morgen früh einspringen.

Viel Erfolg, Prinzessin.

Danke. Wieder ein Smiley, den Joel nicht entziffern konnte. Seine Prepaidkarte war beinahe leer.

Weißt du was?, schrieb er dann und erinnerte sich wieder daran, dass Cannabis gegen Schlafstörungen wirkte. Er streckte sich auf der harten Matratze aus und horchte auf seinen gedämpften Herzschlag.

Vieles. Lachender Smiley, riet Joel. Was denn, Honey?

Ich such mir morgen einen Job. Dann kriegst du deine Kippen zurück.

Nur deswegen? Versuch’s noch mal.

Joel taten die Mundwinkel weh, als er lächelte.

Dann lad ich dich ein.

Auf ein Date? :) Endlich ein Symbol, das er lesen konnte. Ob sich in Fay gerade auch alles zusammenkrampfte, nur weil sie ihn anlächelte?

Auf zehn Dates.

Mercy Me

Подняться наверх