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Kapitel 9

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Adrian fuhr die ihm so vertrauten Straßen zurück zu seinem Schloss.

Er hatte alles getan, was er tun konnte. Jetzt lag es an ihr. All die Jahre über hatte er davon geträumt, sie bei sich zu haben. Jetzt hatte er sie eben nach Hause gefahren.

Er wusste, dass da etwas zwischen ihm und ihr war und er wusste auch, dass sie es gespürt hatte.

Sie hatte Angst und war verwirrt. Die nächsten Tage oder Wochen würden zeigen, ob sie sich für ihn entscheiden würde. Adrian hasste es auf etwas zu warten. Dieser Zustand der Stagnation machte ihn ganz verrückt. Der Anblick seines Schlosses, wie es langsam immer näherkam, beruhigte ihn etwas.

Er parkte seinen Wagen einfach vor der Eingangstüre und machte sich nicht die Mühe, ihn in die Garage zu fahren. Jetzt würde nur noch Brandy helfen, den er im Kaminzimmer einnehmen wollte.

Ein vertrauter Geruch, ließ ihn innehalten.

Das konnte nicht sein, wie hatte er ihn hier gefunden? Wie war das möglich?

Adrian hatte das Land verlassen und seine Identität geändert. Kein Detektiv der Welt, hätte all die Verstrickungen entschlüsseln können, mit denen er seinen Weg hierher geebnet hatte.

Nachdem sich sein Herzschlag wieder etwas beruhigt hatte, ging Adrian die Treppenstufen hoch und betrat Marble Halls.

Er war hier.

Adrian folgte instinktiv der Spur, die er gewählt hatte. Die Spur endete im Speisesaal. Dort angekommen blickte er in ein ihm so vertrautes Gesicht. Sein unangekündigter Besucher saß lässig auf einem der Stühle und sah ihn an. Einige Sekunden lang schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Nichts bewegte sich mehr. Kein einziger Lufthauch war zu spüren und alle Vögel draußen waren verstummt.

Dann vernahm Adrian, das erste Mal seit so vielen Jahren, diese so alt bekannte Stimme.

„Ein hübsches Heim hast du hier. Hätte ich mir gleich denken können. Der einsame Adrian verkriecht sich in einem Schloss in Schottland.“

Doran stieß einen Laut aus, der seine Verachtung nur überdeutlich widerspiegelte.

Seine schwarzen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug einen langen Ledermantel in einem verwaschenem Braunton.

Adrian bekam eine Gänsehaut, als er seine Stimme vernahm. Doran sprach sehr tief und langsam.

Eine Welle der Vertrautheit überkam Adrian und er fühlte Abneigung gleichermaßen mit einer starken Anziehungskraft. Doran verkörperte so etwas wie einen Vater für ihn. Doch die Zeiten hatten sich geändert.

„Wie hast du mich hier gefunden?“.

Doran stand langsam auf und trat einige Schritte auf Adrian zu. Er trug einen Vollbart, der so schwarz wie seine Haare war.

„Ich kenne dich. Ich kenne dich sogar besser als du dich selbst zu kennen glaubst. Ich weiß seit vielen Jahren, wo du bist, doch ich ließ dich machen. Ich hoffte darauf, dass du zur Vernunft kommst und einsiehst, dass du nicht ohne uns existieren kannst. Um dich herum stirbt alles, nur du bleibst bestehen. Wie viel Einsamkeit kann man ertragen bevor man daran zugrunde geht?“.

Adrian kam es so vor, als hätte er Doran erst gestern gesehen. Als wären keine Jahre vergangen. Doch er konnte Doran nicht mehr vertrauen. Es war zu viel geschehen.

„Ich bin nicht wie ihr. Ich bin kein Barbar, der sich am Leid der Menschen erfreut. Ich weiß Besseres mit meiner Zeit hier auf Erden anzufangen.“

Doran lachte laut auf und ging einen weiteren Schritt auf Adrian zu.

„Und was genau machst du hier? Du hockst in diesem Schloss und lässt dich von deinen menschlichen Bediensteten bekochen und umsorgen. Wie erbärmlich bist du geworden?“.

Adrian trat instinktiv einen Schritt zurück, er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen ihm und Doran aufbauen. Was sollte das? Wieso kam Doran hierher, nach all den Jahren, in denen er offensichtlich schon wusste, wo Adrian war? Wieso jetzt?

„Wieso kommst du jetzt? Was willst du von mir?“.

Doran antwortete ihm nicht direkt. Er blickte ihn abschätzend an. Früher konnte Adrian alles in Dorans Blicken lesen, doch jetzt waren sie für ihn wie unergründliche Mysterien.

„Du bist nicht besser als wir. Du hältst hier einen Menschen gefangen. Gegen seinen Willen.“

Adrian sog erschrocken die Luft ein. Was wusste Doran noch alles? Hatte er ihn beobachtet?

„Du hast keine Ahnung, Doran. Ich halte niemanden gefangen. Ich habe sie eben nach Hause gefahren. Ich musste sie kennenlernen. Das verstehst du nicht.“

Adrian wusste selbst, dass seine Worte wenig überzeugend klangen und nur dazu dienten, sich selbst zu beruhigen. Im Grunde war es ihm egal, was Doran von ihm hielt. Für Doran zählten Menschen genauso wenig wie für den Rest der ganzen Gemeinschaft.

„Oh, ich verstehe das durchaus. Du bist einsam. Du sehnst dich nach einer Partnerin. Doch ich bin hier, um dich zu warnen. Tue nichts, was du bereust. Wenn du sie zu einer von uns machst, verstößt du gegen das Gesetz. Es ist dir nicht erlaubt, jemanden auf unsere Seite zu ziehen. Du bist ein Verstoßener. Komm zurück und befreie dich von deiner Schuld. Stelle dich und nehme die Strafe auf dich.“

Adrian schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.

Natürlich hatte er darüber nachgedacht, mit Amelie alt werden zu können. Er wusste, dass es nicht einfach werden würde. Doch er würde für ein paar Jahre des Glücks mit ihr allen Schmerz der Welt auf sich nehmen.

„Ich habe nicht vor, sie zu verändern. Ich möchte zu ihren Lebzeiten mit ihr zusammen sein. Das ist mir mehr wert als alles andere.“

Doran trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Was bist du nur für ein Masochist. Wieso willst du dir diesen Schmerz antun? Du wirst zusehen, wie sie langsam vergeht. Wie sie stirbt. Damit schaufelst du dir selbst dein Grab.“

In den all den Jahren hatte Adrian niemals erlebt, dass Doran verliebt gewesen war.

Er konnte es also gar nicht verstehen.

„Doran, entweder du verpfeifst mich und sie werden mich holen kommen, oder du lässt mich einfach in Ruhe. So oder so, verschwinde aus meinem Haus. Ich will so leben, wie ich es für richtig halte und ich verstoße dabei gegen keine Regeln.“

Doran schmunzelte und ging hinüber zum Fenster. Er sah einige Zeit nach draußen und wirkte auf einmal so verloren in diesem großen Raum. Adrian taten seine Worte leid, doch er meinte es so. Er hatte einfach keine Lust mehr sich Gesetzen zu unterwerfen, hinter denen er nicht stehen konnte. Hinter denen er sich selbst verlor.

„Ich würde dich niemals verraten. Du bist wie der Sohn, den ich niemals hatte. Doch auch du darfst nicht machen was du willst. Daran werde ich dich erinnern, immer.

Dann geh zu deinem Mädchen, wenn du das willst. Lebe mit ihr bis sie alt und runzelig ist und du immer noch derselbe wie jetzt. Tue nichts, was sie gegen dich aufbringen könnte. Die Ältesten werden dich töten, wenn du sie zu einer von uns machst.“

Der Spott und die Verachtung waren aus Dorans Stimme gewichen. Er klang ehrlich besorgt. Doch Adrian wusste auf welcher Seite Doran stand und durfte ihm nicht vertrauen.

„Sie werden es nicht erfahren, wenn du es ihnen nicht verrätst. Ich habe nicht vor, sie dem ganzen auszusetzen. Zu riskieren, dass sie so leben muss, wie ich es lange Zeit musste.“

Doran redete so selbstgefällig daher, als wüsste er alles besser. Doch er unterwarf sich den Ältesten. Besuchte diese Veranstaltungen, bei denen mittelalterliche Rituale durchgeführt wurden. Tat, ebenso wie die anderen, als wäre er den Menschen weit überlegen. Adrian empfand nicht so. Er schätzte die Menschen. Sie lebten, ebenso wie er, auf diesem

Planeten.

„Es ist ein gefährliches Spiel, das du da treibst. Sie könnten dich jederzeit finden. Durch einen Zufall, oder sie stoßen auf die richtige Fährte. Doch von mir erfahren sie nichts. Wenn du jedoch unvorsichtig bist, kann ich dich nicht beschützen. Ich kann dich nur warnen.“

Adrian nickte Doran zu.

„Gut, du hast mich gewarnt. Ich denke du findest selbst hinaus.“

Doran sah Adrian noch einige Zeit lang an.

Schließlich nickte er ihm ebenfalls zu und ging.

Er ließ Adrian mit seinen Sorgen und Ängsten, die eben noch um einiges größer geworden waren, allein.

Amelie

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