Читать книгу Amelie - Nini Schlicht - Страница 9

Kapitel 4

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Adrian schritt langsam die Flure seines Schlosses entlang.

Er seufzte tief und fühlte sich so schwer. Irgendwie schuldig und wehmütig.

Er hätte sie einfach nach Hause bringen sollen und nicht hierher, auf sein Schloss in ein Zimmer eingesperrt. Das alles hätte ganz anders ablaufen sollen. Sie hatte Angst und wollte hier weg. Doch als er sie auf seinen Armen getragen hatte, das allererste Mal, waren seine Gefühle mit ihm durchgegangen. Jetzt war er allerdings in der Situation ihr erklären zu müssen, warum er ihr nachgeschlichen war. Letztendlich war das ihre Rettung gewesen. Er war ihr unbemerkt in den Wald gefolgt und hatte jeden ihrer Schritte beobachtet. Sie hatte nachdenklich und irgendwie traurig gewirkt und er hatte sich Sorgen gemacht. Dann erschien dieser ekelhafte Kerl. Amelie hatte ihn nicht bemerkt. Ein großer, ungewaschener Kerl mit Vollbart und zerrissenem Hemd. Adrian hatte gesehen, wie er ein Tuch mit einer Flüssigkeit tränkte und sich dann an Amelie heranschlich. Er packte sie und drückte ihr das Tuch auf den Mund. Es war sehr lange her gewesen, dass Adrian das letzte Mal solch eine Wut verspürt hatte. In seinem Magen hatte sich alles zusammengekrampft und er war tobsüchtig losgestürmt. Adrian hatte sich auf den Kerl gestürzt und ihn so lange verdroschen, bis er regungslos liegen geblieben war. Amelie war bereits bewusstlos gewesen. Ganz vorsichtig hatte er sie in seine Arme genommen. In diesem Moment hätte er sich dazu entschließen müssen, sie nach Hause oder in ein Krankenhaus zu bringen. Doch er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er hatte so unendlich lange gewartet. So lange, dass diese Leere die ihn umfasste, ihn beinahe verschlungen hätte. Doch jetzt hielt er sie in seinen Armen und er konnte sie nicht fortbringen. Also hatte er sie mitgenommen. Wie sollte er es ihr erklären? Sie hatte womöglich schreckliche Angst vor ihm. Sie, der einzige Mensch auf dieser Erde für den er einfach alles tun würde. Er würde für sie sterben. Doch wie sollte sie das wissen? Adrian raufte sich die Haare und versuchte sich zu beruhigen.

Amelie war in diesem Moment hier in seinem Schloss. Er konnte es immer noch nicht fassen. Er hatte noch lange an dem Bett, in das er sie gelegt hatte, gesessen und sie beobachtet. Ihr nach all der Zeit so nahe zu sein erfüllte ihn mit einer derartigen Euphorie, dass er ganz offensichtlich vollkommen durchgedreht war. Sie dachte bestimmt daran zu fliehen. Doch er wusste zu jeder Zeit wo sie sich befand. Bevor sie auch nur daran denken konnte, aus einer der Ausgangstüren zu treten, würde er bereits neben ihr stehen. Doch was dann? Wenn sie gehen wollte, würde er sie aufhalten können? Würde er sie zwingen können bei ihm zu bleiben? Er musste ihr Vertrauen gewinnen, doch dazu musste er ihr die Wahrheit sagen. Adrian fühlte sich mit einem Mal so unendlich müde. Er hatte sich das alles anders vorgestellt. Er hatte gedacht, dass sie ebenso fühlen würde wie er, sobald sie ihm das erste Mal in die Augen gesehen hatte. Doch das tat sie nicht. Oder wenn doch, dann verbarg sie es vor ihm. Er hatte ihren wilden Herzschlag überlaut hören können und ihre geweiteten Pupillen brannten sich tief in seine Augen. Jetzt blieb ihm nichts Anderes mehr übrig, als ihr zu zeigen, wer er war und ihr zu erklären, wieso sie hier war. Würde er es noch einmal schaffen, die Türen zu ihrem Gemach hinter ihr abzuschließen? Eher würde er die ganze Nacht wach liegen und ihr beim Schlafen zuhören oder bei einem Fluchtversuch, wenn sie ihn wagen sollte. Dann konnte er nichts Anderes tun als zu ihr zu treten und sie zu bitten, bei ihm zu bleiben.

Amelie

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