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Die Idee

Mittags oder abends am Tisch sitzen. Essen, trinken, reden. Erzählen, was am Tag gewesen ist. Oft sind das die einzigen Zeiten am Tag, in denen man sich als Familie trifft, mit Freunden oder Kollegen.

Von Jesus sind jede Menge solcher Tischgeschichten überliefert. Sein Leben und seine Botschaft waren eingebettet in den normalen Alltag. Oft saß er gerade mit Freunden oder Kritikern zu Tisch und dann geschah etwas Unvermutetes: Jemand kam heran, einer stellte eine Frage, einer forderte ihn heraus.

Ziel dieses Andachtsbuches ist es, die Bibel ins Gespräch zu bringen und in den Alltag zu holen. Dorthin, wo wir uns treffen. Uns austauschen.

Von Martin Luther sind sogenannte Tischreden überliefert. Im Hause Luthers wurde beim Essen viel geredet. Über Aktuelles, Theologisches, über Philosophie und die wichtigen Streitfragen der damaligen Zeit. Oft waren Freunde oder Kollegen eingeladen. Irgendwann fingen diese an, Stichworte zu notieren. Sätze Luthers, einfach so dahingesagt auf seine unnachahmliche Weise, ein einzigartiges Zusammentreffen theologischer Fachdiskussionen und Alltagsthemen.

Ich möchte diese kostbare Tradition Luthers aufgreifen. Mitschreiben, was bei Tisch oder anderswo gesprochen und erlebt wird und so die Bibel aus dem Bücherschrank hinein ins Leben holen.

Die Bibel ist ein Lebens-Buch. Sie will uns mit hineinnehmen in ihre Worträume und mit uns über unser eigenes Leben ins Gespräch kommen. Sie lädt uns ein, selbst zu einem Teil der Geschichte Gottes zu werden. Das ist für viele von uns ungewohnt. Wir reden lieber über andere, als selbst ins Spiel zu kommen. Wer aber die Bibel nicht als ein Lesebuch über sein eigenes Leben begreift, wird die Geschichten nie in ihrer Tiefendimension erfassen können.

Den biblischen Geschichten stelle ich Alltagsgeschichten gegenüber. Manchmal sind die Zusammenhänge offensichtlich, manchmal erst auf den zweiten Blick. Durch dieses Zusammenspiel möchte ich eine existentielle Bedeutungsebene der Geschichten freilegen, die auch heute und hier und jetzt eine Relevanz haben könnte.

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass alle wesentlichen Lebensthemen, die uns Menschen im 21. Jahrhundert bewegen, Gott nicht fremd sind. Mehr noch – dass sie schon in den zum Teil über 2500 Jahre alten Texten wiederzufinden sind. Die Frage nach dem Leid, nach Glück, nach dem, wie ich als Familie erfüllt leben kann, die Suche nach Liebe, all das und viel mehr finde ich in biblischen Geschichten.

Natürlich ist klar: Die Bibel erzählt Geschichten von Menschen, die zu einer anderen Zeit, in einer anderen Kultur gelebt haben als wir im Westeuropa des 21. Jahrhunderts. Aber zu vermuten, dass es heute keine Geschichten mehr zu erzählen gäbe, die sich zwischen Gott und uns ereignen, und es somit nicht gestattet wäre, sich die biblischen Geschichten zu eigen zu machen, sie weiterzuschreiben, wäre anmaßend. Die Geschichte Gottes mit uns Menschen geht auch nach tausenden Jahren weiter, die Themen bleiben die gleichen. Es geht um Liebe, Eifersucht, Sehnsucht nach Gerechtigkeit, um einen unstillbaren Durst nach Wahrheit. Solche heutigen Geschichten möchte ich erzählen, angelehnt an die biblischen Geschichten. Die Themen bleiben die gleichen, allein die Sprache und die Bilder sind heute andere. Dem möchte ich Rechnung tragen und dadurch hoffentlich anderen Menschen Mut machen, ihre ganz eigenen Geschichten aufzuspüren und in die große Geschichte Gottes mit uns Menschen einzutragen.

Aufbau des Buches

Für jede Woche im Jahr gibt es eine Andacht: eine Bibelgeschichte oder auch nur ein Bibelwort, eine selbst erlebte oder mitprotokollierte Geschichte und ein Gedicht, ein Gebet zum Nachklingen. Dabei beruhen alle Geschichten auf eigenen Erlebnissen und Begegnungen. Rückschlüsse auf konkrete Personen und Situationen sind jedoch nicht möglich.

Die biblische Botschaft kommt mit unserer heutigen Lebenswelt ins Gespräch. Ein Gespräch, wenn es gut verläuft, ist offen. Es verläuft manchmal anders, als man es gedacht hätte. Es stellt Fragen, auf die man selbst nie gekommen wäre. Und ziemlich oft gibt es auch keine eindeutigen Antworten, auf die sich alle Gesprächsteilnehmer einigen können.

Genauso soll es in diesem Buch sein. Die Bibelgeschichten eröffnen einen Gesprächsraum, in den ich meine Spur eintrage. Und wenn es gut läuft, dann kommen viele weitere Spuren dazu. Tischgeschichten. Dem Körper und dem Geist wohltun und frisch gestärkt weitergehen.

Reich gedeckt

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