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Anforderungen und Fähigkeiten

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In der schriftlichen Prüfung werden Sie Leistungen in drei sogenannten Anforderungsbereichen erbringen.

 Reproduktion: Im Anforderungsbereich I geben Sie das wieder, was Sie im Kopf haben, weil sie es im Unterricht und zu Hause gelernt haben (sollten), also Ihr Wissen zu Literatur, Sprache und Medien. Zum Beispiel müssen Sie wissen, was die Merkmale des Expressionismus sind, wie ein Sonett aufgebaut ist und was eine Antithese ist. Hierüber erfahren Sie in den Kapiteln 3 bis 18 des Buches alles Wichtige.

 Transfer: Was Sie im Kopf haben, sollten Sie natürlich auch anwenden können. Deshalb wählen Sie im Anforderungsbereich II selbstständig bekannte und gelernte Sachverhalte aus und ordnen sie in den Zusammenhang ein beziehungsweise erläutern sie passend. In anderen Worten: Sie übertragen selbstständig das Gelernte je nach Aufgabenstellung auf vergleichbare neue Zusammenhänge und Sachverhalte. Auf diesem Bereich liegt der Schwerpunkt der schriftlichen Prüfung. Sie müssen also zum Beispiel erkennen können, dass ein Gedicht ein Sonett ist, dass es eine oder mehrere Antithesen besitzt und welche expressionistischen Merkmale es aufweist.

 Reflexion und Problemlösung: Wie im privaten Leben auch wird im Anforderungsbereich III verlangt, dass Sie selbstständig zu kreativen Lösungen, Deutungen, Folgerungen, Begründungen und Wertungen gelangen. Zum Beispiel müssen Sie die Wirkung des expressionistischen Gedichtes beschreiben und die Intention des Verfassers erläutern und mit Textbelegen begründen.

Die oben genannten drei Anforderungsbereiche gehen aus den Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife hervor. Die Bildungsstandards wurden im Jahr 2012 von der Kultusministerkonferenz für alle Bundesländer beschlossen.

Wenn Sie sich die Mühe machen wollen, diese nachzulesen, können Sie dies unter folgender Adresse im Internet tun:

https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_10_18-Bildungsstandards-Deutsch-Abi.pdf

Die schriftliche Prüfung besteht in den meisten Fällen aus ein bis zwei, in wenigen Bundesländern (HA, HE, RP, SL) auch mitunter aus drei Teilaufgaben, die mit den Buchstaben A und B (beziehungsweise auch C) voneinander getrennt werden. Wie diese Teilaufgaben vom Korrektor in etwa gewichtet werden sollen, wird durch Prozentangaben (meist: 80:20 oder 70:30 oder 60:40) angegeben. In vielen Bundesländern (außer BB, BY, BW, SH und TH) haben Sie sich zu Beginn der Oberstufe im Fach Deutsch für einen Grundkurs (auch: Deutsch mit grundlegendem Anspruchsniveau) oder Leistungskurs (auch: Deutsch mit erhöhtem Anspruchsniveau) entschieden, wobei sich die gestellten Aufgaben aber nicht grundsätzlich in ihrer Art und Formulierung, sondern nur graduell (also im Schwierigkeitsgrad) unterscheiden. Um die gestellten Aufgaben zu bewältigen, werden von Ihnen zwei Fähigkeiten (Kompetenzen) erwartet:

1 Sie lesen, verstehen und erschließen sich verschiedene Arten von literarischen (fiktionalen) oder sachlichen (pragmatischen oder nicht-fiktionalen) Texten.

2 Sie schreiben auf die Aufgaben bezogen logisch zusammenhängende, sprachlich und stilistisch möglichst korrekte und verständliche sowie gegebenenfalls auf einen bestimmten Adressatenkreis bezogene, informative, erörternde oder gestaltende Texte, zum Beispiel Interpretationen, Erörterungen, Vorträge.

Jede Aufgabe im schriftlichen Abitur enthält eine konkrete Arbeitsanweisung. Diese sogenannten »Operatoren« werden durch auf die jeweiligen Texte oder Materialien bezogene Zusätze (Beispiel: »im Hinblick auf …«, »unter Berücksichtigung von …«) noch ergänzt. Wenn Sie wissen, was mit den einzelnen Operatoren genau von Ihnen verlangt wird, und Sie sich beim Schreiben daran halten, kann es nicht passieren, dass Sie völlig an einer Aufgabenstellung vorbei schreiben. Also keine Angst vor der berüchtigten »Themaverfehlung«!

 »Erschließen«, »Analysieren« oder »Interpretieren« verlangt, dass Sie Inhalt, Form und Sprache eines Textes untersuchen, Ihre Erkenntnisse begründen sowie durch Textstellen belegen und zu einer schlüssigen Gesamtdeutung gelangen, die Sie auch als Deutungshypothese an den Beginn Ihrer Interpretation stellen können.

 »Begründen« oder »Zeigen« bedeutet, dass Sie Ihre Ergebnisse durch Werturteile absichern und durch Belege, Beispiele und Zitate veranschaulichen.

 »Beschreiben« fordert Sie auf, Personen, Sachverhalte oder Vorgänge genau und sachlich und ohne Wertung darzustellen.

 »Zusammenfassen« verlangt, dass Sie wesentliche Aussagen oder Thesen eines Textes in eigenen Worten wiedergeben.

 »Wiedergeben« bedeutet, dass Sie einen komplexen Zusammenhang inhaltlich nah am Text, aber sprachlich mit eigenen Worten nachvollziehen.

 »Beurteilen« meint, dass Sie zum Beispiel einen Sachverhalt, eine Aussage, einen ganzen Text oder eine Figur aus einem Text mit Bezug auf Fachwissen und mit von Ihnen erarbeiteten Kriterien selbstständig einschätzen und zu einem begründeten Urteil kommen.

 »Charakterisieren« heißt, dass Sie das Wesen und die Eigenart einer literarischen Figur beschreiben.

 »Darstellen« oder »Aufzeigen« ist eine Aufforderung, Inhalte, Probleme oder Sachverhalte zusammenhängend zu formulieren.

 »Diskutieren« oder »Erörtern« verlangt von Ihnen, dass Sie – meist auf der Grundlage eines Textes oder vorgegebener von Ihnen ausgewerteter Materialien – verschiedene Positionen und Argumente zu einer Frage oder einem Problem abwägen (in Form von These und Antithese) und aus Ihren Überlegungen eine Schlussfolgerung (als Synthese oder Fazit) ziehen.

 »Erläutern« bedeutet, dass Sie Materialien, Sachverhalte, Zusammenhänge, Thesen in einen nachvollziehbaren Begründungszusammenhang stellen und mit zusätzlichen Informationen ergänzen und mit Beispielen aus Ihrem Erfahrungsbereich veranschaulichen.

 »Kritisch Stellung nehmen« oder »Sich auseinandersetzen mit« oder »Überprüfen« fordert Sie auf, zu einem Problem, einem Text, einer Aussage eines Textes oder einem Sachverhalt aufgrund Ihrer fachlichen Kenntnisse und/oder kritischen Hinterfragung Ihre Meinung begründend darzulegen.

 »Verfassen« meint, dass Sie auf der Grundlage eines Textes oder von Materialien einen Sachverhalt eventuell unter Berücksichtigung der Adressatengruppe in einem informierenden und/oder argumentierenden Text formulieren.

 »Vergleichen« oder »Vergleichend aufzeigen/untersuchen/darlegen« ist eine Umschreibung dafür, dass Sie nach vorgegebenen oder selbst gewählten Gesichtspunkten Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen zwei Werken oder Positionen herausarbeiten.

 »Gestalten« steht dafür, dass Sie in Bezug auf einen vorgegebenen Text entsprechend einem konkreten Arbeitsauftrag einen eigenen Text verfassen.

Eine hilfreiche und noch umfangreichere Liste aller Operatoren für das Fach Deutsch finden Sie auch im Internet unter folgender Adresse:

https://www.iqb.hu-berlin.de/abitur/dokumente/deutsch.

Abitur Deutsch für Dummies

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