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Doppelt „on“ und doppelt überfordert

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Vom gegenseitigen Entlausen bis zum Selfie-Duckface ist viel geschehen. Früher bekritzelte man Höhlenwände, rollte Pergament aus, heute scrollt man über Websites, als wären sie digitales Pergament. Inzwischen hat man auch Zeichnungen von Leonardo da Vinci ins All geschickt, mit der Raumsonde „Pioneer 1“ in den 1970er-Jahren, genauso wie „Johnny B. Good“ von Chuck Berry auf goldener Schallplatte mit Voyager I., ein Give-away an Außerirdische, in der Hoffnung, dass sie ähnlich kontaktfreudig sind wie wir selbst. Man hat Esperanto erfunden und Englisch zum wirklichen Esperanto gemacht. Heute posten wir Nachrichten auf virtuelle Pinnwände, führen Gespräche schriftlich, dafür in Sprechblasen, damit es auch ein wenig mündlicher wirkt. Wir klopfen anderen auf die Schulter, indem wir auf Knöpfe drücken, die „Buttons“ heißen, aber trotzdem keine sind. Und all das, damit wir auch zum Geburtstag gratulieren können, ohne dass wir gleich einen Smalltalk-Looping dranhängen müssen. Was für Möglichkeiten! Befreundet sein, ohne sich getroffen zu haben, ein ganzes Jahr! Allen gleichzeitig zeigen, wer man ist, und nicht erst mühsam einem nach dem anderen, bis es alle kapiert haben. Yeah. Alle können es gleichzeitig erfahren, wie viel Spaß man hat. Und dass der Regionalzug wieder Verspätung hat, kann man zur internationalen öffentlichen Angelegenheit machen. Danke. Aber: Das alles kostet auch Energie. Schon die ersten zwei Kanäle, der angeborene und der erlernte, haben uns bis zum Abend müde gemacht. Und jetzt sind wir „always on“, aber dafür doppelt. Weil dem Menschen die eine Antenne nicht genug war, die eingebaute, die alles registriert, was man zum Überleben braucht. Nein, es musste auch die andere Antenne sein, die ausgelagerte, zugekaufte. Für alles, was man nicht zum Überleben braucht. Oder vielleicht auch gar nicht braucht.

Wir reden, noch

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