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a) Die Anfänge

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Die seit der Entdeckung der „Rotverschiebung“ des Lichtes festgestellte Expansion des Kosmos legte den Gedanken nahe, dass der Anfang dieser Bewegung in einem relativ kleinen Raum durch eine Art von übergewaltiger „Explosion“ begonnen habe. Ein „Urknall“ (englisch: big bang) in einem Raumvolumen (nahe) Null wird heute von den meisten Wissenschaftlern als Anfang des Kosmos (vor 10–15 Milliarden Jahren) angenommen. Man kann ihn sich vorstellen als einen „Anfangszustand von chaotischem, ungeordnetem Charakter. […] Die heutige Kosmologie steht daher vor einem Rätsel, wie aus diesem Zustand […] sich ein Zustand höherer Ordnung gebildet haben kann, der eine ausgesprochene Struktur aufweist, nämlich die Zusammenballung von Materie und Energie zu Galaxien.“16

Diese Vorstellung wird durch neuere Forschungsergebnisse in Frage gestellt. So wartet der Potsdamer Astrophysiker Martin Bojowald mit einer höchst phantastischen Theorie auf. Er meint, dass unser Universum bereits vor dem Urknall existiert habe, und zwar als inverse, als umgekehrte Kopie seiner selbst, sozusagen als „Spiegeluniversum“ in einer umgestülpten Zeitdimension, ähnlich etwa einem pulsierenden Weltall, das sich ausdehnt und wieder zusammenzieht. Bojowald sieht im Urknall nur eine Übergangsphase. Was im Einzelnen davor passierte, bleibt unklar. Sicher ist für ihn nur, dass der „Big Bang“ nicht den Beginn von allem markiert.17

Andere Astrophysiker wie Arnold Benz gehen nicht so weit. Sie gehen von der Beobachtung aus, dass zurzeit ungefähr eine Trillion (1018) Sterne am Entstehen ist. Dieses Entstehen dauert bei einem Stern mittlerer Größe etwa eine Million Jahre. „Demnach werden im Universum rund 30.000 Sterne pro Sekunde geboren und vielleicht ebenso viele Planeten. Bei der Entstehung des Universums sollte man daher nicht nur vom Urknall reden. Keines der Dinge im heutigen Universum ist im Urknall entstanden. Selbst die Materie, die chemischen Elemente, alle Galaxien, und natürlich Sonne, Planeten und Lebewesen haben sich erst im Laufe der 13,7 Milliarden Jahre seit dem Urknall gebildet.“18

Das Entstehen von Sternen liefert exemplarische Hinweise auf das Werden von etwas Neuem im Universum. Kein Astronom zweifelt daran, dass auch heute noch in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess Sterne entstehen. Die Entwicklung verläuft nicht geradlinig, weil äußere Einflüsse wie Nachbarsterne, Sternwinde oder Ultraviolett-Bestrahlung den Vorgang stören können. Wie Planeten von der Größe der Erde wachsen und welche Zeit sie dafür genau benötigen, ist daher nicht bekannt. Wahrscheinlich stören sie sich beim Entstehen in ihren Bahnen, werden abgelenkt, prallen aufeinander, versinken wieder in ihrem Ausgangsstern oder werden ganz aus dem Planetensystem hinaus geworfen. „Die vielen Vorgänge machen es äußerst schwierig, im Detail zu verstehen, wie das Sonnensystem entstand. Selbst wenn wir eines Tages einmal alle einzelnen Vorgänge kennen, bliebe ihr Zusammenspiel ein Rätsel.“19

Das Universum als Ganzes hat sich seit dem Urknall deutlich verändert. Vieles ist entstanden, hat sich entwickelt und ist wieder zerfallen. Und noch immer bildet sich völlig Neues. Aber alles, was sich gebildet hat, wird auch vergehen. „In Billionen von Jahren wird im ganzen Sonnensystem Weltraumkälte herrschen. Sonne, Erde und vielleicht auch das Leben werden ein Ende haben. Die kosmische Entwicklung weckt nicht nur Staunen, sie kann auch erschrecken.“20

Es ist auffällig, welche Rolle der „Zufall“ in der gesamten Evolution spielt. Konrad Lorenz bezeichnete daher Zufall und Selektion als die „beiden Konstrukteure“ der Evolution. Der Zufall ist zu einer der großen Erklärungskategorien der Naturwissenschaft geworden. „Zufall“ wird verstanden als das „Zusammentreffen vieler voneinander unabhängiger Ereignisketten, die zur Bildung jener organischen Substanzen führte, ohne die das Leben vermutlich nicht entstanden wäre. […] Zufälle sind Ereignisse ohne Zielursache, ohne Teleologie.“21

Dennoch verlaufen bei einem zufälligen Zusammentreffen verschiedener Wirkursachen die daraus möglicherweise resultierenden chemischen, physikalischen oder biologischen Prozesse ihrerseits nicht „zufällig“, sondern durchaus gesetzmäßig ab – und zwar unumkehrbar. Man kann das beim Würfeln beobachten. Wer 1000 Mal würfelt und alle gewürfelten Zahlen zusammenzählt, erhält als Ergebnis 3500 (± 2 %). Bei vielen Würfen befolgt der Zufall ein statistisches Durchschnittsgesetz. Völlig willkürlichen „Zufall“ gibt es nur bei einem einzigen Wurf. Der „Zufall“ lässt sich als Wahrscheinlichkeitsprozess formulieren und mathematisch beschreiben. Die Vorgänge, die scheinbar „zufällig“ und chaotisch zu Neuem im Universum führen, befolgen eine strenge Gesetzmäßigkeit.

Dabei herrscht in der Natur ein eigenartiges „Streben“ danach, Ordnung zu schaffen und aus zunächst kleinen Elementarteilchen über viele Entwicklungsstufen hinweg immer komplexere Strukturen und Muster zu bilden. „Das Musterwachstum ist das Grundprinzip aller Evolution.“22 Es kann Jahrmillionen dauern, bis diese (wenn auch manchmal nur vorläufige) Ordnung erreicht ist: Für jede in unserer Zeit lebende Art hat es in der Vergangenheit „Vorläufer“ gegeben – Tausende von Arten, die ausgestorben sind.

Die großen Themen des christlichen Glaubens

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