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Naturwissenschaften

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Zuerst sind wohl die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften zu nennen. Zeitgemäßer Gottesglaube kann an ihnen nicht einfach vorbeigehen.

 Hirnforschung: Es ist eine legitime Hypothese, Hirnleistungen als Basis unseres Fühlens, Denkens und Handelns zu bezeichnen. Mit den entsprechenden Apparaten lässt sich feststellen, in welchen Regionen des Gehirns sich religiöse Erlebnisse vornehmlich abspielen.

– So konnte der kanadische Neurobiologe Michael A. Persinger15 durch Stimulationen des Schläfenlappens intensive religiöse Erlebnisse erzeugen. Die Probanden erlebten bei gleicher Stimulation ganz Unterschiedliches. So hatten die einen „Gotteserscheinungen“, andere die Erscheinung von „Außerirdischen“ durch „Ufos“. Er deutete dies als Beweis dafür, dass alle Inhalte religiöser Erlebnisse nur „Hirnprodukte“ und Illusionen seien. Persinger ging von der „Projektionstheorie“ der psychologischen Religionskritik aus, wonach Menschen nur deshalb an einen allwissenden und allmächtigen Gott glaubten, weil sie als Säuglinge und Kleinkinder ihre Mütter als allwissend und allmächtig erlebt hätten. Die Erlebnisse wurden offenbar mit Inhalten gefüllt, die bereits im Gehirn gespeichert waren und die kulturell bedingt sind. Würde man solche Stimulationen an Gehirnen vornehmen, die „leer“ sind, in denen also noch keine kulturell vermittelten Gedächtnisinhalte vorhanden sind, könnten die Erlebnisse nicht „gefüllt“ und gedeutet werden. Wenn die „Existenz“ Gottes von vornherein geleugnet wird, ist es nur allzu verständlich, dass man die Ergebnisse so deuten muss, wie Persinger es tut.

– Andere Neurophysiologen mit anderem weltanschaulichen Hintergrund deuten ihre Experimente gänzlich anders und vertreten die Meinung, dass das Gehirn zur Wahrnehmung transempirischer Wirklichkeiten fähig ist. So sind der Neuroradiologe und Religionswissenschaftler Andrew Newberg und der Psychiater Eugene D’Aquili16 der Ansicht, dass im Gehirn eine „transzendente Wirklichkeit“ wahrgenommen werde. Im Gehirn seien „Anlagen“ entwickelt, um transzendente Wirklichkeiten wahrzunehmen. Die Religion habe mithin eine neurophysiologische „Basis“, die sicher stelle, dass es mystisch-religiöse Erfahrungen gibt, so lange es Lebewesen mit derartigen Hirnstrukturen gibt. Die „Gehirnmaschinerie“ sei zugleich eine „Transzendenzmaschinerie“, die ein „Fenster“ zur transzendenten Wirklichkeit, ja zum „Göttlichen“ eröffne. Der Neurologe Vilayanur S. Ramachandran17 will sogar ein eigenes „Gottesmodul“ im Gehirn entdeckt haben. Er „begründete“ diese kühne These mit der Beobachtung, dass Menschen mit epileptischen Anfällen, die im Bereich des Schläfenlappens lokalisiert werden können, besonders häufig „spirituelle Visionen“ haben. Als Fazit bleibt die Tatsache, dass sich zwar „neuronale Korrelationen“ zu bestimmten Vorstellungen und Vorgängen im Gehirn finden lassen, dass damit aber (zumindest bis jetzt) noch keine Erklärung für deren grundsätzliches Zustandekommen geliefert wird. Nach wie vor bleibt rätselhaft, wie ein messbarer materieller Vorgang in den Gehirnregionen (Schaltungen, Vernetzungen, funktionelle Verknüpfungen) in einer ganz anderen Dimension als (Transzendenz-)Bewusstsein erlebt werden kann.

 Evolution: Die Vorstellung, dass die Naturgesetze jederzeit durch ein Prinzip, das außerhalb der Welt liege, aus den Angeln gehoben werden könnten, ist für das moderne Denken nicht (mehr) akzeptabel. Kann man sich Gott noch vorstellen als ein jenseitiges Wesen, das nach Belieben in die Welt eingreift oder eben auch nicht? Mensch und Kosmos sind keine Handpuppen in einem göttlichen Marionettentheater. Außerdem wäre ein solcher Gott ein Willkürgott

Die großen Themen des christlichen Glaubens

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