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3. Jahwe – der Einzige und Einsame

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Der „Name“ des Gottes, der schließlich nach einem langen Ringen zum einzigen Gott Israels aufstieg, war „Jahwe“. In der deutschen Einheitsübersetzung der Bibel wird er mit „Ich-bin-da“ wiedergegeben (vgl. Ex 3,14). In der hebräischen Sprache, im Urtext der Bibel, besteht dieser „Name“ eigentlich aus drei Wörtern und ist nicht in der ersten, sondern in der dritten Person Singular gefasst: „’ehjé ‘ashér ‘ehjéh“. Eine genaue Übersetzung erweist sich als schwierig. Das in der Einheitsübersetzung gewählte „Ich-bin-da“ ist wenig aussagekräftig; es wirkt zu statisch, unlebendig und unbeweglich. Bei der hebräischen Satzkonstruktion handelt es sich um eine „tatkräftige Verbalform im Futurum“ (Pinchas Lapide6). Eine Wiedergabe mit „Ich bin, der ich bin“, wie sie in älteren Bibelübersetzungen zu finden war, ist daher völlig unzutreffend und irreführend. Neuere Exegeten ziehen deshalb eine umschreibende und beschreibende, sinngemäße Übertragung vor. So übersetzt Alfons Deißler den Gottesnamen „Jahwe“ mit: „Ich bin da und werde da sein als dein helfender und heilvoller Gott, was auch geschehe.“7 Und Erich Zenger verwendet, dem hebräischen Original entsprechend, sogar die dritte Person: „Er ist da und er will da sein so, wie er von seinem tiefsten Wesen her da sein will: nämlich als der, der befreit und vom Tod zum Leben hinüberführen kann und will.“8

Durch solche Versuche gewinnt der Gottes-„Name“ (eigentlich besser: die Gottes-Aussage oder -Ansage) eine überraschende Dynamik: „Ein Wirksam-Sein, ein Quicklebendig-Sein, ein Mit-Sein und ein Sich-Erweisen […], die allesamt als ein pausenloser Werdegang erfahren werden. […] Es gehört zu Gottes dynamischem Wesen, dass es im Werden ist und sich im innerweltlichen Wirken äußert.“9

Der Jahwe-Name Gottes ist ein Aufruf, immer wieder in den unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungssituationen nach dem sich darin offenbarenden Gott zu forschen. „Jahwe“ ist eine Aufforderung zum Suchen: „Wenn ihr mich sucht, so sollt ihr mich finden; wenn ihr nach mir fragt von ganzem Herzen, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr“ (Jer 29,13f.). Wer meint, den Namen Gottes gefunden zu haben und ihn nun in Besitz nehmen zu können, verfehlt Gott; er verehrt nur sein eigenes Bildwerk, das er sich von Gott gemacht hat; er trifft auf sein eigenes Phantasiegebilde.

Neuere sprachwissenschaftliche Untersuchungen sehen allerdings in der hebräischen Deutung des Gottesnamens „Jahwe“, wie sie Ex 3,14 vornimmt („’ehjéh ‘ashér ‘ehjéh“), schon einen Erklärungsversuch des biblischen Redaktors aus späterer (nachjahwistischer) Zeit. So glaubt Ernst Axel Knauf, in den vier Buchstaben des Gottesnamens JHWH (die hebräische Schrift kennt keine Vokale) eine Verbform der arabischen Basis HWY (= „wehen“) identifizieren zu können, die auch in den Schriften des Alten Testaments unter den Bedeutungen „fallen“ (Schnee: Ijob 37,6) oder aber „über jemand herfallen“ (2 Sam 11,2) anzutreffen ist.10 Sollte dies tatsächlich die ursprüngliche Bedeutung des dem Gottesnamen zugrunde liegenden Verbums sein, so spiegelt sich darin offenbar die Erfahrung überraschender Manifestationen einer Wirklichkeit wider, deren Dynamik nicht vorauszuberechnen ist. Jahwe wäre dann als ein Gott, der unsichtbar „weht“ wie der Wind, der aber auch „plötzlich herabkommt“ und in eine Menschenmenge „einbricht“ – schützend oder schlagend.11

Der Gottesname (Jahwe) wurde und wird von gläubigen Juden nicht ausgesprochen. In biblischer Zeit durfte ihn der Hohepriester einmal im Jahr am Versöhnungstag (Yom Kippur) im Allerheiligsten des Jerusalemer Tempels in den Mund nehmen. Nach gemeinorientalischer Vorstellung bedeutet den Namen eines Menschen und erst recht den Namen Gottes zu kennen und auszusprechen, die Versuchung, Macht über diesen Menschen oder über Gott auszuüben. Durch das Verbot, den göttlichen Namen auszusprechen, wurde Israel wohl auch daran erinnert, dass nicht selten eine beträchtliche Gefahr für die Religion und für die religiöse Praxis gerade von jenen Menschen ausgeht, die meinen, Gott genau zu kennen und über sein innerstes Wesen bestens informiert zu sein. Denn dieser scheinbar so gut bekannte „Gott“ lässt den begründeten Verdacht aufkommen, nur Gebild von Menschenhand zu sein.

Die großen Themen des christlichen Glaubens

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